Neuer Anlauf zur Übernahme Vonovia droht mit Dividendenstreichung bei Deutscher Wohnen

Durch die anziehenden Gaspreise können die Nebenkosten-Abrechnungen für Mieter sprunghaft steigen.
Berlin Der Wohnungskonzern Vonovia warnt Anteilseigner seines Übernahmeziels Deutsche Wohnen vor einer langen Durststrecke bei den Dividenden. „Für die Kleinaktionäre ist auch wichtig zu wissen, dass die Vonovia als Mehrheitsaktionär der Deutschen Wohnen sich dafür einsetzen wird, dass die Deutsche Wohnen keine Dividenden mehr auszahlt“, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.
Zuvor hatte Deutschlands größter Wohnungskonzern einen neuen Versuch unternommen, den Konkurrenten Deutsche Wohnen zu übernehmen. Am Montag legte das Bochumer Unternehmen ein öffentliches Übernahmeangebot für die Deutsche-Wohnen-Aktien vor.
Ab sofort können Deutsche-Wohnen-Aktionäre ihre Aktien für 53 Euro andienen – ein Euro mehr als beim letzten Mal. Die Angebotsfrist endet am 20. September 2021. „Ein drittes Angebot wird es nicht geben. Eine Erhöhung des Angebotspreises ist ausgeschlossen“, heißt es in der Ankündigung von Montag. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn und seine Vorstandskollegen unterstützen den 19 Milliarden Euro schweren Übernahmeversuch.
Das letzte Angebot von Vonovia im Mai 2021 war an der Hürde von 50 Prozent gescheitert. Der Konzern konnte nur 47,6 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien einsammeln. In einem Interview mit dem Handelsblatt führte Vonovia-Chef Buch die gescheiterte Übernahme darauf zurück, dass einige Investoren zu hoch gepokert hätten und sich dabei verspekulierten. Die Übernahmeofferte wurde anders als vielleicht erwartet nicht nachgebessert.
Für den erneuten Anlauf ist Buch optimistisch gestimmt. „Ich bin zuversichtlich, dass es jetzt klappen kann“, sagte er. Vonovia habe die Lehren aus dem Scheitern des vergangenen Übernahmeangebots an die Deutsche-Wohnen-Aktionäre gezogen und spreche sie nun besser an. Man habe dazu mehr Banken eingespannt. Morgan Stanley, Perella Weinberg, Bank of America Merrill Lynch und Parkview Partners unterstützten die Bochumer. „Die Gespräche mit den Investoren (...) werden in dieser Woche intensiviert“, kündigte Buch an.
Dazu habe Vonovia gemeinsame Teams mit der Deutschen Wohnen gebildet. „Wir haben gelernt, dass ein Deal, der eigentlich selbstverständlich ist, trotzdem scheitern kann“, räumte Buch ein. „Deshalb bemühen wir uns, möglichst viele Investoren zu erreichen.“ Anteilseignern der Deutschen Wohnen müsse aber auch klar sein, dass es keine verbesserte Offerte und bei einem Scheitern des aktuellen Anlaufs kein Pflichtangebot geben werde. „Es ist dieses Angebot oder keines mehr“, unterstrich Buch.
Vonovia ist mit 415.000 Wohnungen der größte Immobilienkonzern Deutschlands. Mit der Übernahme der Deutschen Wohnen, die mit ihren 155.000 Wohnungen schwerpunktmäßig in Berlin aktiv ist, würde die Spitzenstellung Vonovias in Deutschland zementiert.
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