Asiatische Aktien Was Samsung und Panasonic Apple voraus haben

Ein Sparprogramm führte den Weltmarktführer bei Handys aus der Flaute.
Tokio Der April endete mit einem Erfolgserlebnis für Ostasiens Technikkonzerne. Während Apples iPhone-Absatz und der Gewinn im ersten Quartal erstmals seit 2003 absackte, verbuchte die Handysparte des südkoreanischen Rivalen Samsung nach zwei Jahren des Leidens 42 Prozent mehr Betriebsgewinn. Und japanische Smartphonepioniere wie Panasonic oder Sony zeigten, dass sie nach Jahren der Krise wieder Gewinne machen können. Panasonic steigerte im Ende März abgelaufenen Bilanzjahr seinen Reingewinn um acht Prozent. Und bei Sony verkündete Finanzchef Kenichiro Yoshida endlich eine Rückkehr in die schwarze Zone. Wenn man das Jahr 2011 mit seinem außerordentlichen Gewinn ausklammere, sei es „das erste Mal seit acht Jahren, dass wir einen Reingewinn erzielt haben“, sagte Yoshida.
So unterschiedlich die Unternehmen und ihre finanziellen Verhältnisse auch sind, so gibt es doch eine verbindende Botschaft: Ostasiens Technikriesen durchleben bereits seit Jahren, was Apple noch vor sich hat: harte Zeiten nach dem Ende des Smartphonebooms oder anderer elektronischer Hitprodukte. Wie von Analysten und Investoren gefordert, bauen sie sich entweder radikal um und fokussieren sich mehr auf das profitablere Geschäft mit Firmenkunden, wie es die Japaner tun. Oder sie versuchen wie Samsung, sich im alten Metier zu sanieren. Trotz vieler Erfolge bleiben sie aber unter Druck.
Schicksal von Sony ist schwierig zu beurteilen
Panasonics Umbau zu einem breit aufgestellten Lieferanten von Bauteilen und Energiekonzepten ist am weitesten fortgeschritten. Der Absatz des Konzerns ist in den vergangenen Jahren zwar auf zuletzt 7 550 Milliarden Yen gesunken, der Reingewinn allerdings nach Horrorverlusten in den ersten Jahren des Jahrzehnts kontinuierlich auf 193 Milliarden Yen gestiegen. Zuletzt schockte das Unternehmen die Märkte mit der Vorhersage, dass sein Betriebsgewinn 2017 wegen des Höhenflugs des Yens auf 145 Milliarden Yen einbrechen soll. „Der Markt wird wahrscheinlich Zeit brauchen, um die Vorhersage zu verdauen“, meint Hiroshi Taguchi von der Deutschen Securities in Tokio. Die Aktien sackten nach der Prognose Ende April innerhalb von zwei Handelstagen um elf Prozent ab, sind aber in den vergangenen beiden Handelstagen wieder um fast vier Prozent auf 955,6 Yen gestiegen. Die Aktie wird damit mit dem 15-Fachen des vorhergesagten Gewinns gehandelt. Taguchi selbst empfiehlt die Papiere dennoch zum Kauf, denn er sieht „keine Änderung in der mittelfristigen Wachstumsstory ab 2017“.
Das Schicksal von Sony, dem letzten japanischen globalen Spieler im Handygeschäft, ist schwieriger zu beurteilen. Zwar macht die Elektroniksparte erstmals seit Jahren dank harter Sanierung und Ausbau seines erfolgreichen Kamera- und Bildsensorengeschäfts wieder in ihrer Gesamtheit Gewinn. Und viele Analysten erwarten, dass sich dieser Prozess fortsetzen wird. Aber das Unternehmen wird noch immer von den Musik- und Filmstudios und vor allem seinem profitablen japanischen Lebensversicherer getragen. Er bewerte Sony daher eher wie einen Lebensversicherer, mokierte sich ein Analyst. Yu Okazaki von der japanischen Investmentbank Nomura meint, dass die Gewinne mittelfristig weiter wachsen werden. Selbst bei Sorgenkindern wie Handys oder Fernsehern verbessere sich die Ertragslage. Er empfiehlt Sony zum Kauf. Schließlich ist Sonys Aktienkurs innerhalb eines Jahres bereits von 3900 Yen auf zuletzt 2730 Yen gesunken. Das Wertpapier wird damit zum 23-Fachen des Gewinns pro Aktie (KGV) gehandelt und ist damit relativ teuer. Taguchi von der Deutschen Bank warnt: „Die Unsicherheit wird andauern.“ Wenigstens bis zur nächsten Gewinnprognose.
Kurzlebige Goldgräberstimmung
Für Samsung, den Weltmarktführer bei Handys, ist das Umsteuern nach japanischem Vorbild zwar schwieriger. Denn er ist wie Apple extrem von Smartphones abhängig. Samsungs Handygeschäft machte zu Rekordzeiten fast drei Viertel des Gewinns aus. Aber die Südkoreaner demonstrierten, wie man in recht kurzer Zeit allein mit defensiven Maßnahmen den Einbruch verdauen kann. Samsungs Rekordserie riss schon 2014. Unter dem Ansturm chinesischer Hersteller auf Googles Android-Welt sank Samsungs Umsatz von 2013 bis 2015 um zwölf Prozent auf umgerechnet 153 Milliarden Euro, der Reingewinn gab um 37 Prozent nach. Die jetzige Wende erarbeitete sich das Unternehmen vor allem durch ein Sparprogramm in der Handysparte. Ein relativ leichter Weg: Denn im Gegensatz zu Apple reicht Samsungs Angebot vom Billig- bis zum Spitzenhandy.
Der Konzern musste sich nur auf höherwertige Geräte konzentrieren und die Zahl der Modelle reduzieren, um die Ergebnisse zu verbessern. Dazu kommt ein respektabler Frühstart seines neuen Vorzeigemodells Galaxy S7. Das Resultat: Der Sparkurs drückte zwar den Absatz im ersten Quartal um sieben Prozent auf 78 Millionen Handys. Aber dafür schnellte der Gewinn der Handysparte in die Höhe. Mit rund drei Milliarden Euro erzielte die Sparte wieder 58 Prozent des operativen Quartalsgewinns. Die Nettoumsatzrendite stieg auf fast zehn Prozent. Zum Vergleich: Sony kommt gerade einmal auf 1,8 Prozent. Von 44 Analysten bei Dow Jones rieten 32 zum Kauf der Samsung-Aktie.
Trotz solcher Erfolgsmeldungen wird die Goldgräberstimmung kaum nachhaltig sein. Und ohne eine neue Revolution, wie es das Smartphone war, droht der Elektronikindustrie noch härtere Arbeit. Denn im Gegensatz zur Anfangszeit des Booms spielen nun Chinas Konzerne auf dem Weltmarkt mit, mitsamt der üblichen Auswirkung: einem ruinösen Preiskampf. „Wir sehen wenig Grund für Optimismus im Markt für Unterhaltungselektronik“, unkt Yu Okazaki von der japanischen Investmentbank Nomura.
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