Aktie unter der Lupe Trotz Coronakrise: Luxusaktien LVMH und Hermès sind im Höhenflug

Die Aktie setzte sich im Jahr 2020 an die Spitze des französischen Aktienindexes.
Paris Die Reichen und Superreichen sind im vergangenen Jahr noch reicher geworden. Die Coronakrise hat ihnen nicht geschadet. Das hat Luxusaktien in einen Höhenflug versetzt. Allen voran das französische Lederwaren- und Modelabel Hermès: Dessen Aktie ist im Jahr 2020 um 32 Prozent gestiegen und war damit der Gewinner im französischen Aktienindex CAC40. Luxus kennt wie immer keine Krise.
Auch bei der weltweiten Nummer eins im Luxusbereich, dem französischen Unternehmen LVMH (Moët Hennessy Louis Vuitton), entwickelte sich die Aktie bestens, sie stieg im vergangenen Jahr um 23 Prozent. Beide Titel erreichten im Dezember ihre historischen Höhepunkte. Seit Anfang des Jahres fiel die Hermès-Aktie allerdings schon wieder um über ein Prozent. Ein wichtiger Grund für die Erfolge der Luxusaktien ist die starke Verknüpfung mit dem chinesischen Markt, der boomt.
Weniger gut meisterte die französische Konkurrenz Kering die Krise, weil die Verkäufe des Luxuslabels Gucci stagnierten, das am meisten zum Gewinn der Gruppe beiträgt. Die Kering-Aktie konnte das Jahr 2020 noch mit einem Plus von 1,6 Prozent abschließen.
Dabei hatte das Jahr für die Aktien in dem Bereich schlecht begonnen aufgrund von politischen Spannungen in Hongkong, gefolgt von Einschränkungen in Asien, das zuerst von der Coronakrise getroffen wurde. Als der Lockdown dann auch in Europa und den USA begann, fielen die Aktien. Bei Kering gingen die Verkäufe im ersten Quartal um über 15 Prozent zurück, mit Gucci als Verlierer von über 22 Prozent. Bei LVMH ließ der Umsatz um 15 Prozent nach, bei Hermès nur um 6,5 Prozent.
Besonders Hermès konnte auf die Stärke der Lederwaren zählen, die die Haupteinnahmequelle und höchst rentabel sind. In China lief es Anfang 2020 für Hermès weiter gut, und die Verkäufe zogen dort im März sofort wieder an. Im zweiten Quartal fielen sie um 42 Prozent, bedingt durch Lockdowns in aller Welt, bei LVMH um 38 Prozent. Das erste Halbjahr schloss Hermès mit einem Umsatzminus von 25 Prozent ab. Bei LVMH lag das Minus bei 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bei Kering bei fast 30 Prozent.
Analysten loben Widerstandsfähigkeit
Auf den Aktienmärkten kamen die Zahlen von Hermès gut an, Analysten lobten die Widerstandkraft des „Ultraluxus“ und die Perspektiven der Gruppe, die sofort von der Öffnung der Geschäfte nach dem ersten Lockdown profitierte. Im dritten Quartal stiegen die Verkäufe um sieben Prozent, weil die Geschäfte voll waren und es in Asien bestens lief.
Ende September 2020 lag der Umsatz bei rund 4,3 Milliarden Euro, es blieb nur noch ein Rückgang von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei LVMH stand nach den ersten neuen Monaten noch ein Minus von rund 20 Prozent beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in den Büchern.
Die Schweizer Bank UBS vermerkte, dass der Luxusbereich seine Attraktivität bestätigt hat. In einem Kontext der Krise haben die Gruppen ihre Qualitäten gezeigt, die Rentabilität ist hoch, die finanzielle Situation gut und die digitale Entwicklung weit fortgeschritten. Deshalb zogen die Geschäfte der Unternehmen im dritten Quartal schnell wieder an, obwohl die Einnahmen durch den weltweiten Shopping-Tourismus wegfielen.
Allerdings ist nach dem Höhenflug der Luxusaktien im vergangenen Jahr als Gegenreaktion erst mal ein Abschwung zu erwarten, vor allem beim Börsenstar Hermès. Laut der französischen Bank Boursorama,einer Tochtergesellschaft der Société Générale, ist nach dem Konsens der Analysten in den kommenden drei Monaten ein Fall der Hermès-Aktie um über zwölf Prozent möglich. Was den Nettogewinn pro Aktie angeht, lag er im Jahr 2020 bei 10,65 Euro, für 2021 werden 15,13 Euro geschätzt, für 2022 schon 17,39 Euro.
Die LVMH-Aktie, die nicht ganz so stark gestiegen ist wie Hermès, könnte auch ein leichter Abschwung treffen, allerdings laut den Experten nur ein Minus von etwa fünf Prozent in den kommenden drei Monaten. Der Nettogewinn pro Aktie lag im Jahr 2020 bei 8,23 Euro, für 2021 werden 14,11 Euro geschätzt, für 2022 dann 16,40 Euro.
Bei der Kering-Aktie, die 2020 kaum angezogen war, sind die Aussichten in den kommenden drei Monaten dagegen besser, Experten halten einen Kursanstieg von über acht Prozent für möglich. Der Gewinn pro Aktie lag 2020 bei 15,80 Euro, für 2021 werden 22,54 Euro erwartet, für 2022 dann 26,07 Euro.
Junge Käufer treiben das Wachstum
Das Bankhaus Oddo schätzt die wirtschaftlichen Aussichten für den Luxusbereich als sehr gut ein und betont: „Wir sind überzeugt, dass Mode und Lederwaren im Bereich der Luxusbranche besonders gut abschließen, für das vierte Quartal 2020 wieder ein positives Wachstum aufweisen und im Jahr 2021 über das Niveau der Aktivität von 2019 gelangen werden.“ Die Investmentbank Jefferies setzt für LVMH sogar ein Kursziel von 590 Euro innerhalb von zwölf Monaten an, nach einem aktuellen Kurs von knapp 520 Euro: „Die Pandemie verstärkt die Position der Besten in ihrem Bereich.“ Mittelfristig seien die Aussichten sehr gut.
Luxus hat gute Chancen, in den kommenden Jahren noch weiter zuzulegen. Die 1980 bis 1995 Geborenen sind regelmäßige Käufer. Laut der Consulting-Firma Bain & Company machten sie 2019 schon 35 Prozent der Luxuskäufer aus und könnten 45 Prozent im Jahr 2025 erreichen. „Und auf die nachfolgende Generation Z könnten bis 2035 schon 40 Prozent der Luxuskäufe fallen“, glaubt der Luxusexperte John Plassard des Finanzberaters Mirabaud Securities.
Bain & Company hält es für wahrscheinlich, dass die Zahl der Luxuskunden im Jahr 2025 auf 450 Millionen steigt, von 390 Millionen im Jahr 2019. Dafür sorgt vor allem der Aufstieg der Mittelklasse in Asien. Plassard sieht das ähnlich, er glaubt aber, diese Käufergruppe wird vor allem die günstigeren Produkte im Luxusbereich erwerben und auf Angebote achten. Nach diesen Prognosen muss sich die Luxusindustrie kaum Sorgen machen.
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