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Aktie unter der Lupe Anlegern fehlt bei der Telekom die Wachstumsfantasie

T-Aktien haben stark an Wert verloren – obwohl der Konzern seine Versprechen einhielt. Die Bonner teilen das Schicksal mit anderen Telekomanbietern.
18.03.2018 - 19:46 Uhr Kommentieren
Die geplatzte Fusion mit dem US-Konkurrenten Sprint belastet die Aktie. Quelle: dpa
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Die geplatzte Fusion mit dem US-Konkurrenten Sprint belastet die Aktie.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Seine Frau hätte am Morgen gesagt, seine Stimmung korreliere mit dem Aktienkurs des Konzerns, erzählte Telekom-Chef Timotheus Höttges bei der Präsentation der Jahresbilanz Mitte Februar. „Dementsprechend können Sie sich ja vorstellen, wie meine Stimmung momentan ist“, sagte er. Zum Glück für seine Familie und seine Mitarbeiter war das nicht ganz ernst gemeint – denn sonst wäre Höttges seit Mitte Mai vergangenen Jahres sehr oft sehr schlecht gelaunt gewesen.

Die Aktie der Deutschen Telekom hat seit diesem Zeitpunkt stark an Wert verloren: Sie fiel von 18 Euro auf nun gut 13 Euro. „Schlusslicht im Dax“ wurde für den Konzern ein oft wiederholtes, unliebsames Attribut.

Dabei lief es doch eigentlich gut für Höttges und die Aktie der Deutschen Telekom: Kostete sie zu seinem Amtsantritt im Januar 2014 noch 12,20 Euro, stieg ihr Preis bis April 2015 schnell auf rund 17,50 Euro, danach pendelte der Wert erst um 16, dann um 15 Euro. Doch dann interessierten sich ab Ende 2016 immer mehr Anleger für die Telekom, bis die Aktie schließlich, am 25. Mai 2017, die 18-Euro-Marke knackte. Rekordpreis. Zumindest auf Sicht von 15 Jahren.

Höttges und sein Team sahen sich bestätigt: Quartal um Quartal legten sie selbstbewusst die Bilanz vor: Umsatz, Ergebnis, Marge, alles stieg. Und das trotz steigender Investitionen und Dividenden. Die Versprechungen, die sie gemeinsam im Februar 2015 beim Kapitalmarkttag gemacht hatten, hielten sie ein. Und obwohl die Telekom 2016 und 2017 insgesamt fast drei Milliarden Euro auf die Beteiligung am britischen Telekommunikationsanbieter BT abschreiben musste, waren die Anleger zuversichtlich.

Getragen wurde der Optimismus unter den Aktionären durch die Vorgänge, die sich in dieser Zeit in den USA hinter verschlossenen Türen abspielten – von denen aber Details nach draußen drangen: Die Deutsche Telekom verhandelte mit dem japanischen Konzern Softbank über eine Fusion ihrer beiden US-Mobilfunktöchter T-Mobile US und Sprint, bei dem die Telekom die Oberhand bekommen wollte.

Experten hatten die möglichen Einsparungen aus Synergieeffekten auf bis zu 45 Milliarden Dollar geschätzt. Der Konzern hätte auf einen Schlag rund 60 Millionen Kunden hinzugewonnen und auf einem Level mit den beiden führenden US-Telekommunikationsanbietern AT&T und Verizon gestanden.

Es wäre ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Deutschen Telekom gewesen, deren Erfolg mittlerweile stark mit der US-Tochter verknüpft ist. Doch bereits ab Ende Mai schwand der Optimismus der Analysten – obwohl die Hauptversammlung gerade die erneute Erhöhung der Dividende auf 60 Cent genehmigt hatte. Als dann Anfang November bekannt wurde, dass die Fusion mit Sprint geplatzt war, war der Aktienkurs bereits auf 15 Euro abgesackt. Danach ging es fast nur noch bergab.

Ohne Aussicht auf den Zusammenschluss in den USA leidet die Telekom-Aktie unter dem gleichen Problem wie alle Wertpapiere europäischer Telekommunikationsanbieter: Sie sind schlicht unbeliebt. Das Papier der britischen BT verlor in den vergangenen drei Jahren über 50 Prozent. Bei der Aktie der spanischen Telefónica summiert sich der Verlust auf 38, bei Telecom Italia auf 30 und bei Vodafone auf zehn Prozent.

Da hat die Deutsche Telekom mit einem Abschlag von 23 Prozent in drei Jahren noch besser abgeschnitten. Der Beste unter den Verlierern ist die französische Orange mit einem Kursminus von neun Prozent.

Verunsicherte Investoren

Telekom-Chef Höttges meint, dass die Politik mitverantwortlich sei für das schlechte Abschneiden der europäischen Telekommunikationsindustrie: „Ausländische Investoren sind angesichts der regulatorischen Veränderungen und Rahmenbedingungen verunsichert“, sagte er bei der Bilanzpräsentation im Februar. „Sie sehen, dass zusätzliche Investitionen erforderlich sind, sie sehen aber nicht, unter welchen Rahmenbedingungen wir sie adäquat verzinst zurückverdienen können.“

Die Telekom hat 2017 allein in Deutschland 5,4 Milliarden Euro investiert. In den nächsten vier Jahren sollen es mehr als 20 Milliarden Euro werden.

Derzeit wird diskutiert, ob und unter welchen Bedingungen Telekomunternehmen ihre Infrastruktur anderen Anbietern zur Verfügung stellen müssen. Sollte der Preis deutlich unter den eigenen Vorstellungen liegen, brauchen sie deutlich länger, damit sich die Investitionen rechnen.

Die meisten Analysten haben ihre Kursziele für die Aktie der Deutschen Telekom gesenkt, empfehlen aber, sie zu halten oder zu kaufen. Karsten Oblinger von der DZ Bank senkte den fairen Wert des Papiers von 18 auf 16,20 Euro, blieb aber bei seiner Kaufempfehlung. Die Telekom habe ihre Ziele vollständig erreicht, allerdings belaste der zum US-Dollar starke Euro, schrieb er in einer Studie.

Die britische Investmentbank Barclays sieht den Wert der Aktie aktuell bei 16 Euro, 2,50 Euro niedriger als zuvor. Analyst Mathieu Robilliard erwartet, dass Kostensenkungen mehr Zeit brauchen als erwartet. Andrew Lee von der US-Investmentbank Goldman Sachs senkte das Kursziel von 18,70 auf 17 Euro, sieht aber weiter attraktives Wachstum für die Telekom, vor allem dank T-Mobile US.

Telekom-Chef Höttges will sich von der Unsicherheit am Markt ohnehin nicht beirren lassen: „Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass wir unternehmerisch das Richtige tun.“

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