Börsengang Milliardendeals mit Spacs: Auch Asiens Einhörner drängen an die US-Börsen

Viele Unternehmen suchen den schnellen Weg an den US-Kapitalmarkt.
Bangkok Im Alltag der Großstadtbewohner in Südostasien hat sich ein Start-up binnen weniger Jahre unverzichtbar gemacht. Mit der App von Grab buchen sie Taxifahrten und lassen sich das Abendessen vor die Haustür liefern. Die freiberuflichen Mitarbeiter des Unternehmens gehen für die Kunden auch im Supermarkt einkaufen.
Gleichzeitig vermittelt die Smartphone-Anwendung Versicherungen und Kredite – und vertreibt Geldanlageprodukte mit einer Mindestanlagesumme von weniger als einem Euro.
Mit den Angeboten erreichte Grab zuletzt mehr als 187 Millionen regelmäßige Nutzer in acht Ländern – von Thailand über Singapur bis nach Indonesien. Nun will das acht Jahre alte Start-up seine Erfolge an der Börse zu Geld machen.
Grab plant dafür offenbar den Zusammenschluss mit einer in den USA gelisteten Mantelgesellschaft, einer sogenannten „Special Purpose Acquisition Company“ – kurz Spac. Ein derzeit diskutierter Deal würde Grab Medienberichten zufolge mit 40 Milliarden Dollar bewerten. Die südostasiatische Super-App wäre damit die bisher wertvollste Firma, die via Spac den Weg an die Börse findet.
Das in Singapur beheimatete Unternehmen gehört zu einer Reihe von führenden Start-ups in der Region, die es mithilfe des Spac-Booms so schnell wie möglich an den US-Kapitalmarkt schaffen wollen. Die US-Mantelfirmen, die bei Investoren Milliardensummen für Übernahmen eingesammelt haben, sehen die Tech-Unternehmen aus Fernost wiederum als attraktive Ziele, mit denen sie ihre Versprechen gegenüber den Geldgebern einlösen können.
Amazon-Konkurrent zielt auf 35-Milliarden-Dollar-Bewertung
Die Liste der hochkarätigen Gespräche, die die amerikanischen Spac-Vertreter derzeit in Asien führen, ist lang: Der Onlinehändler Flipkart, der in Indien der größte Konkurrent von Amazon ist, lotet Medienberichten zufolge derzeit Deals mit mehreren Spacs aus, die zu einer Bewertung des Unternehmens von 35 Milliarden Dollar führen sollen. Das Start-up war 2018 für 16 Milliarden Dollar mehrheitlich von dem US-Handelskonzern Walmart übernommen worden und verspricht sich von einem Börsengang in den USA offenbar, für den teuren Wettbewerb gegen Amazon leichter an Kapital zu kommen.
Auch der indische Lebensmittelversandhändler Grofers will per Spac an die US-Börse: Das Unternehmen befindet sich in Gesprächen mit einer Mantelfirma des Finanzdienstleisters Cantor Fitzgerald, der vom früheren Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain geführt wird. Grofers strebt dabei eine Bewertung von einer Milliarde Dollar an, wie die indische Wirtschaftszeitung „Economic Times“ Ende Februar berichtete.
Der indische Erneuerbare-Energien-Konzern Renew Power steckt bereits mitten in seinem Spac-Börsengang: Das Unternehmen gab Ende Februar den Zusammenschluss mit dem Börsenmantel RMG Acquisition Corporation II bekannt, der das in der Nähe von Neu-Delhi beheimatete Unternehmen an die New Yorker Nasdaq bringen soll.
Auch in Südostasien stehen die Börsenvehikel aus Amerika offenbar kurz vor ersten Abschlüssen. Der aufsehenerregende Deal mit Grab könnte mehreren Medien zufolge bereits im April verkündet werden. Das Start-up, das zum Softbank-Imperium gehört und 2018 die Geschäfte von Uber in der Region übernommen hatte, befindet sich demnach in fortgeschrittenen Gesprächen mit einem Spac des US-Investors Altimeter Capital Management.
„Es wäre der größte Spac-Deal in Asien, aber mit Sicherheit nicht der letzte“, kommentiert Nirgunan Tiruchelvam, Analyst bei Tellimer Research. Er verweist auf das positive Marktumfeld, das südostasiatische Tech-Firmen derzeit an den US-Börsen vorfinden. Das Vorbild sei dabei der aus Singapur stammende E-Commerce- und Onlinespiele-Konzern Sea, der es seit seinem New Yorker Börsengang vor dreieinhalb Jahren auf eine Marktkapitalisierung von rund 120 Milliarden Dollar gebracht hat.
Weitere asiatische Anwärter auf US-Spac-Börsengänge sind die indonesische Reiseplattform Traveloka, das singapurische Kampfsport-Medienunternehmen One Championship und das ebenfalls in dem Stadtstaat beheimatete Immobilienportal Property Guru.
Das von der Private-Equity-Firma KKR unterstützte Unternehmen hatte bereits 2019 einen herkömmlichen Börsengang versucht – diesen dann aber wegen des geringen Interesses von Investoren wieder abgesagt. Über die Spac-Variante erhofft sich das Unternehmen nun offenbar mehr Erfolg.
Auch Traveloka-Chef Ferry Unardi hält Spac-Deals für attraktiver als gewöhnliche IPOs: „Spacs sind sehr effizient“, sagte er vor wenigen Wochen in einem Interview. Er sieht den niedrigeren Aufwand für einen Börsengang als entscheidenden Vorteil: „Wenn wir es so schneller erledigen können, dann können wir uns stärker auf das Wachstum unseres Unternehmens konzentrieren.“
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