Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Wohneigentum Nur eine „Reichenheim-Zulage“? – Schlechte Noten für das Baukindergeld

Der Plan der Regierung, durch ein Baukindergeld die Eigentumsquote zu steigern, geht nicht auf, zeigt eine Studie. Die Grünen warnen vor Mitnahmeeffekten.
18.04.2018 Update: 18.04.2018 - 12:36 Uhr Kommentieren
Immobilien: Schlechte Noten für das Baukindergeld Quelle: dpa
Einfamilienhaus

Die Wirkung des von der GroKo vereinbarten Baukindergeldes ist umstritten.

(Foto: dpa)

Berlin, Düsseldorf Im Wohnungseigentum steckt eine effektive Chance zur Altersvorsorge. Genutzt wird sie allerdings zu wenig. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Wohnungsbau-Studie, die das auf Wohnungsmärkte spezialisierte Pestel-Institut am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat.

Auftraggeber der Studie ist das „Verbändebündnis Wohneigentum“. In ihm haben sich sechs Verbände der Architekten, Bauingenieure und Bauherren sowie der Bau- und Immobilienwirtschaft zusammengeschlossen, darunter die Bundesarchitektenkammer und der Immobilienverband Deutschland (IVD).

In der Studie beleuchten die Wissenschaftler auch das von der Großen Koalition geplante Baukindergeld. „Es kostet vier Milliarden Euro staatliche Förderung pro Jahr“, sagt der Leiter des Forschungsinstituts mit Sitz in Hannover, Matthias Günther. Trotzdem sei das Baukindergeld eine vertane Chance zur Alterssicherung. Allein werde es zu keiner spürbaren Steigerung der Wohneigentumsquote führen.

Der Grund: Das Baukindergeld, so das Pestel-Institut, spreche nur die an, die ohnehin Eigentum bilden würden. Es gebe aber mehr Bevölkerungsgruppen, für die eine Eigentumsförderung aus staatlicher Sicht sinnvoll sei. Eine Nur-Baukindergeld-Politik verschenke für weite Teile der Bevölkerung die Möglichkeit einer verlässlichen Alterssicherung durch die selbst genutzten vier Wände, so Institutsleiter Günther.

Die Pläne der Bundesregierung sehen vor, Familien für den Ersterwerb von Neubau oder Bestand über einen Zeitraum von zehn Jahren ein sogenanntes Baukindergeld als Zuschuss aus dem Bundeshaushalt in Höhe von 1200 Euro je Kind und pro Jahr zu zahlen. Das zu versteuernde Haushaltseinkommen darf 75.000 Euro plus 15.000 Euro je Kind nicht übersteigen.

„Diese Studie ist ein vernichtendes Urteil zum sogenannten Baukindergeld. Unter dem Deckmantel der sozialen Gerechtigkeit soll hier noch mehr Geld in den ohnehin schon überhitzten Immobiliensektor gepumpt werden“, schimpft der Bau- und wohnungspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Christian Kühn.

In Wirklichkeit sei das Baukindergeld aber eine „Reichenheim-Zulage“, die nur denen nutze, die ohnehin nicht von Altersarmut betroffen seien. Hier würden nicht Kinder gefördert, sondern dicke Konten. Kühn prophezeit: „Die vier Milliarden, die die Bundesregierung für diese Reichenheim-Zulage bereitstellen will, werden weitgehend wirkungslos verpuffen. Damit wird keine einzige bezahlbare Wohnung zusätzlich geschaffen, aber Mitnahmeeffekte in großem Stil verursacht.“ Dagegen verteidigt der Mietrechtsexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jan-Marco Luczak, das Baudkindergeld: "Es hilft jungen Familien ihren Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen."

Die Pestel-Studie hat hier vor allem Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen im Blick, die sich ohne staatliche Unterstützung kein Wohneigentum leisten könnten. Ebenso Mieter in teuren Großstädten und Metropolregionen. Vor allem aber auch die geburtenstarken Jahrgänge der heute 45- bis 55-Jährigen, die ab 2030 in Rente gehen.

Für diese Bevölkerungsgruppe prognostiziert die Studie ein hohes Risiko, durch Miete in Altersarmut zu rutschen. 40 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die sich ab 2030 in den Ruhestand verabschieden, bekämen künftig weniger als 800 Euro pro Monat von der gesetzlichen Rentenversicherung – und das selbst bei 40 Beitragsjahren mit Vollzeitbeschäftigung.

Davon seien Miete, Wohnneben- und Lebensunterhaltungskosten nicht mehr zu bezahlen. „Die Zeitbombe der Altersarmut tickt“, sagte Michael Schick, Präsident des Immobilienverbandes IVD.

Grünen-Politiker Kühn setzt einen komplett anderen Schwerpunkt zur Vermeidung von Altersarmut: „Der beste Schutz vor Altersarmut beim Wohnen sind günstige Mieten. Deshalb brauchen wir eine funktionierende Mietpreisbremse ohne Ausnahmen und müssen Immobilienspekulation konsequent einen Riegel vorschieben.“ Von günstigen Mieten profitierten alle, junge Familien, Rentnerinnen und Rentner und zukünftige Eigentümerinnen und Eigentümer, ist Kühn überzeugt.

FDP und IW-Institut haben Vorbehalte gegen das Baukindergeld
Seite 12Alles auf einer Seite anzeigen
Mehr zu: Wohneigentum - Nur eine „Reichenheim-Zulage“? – Schlechte Noten für das Baukindergeld
0 Kommentare zu "Wohneigentum: Nur eine „Reichenheim-Zulage“? – Schlechte Noten für das Baukindergeld"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%