Infrastruktur Meine Straße, meine Brücke, mein Flughafen

Stabile und kontinuierliche Renditen fürs Depot
München Wer nach sicheren und regelmäßigen Erträgen sucht, sollte sich die Service Corporation International (SCI) ansehen. Das Geschäftsmodell des US-Unternehmens ist konjunkturunabhängig und stabil. Schließlich ist SCI nach eigenen Angaben eines der führenden Bestattungsunternehmen in Nordamerika und zudem in Südamerika, Europa und Australien tätig. Der Konzern ist ein riesiges Netzwerk, bestehend aus Friedhöfen, Bestattern und Krematorien, und ist aufgrund seiner Größe in der Lage, erhebliche Kostenvorteile zu generieren.
Doch vor allem ist es ein Geschäft, das – getreu dem Motto „Gestorben wird immer“ – kaum an der Konjunktur hängt und sich stetig und stabil entwickelt. Und SCI ist, als Friedhofbetreiber, ein Beispiel für ein Infrastrukturunternehmen, das in der Lage ist, seinen Anlegern einen stabilen Cashflow zu liefern – unabhängig vom Wirtschaftszyklus. Der Bereich Infrastruktur kann für Investoren mit einigen Eigenschaften aufwarten, die derzeit besonders attraktiv und gefragt sind. „Wir haben es ja mit extrem niedrigen und zum Teil negativen Zinsen zu tun“, erklärt Michael Gollits, Vorstand des Vermögensverwalters von der Heydt & Co. „Damit fällt eine ganze Anlageklasse, nämlich die der sicheren Zinsprodukte, komplett weg, und das müssen Investoren durch alternative Anlagen so gut wie möglich ersetzen.“
Ein Baustein könnten dabei Infrastrukturinvestments sein. „Sie müssen bedenken, dass die Cashflows, die es in diesem Bereich gibt, oft reguliert oder durch Verträge abgesichert sind“, erklärt Jeremy Anagnos, Manager des Fonds Nordea 1 – Global Listed Infrastructure. „Sie sind damit weniger anfällig für zyklische Schwankungen und bieten ein hohes Maß an Stabilität und Visibilität.“ Darüber hinaus bietet diese Anlageklasse noch weitere Vorteile, wie Gollits klarmacht: „Anleger können damit ihr Portfolio breiter diversifizieren – und Infrastruktur bietet in der Regel einen Inflationsschutz sowie eine gewisse Krisenresistenz.“
Vorteile, die nicht nur Friedhofsbetreiber bieten. Das klassische Beispiel ist die Mautstraße. Der Eigentümer verpachtet diese an einen Betreiber, der sie instand hält. Die Kosten deckt er durch Gebühren, die die Nutzer dafür zahlen. Entscheidend ist dabei, dass der Betreiber gut kalkulieren kann, wie viele Fahrzeuge diesen Verkehrsweg üblicherweise befahren. Er kann seine Einnahmen und Ausgaben sehr gut planen und so einen stabilen Zahlungsfluss erwirtschaften.
Anagnos sieht deshalb noch einen weiteren Vorteil: „In der Tat bestehen in diesen Bereichen oft hohe Eintrittsbarrieren, die verhindern, dass neue Wettbewerber auftreten.“ Der Infrastrukturbereich ist meist durch ein natürliches Monopol gekennzeichnet. Ähnlich wie bei der Mautstraße funktioniert dies dann im gesamten Infrastrukturbereich.
Die größere Herausforderung besteht für Anleger aber gar nicht in der Frage, in welche Art von Infrastruktur sie investieren sollen. Sondern vielmehr darin, über welches Anlagevehikel dies am besten funktioniert. Der gängigste Weg sind Infrastrukturaktien. Dass die Fondsgesellschaft Nordea im Frühjahr einen neuen Infrastrukturaktienfonds aufgelegt hat, ist kein Zufall. „Ich denke, dass wir in der derzeitigen Spätphase des Zyklus auch weiterhin eine hohe Volatilität am Aktienmarkt sehen werden“, erklärt Fondsmanager Anagnos. „Und da bietet der Infrastrukturbereich eine defensive Investition. Solche Aktien bieten nämlich nicht nur einen gewissen Schutz nach unten, sondern sind auch langfristig in der Lage, Renditen zu liefern, die den Erträgen am breiten Aktienmarkt ähnlich sind.“

Tatsächlich haben sich entsprechende Aktienfonds auch schon in der Vergangenheit recht gut entwickelt. Der laut dem Fondsanalysehaus Morningstar beste Fonds, der First State Global Listed Infrastructure Fund, brachte in den vergangenen zehn Jahren 12,2 Prozent im Schnitt pro Jahr. Damit schnitt er deutlich besser ab als der Index MSCI World, der im gleichen Zeitraum per Ende September auf ein Plus von 9,3 Prozent pro Jahr kam. Dabei betrug die Volatilität des Fonds rund 9,2 Prozent, während es beim Weltaktienindex in den vergangenen drei Jahren 11,30 Prozent waren, langfristig lagen die Schwankungen noch höher.
Mit anderen Worten: Der Fonds zeichnete sich in diesem Zeitraum nicht nur durch eine bessere Rendite, sondern auch noch durch ein geringeres Risiko aus. Interessanterweise schnitt auch der passiv gemanagte iShares Global Infrastructure ETF nicht schlecht ab. Der ETF legte auf Sicht von zehn Jahren immerhin 10,0 Prozent pro Jahr zu und ist damit etwas besser als der MSCI World. Allerdings ebenfalls mit geringeren Kursschwankungen.
Die Alternative zu einem Aktieninvestment ist der Anleihemarkt. „Auch hier gilt, dass die Abhängigkeit von den Konjunkturzyklen gering ist“, sagt Vermögensverwalter Gollits. „Außerdem waren die Ausfallraten in der Vergangenheit deutlich niedriger als bei anderen Unternehmensanleihen.“ Zudem könnten Anleger in diesen Bereich immer besser investieren. „Inzwischen finden Sie dort sowohl im Investment-Grade- wie auch im High-Yield-Segment eine ausreichende Auswahl an Investments, mit der Sie ein gut gestreutes Portfolio aufbauen können.“
Ganz einfach ist das allerdings nicht. Zwar gibt es gut verzinste Anleihen von Emittenten wie dem Friedhofsbetreiber SCI, von Delhi International Airport oder dem Eurotunnel-Betreiber GetLink. Dennoch braucht es eine profunde Analyse von Emittenten und Anleihen. Wer das nicht selbst tun möchte, dem bieten sich bislang jedoch kaum Alternativen. In der Tat gibt es nur einen Fonds, der sich auf Infrastrukturanleihen konzentriert: und zwar den auf das High-Yield-Segment fokussierte Ovid HY Infrastructure Income UI Fonds (ISIN: DE000A112T83), bei dem Michael Gollits als Berater fungiert. Der Fonds weist für die vergangenen drei Jahre eine Entwicklung von 1,43 Prozent pro Jahr aus. „Wobei für uns entscheidend ist, dass wir eine laufende Ausschüttung von 3,5 bis vier Prozent anstreben“, erläutert der Fondsberater.
Ferner gibt es mit Direktinvestments in einzelnen Projekten, mit Private-Equity-Beteiligungen oder geschlossenen Fonds weitere Alternativen, um in den Infrastrukturbereich zu investieren. „Der Haken daran ist aber die mangelnde Liquidität, weshalb wir Aktien oder Anleihen in diesem Bereich bevorzugen“, so Gollits. Zwar bieten außerbörsliche Beteiligungen eine Prämie für die geringe Liquidität. „Aber meines Erachtens ist sie nicht so attraktiv, dass es sich lohnt, das Risiko der mangelnden Liquidität auf sich zu nehmen.“
Vor allem wer Liquidität braucht, sollte sich eher auf Aktien und Anleihen konzentrieren. Das gilt umso mehr, da die Renditen besonders im Aktienbereich in den vergangenen zehn Jahren recht attraktiv waren. Nur wer die höhere Volatilität am Aktienmarkt vermeiden möchte und auf sein Kapital länger verzichten kann, sollte Direktinvestments oder Private Equity in Betracht ziehen. Infrastrukturinvestments können aufgrund ihrer stabilen Cashflows und der oftmals geringen Konjunkturabhängigkeit eine interessante Beimischung in jedem Portfolio sein.
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