Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Allianz-Aktie Der Versicherungskonzern Allianz verdient weiterhin gut, trägt aber ein Risiko

Normalerweise verwöhnt die Allianz ihre Aktionäre mit Rekord-Dividenden. Doch ein Ereignis könnte der Aktie schaden.
31.08.2021 - 14:53 Uhr Kommentieren
Der Versicherer galt mal als solide Investition. Ein Skandal und Prozess in den USA sorgt für ein Risiko. Quelle: dpa
Allianz Aktie

Der Versicherer galt mal als solide Investition. Ein Skandal und Prozess in den USA sorgt für ein Risiko.

Quelle: dpa

Düsseldorf Seit Jahren gibt Konzernchef Oliver Bäte ein Versprechen: Die Allianz liefert Gewinne – egal ob Covid-19-Pandemie, Flut, Erdbeben oder andere Naturkatastrophen. Die jüngsten Ermittlungen des US-Justizministeriums gegen mehrere Hedgefonds-Produkte von Allianz Global Investors (AGI) könnten Bäte jetzt aber einen Strich durch die Rechnung machen.

So steht es aktuell um die Allianz-Aktie:

Eigentlich gilt die Allianz als sichere Bank für Anleger, ist sie im Dax ist der größte Dividendenzahler. Selbst im Corona-Jahr 2020 gab es 9,60 Euro je Aktie, insgesamt knapp vier Milliarden Euro. Die Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von nur 9,4 im laufenden Jahr relativ niedrig bewertet und zählt zu den günstigsten im Dax.

Dahinter stehen mehr als solide Geschäftszahlen: Im zweiten Quartal des laufenden Jahres wuchs der Umsatz der Allianz um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 34,3 Milliarden Euro, der operative Gewinn liegt bei 3,3 Milliarden Euro. Der auf die Anteilseigner entfallende Gewinn stieg sogar um 46 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen vieler Branchenexperten.

Haupttreiber für das Umsatzwachstum war der Geschäftsbereich Leben- und Krankenversicherung. Aber auch das Asset Management entwickelte sich gut.

Den aktuellen Kurs der Allianz-Aktie finden Sie hier.

Ausgerechnet die Investmentsparte ist es, die der Allianz jetzt Probleme bereiten könnte: In diesem Jahr büßten die Titel des Versicherers zwischenzeitlich um bis zu zehn Prozent ein, nachdem die Allianz mögliche milliardenschwere Belastungen durch Klagen in den USA öffentlich gemacht hatte. Sogenannte Structured Alpha Fonds der AGI brachten Investoren in der Coronakrise hohe Verluste ein. Heute sind einige dieser Fonds liquidiert, mehrere Klagen gegen die AGI liegen US-Gerichten vor, die geforderten Schadenersatzsummen summieren sich auf bis zu sechs Milliarden US-Dollar. Der Kurs hat sich wieder bei 200 Euro eingependelt.

Obwohl der Versicherer im Moment mächtig Ärger in den USA hat, konnte er zumindest die drohenden Kosten durch die Hochwasserkatastrophe in Europa abfedern: Die Schäden durch Sturmtief Bernd dürften das operative Ergebnis in diesem Jahr mit 400 Millionen Euro belasten, teilte die Allianz mit. Das ist weniger als erwartet: Experten rechneten mit mindestens 500 Millionen Euro, einen Teil der entstandenen Kosten konnte die Allianz allerdings an Rückversicherer abgeben.

Das sagen die Analysten zur Allianz-Aktie:

Was die Entwicklung des Aktienkurses angeht, sind sich die Analysten einig: Auf lange Sicht dürfte die Allianz-Aktie wieder anziehen. Insgesamt 15 Marktbeobachter raten, die Aktie zu kaufen oder aufzustocken. Auch UBS-Analyst Will Hardcastle sieht die Allianz weiterhin auf Wachstumskurs. Er sagt aber auch, dass die endgültigen Folgen rund um den Structured Alpha Fonds nur schwer abzuschätzen sind.

Auch NordLB-Analyst Volker Sack sieht in dem Verfahren ein Risiko: „Juristische Auseinandersetzungen in den USA oder Untersuchungen US-amerikanischer Behörden sind nicht gerade angenehm, zumal der Ausgang teilweise schwer bis gar nicht zu prognostizieren ist“, sagte er. Die NordLB stuft die Allianz-Aktie auf Halten ein. Insgesamt elf Marktbeobachter geben sich ähnlich abwartend, auch sie plädieren auf Halten.

Das sind die Chancen der Allianz-Aktie:

Versicherungsaktien gelten gemeinhin als langweilig. Anleger kaufen sie in der Regel nicht, weil ein spannendes Unternehmen oder aussichtsreiches Produkt dahintersteht. Sie kaufen aufgrund sicherer, hoher Dividenden und die liefert die Allianz: Seit der Finanzkrise schüttet sie hohe und vor allem steigende Dividenden aus. Im Jahr 2010 konnten sich Aktionäre noch über eine Dividende von 4,50 Euro je Aktie freuen, bis heute hat sich die Dividende mit 9,60 Euro je Aktie mehr als verdoppelt.

Besonders attraktiv für Anleger sind die regelmäßigen Rückkaufprogramme des Versicherers: Der Versicherungskonzern hat beschlossen, Aktien im Volumen von insgesamt 750 Millionen Euro zurückkaufen. Das Rückkaufprogramm ist am 18. August gestartet soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Das sind die Risiken der Allianz-Aktie:

Solange es keine Klarheit in den Streitigkeiten mit den US-Gerichten gibt, besteht ein latentes Risiko für Anleger. Die Strafen der US-Behörden stürzten deutsche Konzerne teils in tiefe Krisen: So war es bei dem Automobilhersteller VW, der von US-Gerichten wegen des Betrugs beim Diesel Milliardenstrafen zahlen musste. Oder bei Siemens, als die US-Behörden im Schmiergeld-Skandal 800 Millionen US-Dollar Bußgeld festsetzten.

Selbst der Allianz-Vorstand rund um Bäte kommentierte zuletzt, dass „ein relevantes Risiko besteht“ und „dass die mit den Structured Alpha Fonds verbundenen Angelegenheiten erhebliche Auswirkungen auf künftige Finanzergebnisse der Allianz Gruppe haben könnte.“

So sieht das Branchenumfeld der Allianz aus:

Ob private Rentenfonds oder Lebensversicherungen – gerade in Krisenzeiten waren viele Produkte der Allianz gefragt. In den ersten sechs Monaten 2021 fuhr die Allianz unter dem Strich einen Gewinn von fünf Milliarden Euro ein. Doch auch die Konkurrenz verdiente zuletzt gut: Der Versicherer Axa steigerte seinen Nettogewinn im ersten Halbjahr 2021 auf rund vier Milliarden Euro, der Rückversicherer Munich Re meldete ein Konzernergebnis in Höhe von 1,7 Milliarden Euro. Noch verdient die Allianz mehr als die beiden. Aber ob der Gewinn weiterhin so hoch bleibt, hängt vor allem am Prozess in den USA.

Mehr: Hochspekulative Produkte von Allianz Global Investors stehen auf dem Prüfstand

  • HB Redaktion
Startseite
0 Kommentare zu "Allianz-Aktie: Der Versicherungskonzern Allianz verdient weiterhin gut, trägt aber ein Risiko"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%