Alibaba Aktie Das chinesische Amazon strauchelt

Der chinesische Onlinehändler Alibaba plant eine Europaexpansion.
Quelle: imago images
Düsseldorf Die Aktie des chinesischen Internethandelskonzerns Alibaba ist zuletzt unter Druck geraten. Vor allem eine hohe Strafe der Kartellbehörden hat Alibaba geschadet. Alibaba soll seine marktbeherrschende Stellung über Jahre hinweg gesetzwidrig missbraucht hat, heißt es von Seiten des Kartellamts. Seit 2015 habe Alibaba seine Händler an der Nutzung anderer Online-E-Commerce-Plattformen gehindert. Das hatte eine Rekordstrafe von rund 18 Milliarden Yuan, umgerechnet etwa 2,3 Milliarden Euro, zur Folge.
Hinzu kommt der Kurs der chinesischen Regierung, ihre Tech-Konzerne zunehmend zu regulieren. Nun wollen die Behörden offenbar den Zahlungsdienstleister Alipay zerschlagen, an dem Alibaba indirekt beteiligt ist.
Das setzt auch dem Kurs von Alibaba zu, der seitdem kontinuierlich sinkt. Dennoch sehen Analysten Potenzial – zumindest langfristig.
So steht es aktuell um die Alibaba-Aktie:
Alibaba, 1999 vom chinesischen Unternehmer und ehemaligen Englischlehrer Jack Ma gegründet, ist nach eigenen Angaben die größte B2B-Handelsplattform der Welt. Dazu gehören auch das Online-Auktionshaus Taobao, IT- und Clouddienste sowie weitere Online-Services wie den Bezahldienst Alipay. Über das Fintech Ant Group ist Alibaba auch am Bezahldienst Alipay beteiligt.
Die ersten Monate des Jahres 2020 sind dem Unternehmen deutlich ins Kontor geschlagen. Wegen des Ausbruchs der Covid-19-Pandemie in China brachen die Verkaufszahlen ein. Doch der Kurs der Alibaba-Aktie bewegte sich nach einem Einbruch im März 2020 schnell wieder nach oben.
Seit dem Jahreshoch von mehr als 270 Euro Ende Oktober 2020 ist der Kurs der Alibaba-Aktie dann aber Mitte September dieses Jahres bis auf unter 127 Euro abgestürzt, ein Rückgang um beinahe 53 Prozent. Mit kleinen Ausschlägen nach oben kennt die Aktie derzeit eigentlich nur eine Richtung: abwärts. Hier finden Sie den aktuellen Kurs der Alibaba-Aktie.
Der Umsatz von Alibaba stieg im Geschäftsjahr 2020/21 im Vergleich zum Vorjahr zwar um mehr als 40 Prozent. Das Nettoergebnis aber stagnierte bei umgerechnet rund 19,7 Milliarden Euro, der Gewinn je Aktie sank leicht von umgerechnet 7,30 Euro auf 7,20 Euro.
Dass Alibaba seine Aktienrückkäufe unlängst von 8,5 Milliarden Euro pro Jahr auf 12,8 Milliarden Euro aufgestockt hat, hat dem Kurs nur wenig geholfen. Die letzten Quartalszahlen von Mitte des Jahres waren zwar durchaus positiv: Der Umsatz im Kernsegment Online-Handel stieg um rund 34 Prozent. Doch das genügte offenbar nicht, um die Anleger zu beruhigen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt mit aktuell 24,6 zwar deutlich niedriger als in den Jahren 2017 bis 2019, ist aber immer noch recht hoch.
Das sagen die Analysten zur Alibaba-Aktie:
Derzeit hält eine Mehrheit der Analysten die Alibaba-Aktie für einen Kauf-Kandidaten. Grund für diese Einschätzung ist die langfristig intakte Wachstumsprognose des Onlinehändlers. Die Umsätze sollen ab dem zweiten Quartal 2021 nach Meinung einer Mehrheit der Experten deutlich steigen.
35 von 46 Analysten empfehlen die Aktie laut Marketscreener zum Kauf: das mittlere Kursziel lautet 229 Euro. Das wäre im Vergleich zum aktuellen Kurs eine Steigerung um mehr als 70 Prozent. Die optimistischsten Prognosen gehen sogar von Kursen bis 286 Euro aus. Allerdings hat sich die Stimmung seit dem Sommer etwas eingetrübt. Die DZ Bank etwa hat ihre Einschätzung zuletzt auf „Verkaufen“ heruntergesetzt.
Das sind die Chancen der Alibaba-Aktie:
Die Chancen für die Aktie liegen vor allem in der fundamentalen Stärke des Unternehmens. Die finanzielle Ausstattung des Unternehmens ist gut, das durchschnittliche Kursziel ist recht weit vom aktuellen Kurs entfernt. Der Konzern ist sehr profitabel und generiert gute Margen.
Die Cloud-Sparte von Alibaba ist zwar relativ gesehen kleiner als die von Amazon, verfügt aber schon über große Marktanteile. Alibaba ist in wachstumsträchtigen Geschäftsfeldern wie E-Health und digitalem Payment aktiv und verfügt in China über eine enorme Marktmacht: Die Plattformen von Alibaba haben in China einen Marktanteil von 58 Prozent, das zeigen zumindest die Daten von 2018 der digitalen Marketingdatenplattform eMarketer.
Das sind die Risiken der Alibaba-Aktie:
Die große Marktmacht ist eine Chance und zugleich das größte Risiko des Unternehmens. Denn Alibaba liegt im Clinch mit der chinesischen Regierung. Nachdem die Regierung die heimische Tech-Industrie – und damit auch Alibaba – in den vergangenen Jahren praktisch ungebremst hatte wachsen lassen, stutzt sie viele Unternehmen nun radikal zurecht, vor allem mit Hilfe einer deutlich schärferen Regulierung.
Der Börsengang der Alibaba-Beteiligung Ant, zu der Alipay gehört, wurde im Herbst nach Streit mit der Regierung abgesagt. Jetzt gelten strenge Auflagen für das Fintech, die dem Konzern deshalb perspektivisch wohl weniger Gewinn einbringen wird als eigentlich erwartet.
Die staatliche Behörde für Marktregulierung verurteilte Alibaba im Frühjahr 2021 zu einer Rekordstrafe von umgerechnet 2,3 Milliarden Euro, weil der Online-Händler seine marktbeherrschende Stellung ausgenutzt haben soll – dadurch rutschte Alibaba im ersten Quartal in die roten Zahlen. Mitte September wurden Pläne der Behörden bekannt, Ants hochprofitable Zahlungs-App Alipay, zerschlagen und eine getrennte Plattform für das Kreditgeschäft des Unternehmens schaffen zu wollen.
Zuletzt musste Alibaba dann auch noch öffentlichkeitswirksam einen Manager entlassen, der eine Mitarbeiterin sexuell genötigt hat. Das brachte Alibaba weltweit negative Schlagzeilen über eine „toxische“ Unternehmenskultur ein.
So ist das Branchenumfeld von Alibaba:
Alibaba ist in vielerlei Hinsicht mit dem US-Unternehmen Amazon vergleichbar und insbesondere auf seinem Heimatmarkt entsprechend erfolgreich. Das dürfte auch in Zukunft so bleiben, erwarten Analysten. Das Kerngeschäft des E-Commerce wächst in China weiter stark. Gleichzeitig ist der Gegenwind, der Tech-Unternehmen wie Alibaba aktuell in China entgegenschlägt, heftig und könnte einige Risiken für die Aktie mit sich bringen.
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