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Anlagestrategie Firmeninsider halten sich zurück – Große Verkäufe bei Hello Fresh

Im Januar haben Vorstände und Aufsichtsräte weniger Aktien ihrer eigenen Firmen gekauft als zuvor. Auffällig waren vor allem zwei größere Verkäufe.
05.02.2020 - 03:43 Uhr Kommentieren
Die Aktie des Lebensmittellieferanten hat in den vergangenen Monaten stark zugelegt. Quelle: Hello Fresh
Fertige Gerichte, Zutaten aus der Kochbox von Hello Fresh

Die Aktie des Lebensmittellieferanten hat in den vergangenen Monaten stark zugelegt.

(Foto: Hello Fresh)

Frankfurt Die Vorstände und Aufsichtsräte in Deutschland sind zu Beginn des Jahres 2020 vorsichtiger geworden. Im Januar erreichte der Dax ein neues Rekordhoch bei 13.640 Punkten – und wie so oft in diesen Situationen handelten die Firmenlenker antizyklisch: Sie steckten deutlich weniger Geld in Aktien ihrer eigenen Firmen als in den Wochen zuvor.

Zugleich stieg auch das Volumen der Verkäufe deutlich an. „Auch wenn hier einzelne größere Verkäufe besonders herausstechen, so deutet sich dennoch an, dass die Insider insgesamt zurückhaltender werden“, sagt Olaf Stotz, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management.

Ein Grund hierfür sei sicherlich auch, dass sie die Auswirkungen des Coronavirus auf die Weltwirtschaft genau beobachten. Auch deshalb rutschte der deutsche Leitindex in den letzten Tagen zeitweise wieder unter die Marke von 13.000 Punkten.

Das Insiderbarometer, das Stotz regelmäßig aus den bei der Finanzaufsicht Bafin gemeldeten Transaktionen für das Handelsblatt berechnet, ist im Januar um gut fünf Punkte auf 126 Zähler gefallen. Das lässt sich so interpretieren, dass die Führungskräfte in den nächsten Monaten wohl mit einer Seitwärtsbewegung an den Börsen rechnen.

„Es ist sicherlich noch mit weiteren Aktienverkäufen zu rechnen, insbesondere bei den Papieren, bei denen sich eine Sicherung von Gewinnen lohnt“, meint Stotz. Einen deutlichen Rückgang des deutschen Leitindex auf 12.000 Punkte hält er aber für eher unwahrscheinlich.

Mit Blick auf die weitere Ausbreitung des Coronavirus außerhalb Chinas sagt Stotz, dass die Ärzte die Wahrscheinlichkeit einer großen Pandemie nach wie vor als gering einschätzen. Daher dürften die wirtschaftlichen Auswirkungen hierzulande nicht sehr groß werden. „Insgesamt gehe ich eher davon aus, dass die Topmanager bei erneut sinkenden Aktienkursen wieder Kaufchancen sehen“, betont Stotz.

Langfristige Perspektive ist zu empfehlen

Auch Blackrock-Kapitalmarktstratege Felix Herrmann sagt, dass zwar niemand wisse, wann das Coronaproblem gelöst sein wird und wie stark die Märkte bis dahin noch in Mitleidenschaft gezogen werden. Dennoch rät er Anlegern, durch kurzfristige Marktturbulenzen hindurchzuschauen und sich auf langfristige Treiber wie die Gewinnentwicklung zu konzentrieren.

Allerdings dürfe man nicht verkennen, so Hochschullehrer Stotz, dass bei vielen Menschen durch die tägliche Nachrichtenschwemme eine gewisse Angst entstehe. Das könne zu einer Konsumzurückhaltung führen, die von der tatsächlichen Gefahr losgelöst ist. Dennoch sei aus europäischer Sicht die Gefahr einer massiven Konjunkturstörung bislang gering, heißt es in einer aktuellen Studie von LBBW Research: „Soweit etwa die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zurückgeht, wird sie nach aller Erfahrung in den Folgequartalen weitgehend aufgeholt.“

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Gleichwohl kam es im Januar zu einem großen Aktienverkauf – und zwar bei der im SDax notierten Aktie von Hello Fresh. Die Vorstandschefs Dominik Ritter und Thomas Griesel haben sich dabei von Anteilspapieren im Wert von mehr als 17 Millionen Euro getrennt.

Nachdem die Aktie im Jahr 2019 stark gestiegen war und aktuell eine hohe Bewertung aufweist, habe die Gefahr von verfehlten Erwartungen zugenommen, meint Stotz: „Für Privatanleger scheint also die Zeit gekommen zu sein, bei dem Essenslieferanten über Gewinnmitnahmen nachzudenken.“

Zu einer weiteren größeren Verkaufstransaktion kam es bei der Aktie von SLM Solutions, die allerdings in keinem wichtigen Auswahlindex mehr vertreten ist. Hier schlug Firmengründer und Aufsichtsrat Hans-Joachim Ihde ein Drittel seiner Aktien an dem 3D-Druck-Spezialisten los und erhielt von Investoren dafür rund 14,8 Millionen Euro.

Sportartikelhersteller Puma hoch bewertet

Käufe gab es im Januar zwar mehrere, die Volumina fielen aber vergleichsweise gering aus. Den größten Kauf innerhalb der wichtigen Auswahlindizes konnten Anleger bei Puma beobachten. Vorstandschef Bjørn Gulden hat sich hier mit Papieren des MDax-Konzerns im Wert von etwas mehr als einer halben Million Euro eingedeckt.

Stotz rät Aktionären aber zu Vorsicht, da die Bewertung des Sportartikelherstellers nach den Kursanstiegen im vergangenen Jahr bereits eine überproportionale Gewinnsteigerung widerspiegele.

Bei den Nebenwerten lohne sich aber ein Blick auf den Immobilienentwickler Gateway Real Estate. Hier meldete Sandra Ketterer, Ehefrau von Aufsichtsratschef Norbert Ketterer, erneut einen Kauf im Millionenbereich. Die Aktie ist erst seit 2019 im sogenannten Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet, was eine Voraussetzung für die Aufnahme in einen der wichtigen Börsenindizes ist. „Aus meiner Sicht könnte das Unternehmen ein Kandidat für den SDax werden“, meint Stotz.

Das Insiderbarometer, das bereits seit vielen Jahren im Handelsblatt veröffentlicht wird, erscheint nun im monatlichen Rhythmus und nicht wie bisher alle zwei Wochen. Im Zuge dieser Umstellung können sich Leser noch besser an den monatlichen Verhaltensmustern der Topmanager orientieren. „Diese weichen häufig von den altbekannten Börsenregeln ab“, erklärt Stotz.

Ein Beispiel: Die viel zitierte Börsenweisheit „Sell in May and go away“ besagt, dass Anleger ihre Aktien im Mai verkaufen sollten, da üblicherweise eher schwache Monate an den Aktienmärkten folgen. Erst im September ist es demnach sinnvoll, wieder einzusteigen.

Bei den Insidern zeigt sich dagegen, dass April und Mai tendenziell starke Kaufmonate sind. Das könnte darauf zurückzuführen sein, dass viele Firmenchefs erst nach der Vorlage der Jahresbilanz wieder Aktien kaufen dürfen. Zugleich wollen einige Führungskräfte Stotz zufolge wohl auch von der dann anstehenden Dividendensaison profitieren.

Mehr: Mit diesen Aktien verdienten Topmanager 2019 viel Geld.

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