Mumbais Baulöwe Mangal Prabhat Lodha Der König des Molochs

Immobilienentwickler Lodha zahlt Lizenzgebühren für das Projekt.
Bangkok Zu dem erfolgreichen Leben des Mangal Prabhat Lodha gehört auch ein vernichtender Sieg gegenüber einem kleinen Restaurant der Pizzakette Domino’s. Vor einigen Jahren organisierte der indische Multimilliardär eine Kampagne gegen eine Filiale in seiner Nachbarschaft und zog mit Demonstranten sogar direkt vor deren Eingangstür. Schließlich machte der Laden dicht. Das Vergehen des Restaurants: Es hatte in Lodhas Wahlbezirk Fleisch verkauft. Er fühle sich von dem Geruch belästigt, sagte Lodha einer Zeitung.
Der Fall zeigt: In Malabar Hill, dem teuersten Stadtteil Mumbais und damit auch des gesamten Subkontinents, läuft fast nichts ohne den Segen des Baulöwen. Zumal er sich mittlerweile auch immer stärker politisch engagiert. Sein Immobilienimperium, eines der größten in ganz Indien, lässt er inzwischen hauptsächlich von seinen beiden Söhnen verwalten. Er selbst hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Welt in einen besseren Ort zu verwandeln – oder besser gesagt in das, was er dafür hält.
Neben mehreren sozialen Projekten liegt dem streng gläubigen Hindu dabei vor allem eines am Herzen: Der Verzicht auf Fleisch und der Schutz der Kühe, die in Indien heilig sind. Was aus europäischer Perspektive vielleicht unwichtig erscheint, ist in Indien ein ernstes Thema. Regelmäßig kommt es wegen religiös-kulinarischen Meinungsunterschieden zu Ausschreitungen, bei denen manchmal sogar Menschen getötet werden.
Es ist ein Thema, das die Gesellschaft ähnlich spaltet wie im Westen die Flüchtlings- und Einwanderungspolitik. Man kann sich damit viele Feinde machen – aber auch viele Stimmen bei konservativen Hindus sammeln. Lodha gilt dabei als einer der prominentesten Vertreter der Kuh-Schützer und Vegetarier in Indien. Vergangenes Jahr stellte er sich an die Spitze des rechten Flügels seiner hindu-nationalen Bharatiya Janata Party (BJP) und forderte ein komplettes Rindfleisch-Verbot im Bundesstaat Maharashtra. Monatelang tobte in der Öffentlichkeit ein hitzige Debatte über den Gesetzesvorschlag. Schließlich setzte sich Lodha durch. Der strenge Hindu ist hier ähnlich kompromisslos wie der Amerikaner Donald Trump.

60-Jähriger mit Faible für Hochhäuser.
Wie Trump ist Lodha auch erst in seiner zweiten Karriere Politiker. Den Grundstein für seinen Einfluss legte der Sohn eines Richters mit seiner erfolgreichen Immobilienfirma. 1980 startete der mittlerweile 60-Jährige sein erstes Projekt in Mumbai, von Anfang an konzentrierte er sich dabei auf Luxusobjekte. Als Erster in Indien kam er auch auf die Idee, nur ausgewählte Wohnungskäufer zuzulassen. Diese „Invitation only“-Strategie machte seine Projekte noch exklusiver und nachgefragter. Wer eine Adresse in einem Lodha-Turm vorweisen kann, der hat es geschafft.
Nach und nach baute er zudem seinen politischen Einfluss aus. Seit 1995 sitzt er als Abgeordneter von Malabar Hill im Parlament des Bundesstaates Maharahstra, dort ist er außerdem Vizepräsident der BJP, die in Maharashtra die Macht hat und der auch der indische Regierungschef Narendra Modi angehört.
Wegen seines gigantischen Reichtums hat Lodha erheblichen Einfluss in der Partei. In einem geheimen Tonmitschnitt, der erst kürzlich an die Öffentlichkeit gelangte, sagte der ehemalige Regierungschef von Maharashtra, Raj Purohit, über den Baulöwen: „Er hat im Wahlkampf Millionen ausgegeben ... mit der Kraft seines Geldes kontrolliert er jeden.“ Dem US-Magazin „Forbes“ zufolge verfügt Lodha derzeit über ein Kapital von knapp zwei Milliarden US-Dollar und gehört damit zu den 30 reichsten Indern.
Während Lodha seine politische Karriere weiter vorantreibt, bauen seine Söhne das Firmen-Imperium weiter aus. Derzeit ist das Unternehmen an rund 30 Großprojekten beteiligt. Mittlerweile engagiert sich die Familie auch international und errichten mit dem Lincoln Square einen exklusiven Wohnblock im Herzen Londons. Der Fokus bleibt jedoch auf Mumbais Immobilienmarkt sowie ein paar Objekten in Pune und Hyderabad.
Wolkenkratzer in Arbeit
Dabei macht die Lodha Gruppe mittlerweile auch Geschäfte mit Donald Trump. In Mumbai errichten Bauarbeiter derzeit den „Lodha Trump Tower“. Ein Wohn-Wolkenkratzer mit 75 Stockwerken, der spätestens bis 2018 fertiggestellt sein soll. Trump ist in dem Projekt nicht investiert, kassiert aber Gebühren für die Namensrechte. Die Wohnanlage soll unter anderem mit einem Cricketfeld, sieben Swimmingpools und Wasserfällen ausgestattet sein. Die günstigsten Apartments sind bereits ab etwas mehr als einer Million Euro zu haben.
Die Kooperation mit Donald Trump ist jedoch nicht das wichtigste Projekt der Lodha Group. Neues Aushängeschild wird der 442 Meter hohe Turm „World One“ in Mumbai: Kein anderes Gebäude in Indien wird so weit in den Himmel ragen. Wenn er bis 2018 fertigstellt ist, könnte er für kurze Zeit sogar der höchste Wohnturm der Welt sein.
Am Rande Mumbais ist die Lodha Gruppe außerdem maßgeblich am Bau einer riesigen Retorten-Stadt beteiligt. An der Planung der sogenannten Palava City sind auch die US-Großkonzerne IBM und General Electric beteiligt. Später sollen hier einmal mehrere Zehntausend Familien wohnen und so den aus den Nähten platzenden Moloch Mumbai etwas entlasten.
Zuletzt warnten Ratingagenturen jedoch, dass sich die Lodha Gruppe etwas übernehmen könnte. Moody’s und Fitch stuften die Bonität des Unternehmens herunter. Die Analysten merkten unter anderem an, dass die Verkäufe der Gruppe in den vergangenen Monaten deutlich unter den Erwartungen zurückblieben. Fitch senkte das Rating von B auf B+ und setzte den Ausblick auf negativ.
Und auch in der Kontroverse um das Rindfleisch musste Lodha eine Niederlage einstecken. Sein von ihm durchgesetztes Gesetz wurde im Frühling vom Obersten Gericht in Maharashtra gekippt. Rindfleisch dürfte weiterhin verzehrt und besessen werden, urteilten die Richter. Aber immerhin: Das Schlachten und Verarbeiten von Kühen bleibt verboten.
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