Börsengang von Adnoc Ölkonzern der Emirate vor dem Sprung aufs Parkett

Die Kette soll jetzt an die Börse.
Riad, Berlin Ausländische Investoren konnten bisher am Aufstieg der aufstrebenden Ölländer des arabischen Raums kaum teilhaben. Die meisten attraktiven Firmen sind bisher nicht börsennotiert, und Ausländer durften an den Börsen am Golf nicht handeln. Doch nun bahnt sich eine Zeitenwende an: Eine ganze Reihe von Börsengängen ist in der Planung, die Börsen öffnen sich, und Kapitalmärkte entstehen, wo bisher das meiste aus den mit Petrodollar reich gefüllten Schatullen der Scheichs finanziert wurde.
Große Aufmerksamkeit zieht vor allem der für nächstes Jahr geplante Börsengang des weltgrößten Ölkonzerns Saudi Aramco auf sich, der 100 Milliarden Dollar für fünf Prozent der Anteile einspielen soll. Er wäre global der mit Abstand größte IPO in der Geschichte. Aber Aramco ist bei weitem nicht das einzige Unternehmen aus der Region, das sich derzeit zum Sprung auf das Parkett aufmacht. Bereits am kommenden Sonntag wird Adnoc, der Staatsölkonzern der Vereinten Arabischen Emirate (UAE) den Preis für die Aktien seiner Distributionskette bekanntgeben. Zehn bis 20 Prozent der Adnoc Distribution sollen in private Hände wechseln, was bis zu 2,8 Milliarden Dollar in die Konzernkasse spült.
Sechs Prozent der Weltölreserven
Adnoc kontrolliert fast die gesamte Ölförderung der UAE, das Mitglied des Opec-Ölkartells verfügt über sechs Prozent der weltweiten Ölreserven. Das Tankstellennetz durchzieht viele Länder der Region. Die 235 in Adnoc-Tankstellen beheimateten Oasis Convenience Stores sind das am weitesten verzweigte Einzelhandelsnetz der Emirate und haben in den ersten neun Monaten allein 435 Millionen Dollar Gewinn eingefahren. Zum Umsatz tragen dort ansässige Fast-Food-Filialen von McDonald‘s, Burger King oder KFC sowie Werkstätten und Finanzzentren bei.
Der Gewinn soll laut Firmenangaben großzügig mit den Aktionären geteilt werden: 400 Millionen Dollar Dividenden werden versprochen und eine Sonderzahlung von 200 Millionen Dollar im April an die neuen Anteilseigner. Insgesamt wird Adnoc Distribution mit elf bis 14 Milliarden Dollar bewertet. Citigroup, First Abu Dhabi Bank, HSBC und die Bank of America Merrill Lynch sind bei diesem IPO die Global Coordinators neben den Leadbanken EFG Hermes, Goldman Sachs und Morgan Stanley.

Die Firma hofft auf Milliarden.
Angelockt werden die Investoren von anderen Börsendebüts: Vorige Woche konnte Dubais Immobilien-Riese Emaar Properties 1,3 Milliarden Dollar bei seinem IPO einnehmen, die Erstnotiz ist an diesem Mittwoch. Bereits öffentlich verkündet ist der Plan, auch die saudische Börse Tadawul selbst per IPO an Aktionäre zu geben.
Es sind aber nicht nur Börsengänge, die immer mehr westliche Banken und Ratingagenturen dazu bringen, Töchter oder Filialen wieder am Golf aufzumachen. Seit sich der Ölpreis seit 2014 halbiert hat, spielen auch Anleihen, Euro-Bonds und syndizierte Kredite eine große Rolle. Vor einem Jahr emittierte Saudi-Arabien den mit 17,5 Milliarden Dollar größten Emerging-Markets-Bond aller Zeiten, ein weiterer folgte.
Nun ziehen immer mehr Länder und Firmen der Region nach – darunter auch Adnoc. Der Staatsölkonzern der UAE begab für seine Tochter Abu Dhabi Crude Oil Pipeline (Adcop) eine drei Milliarden Dollar schwere Anleihe und nahm einen sechs Milliarden Dollar umfassenden Kredit bei einem Konsortium aus 13 Banken auf.
Mit dabei: Bank of America Merrill Lynch, Bank of Tokyo-Mitsubishi, BNP Paribas, Citi, First Abu Dhabi Bank, Goldman Sachs, HSBC, JP Morgan, Mizuho, Société Générale, Standard Chartered, Sumitomo Mitsui und Unicredit.
Politik schadet der Deutschen Bank
Auffällig nicht mit dabei: die Deutsche Bank. In Abu Dhabi kommen die Frankfurter nicht mehr zum Zug, weil Finanzgeschäfte im Hauptemirat der UAE mit der Deutschen Bank nicht mehr erwünscht sind. Katars Ex-Premier Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani ist Aktionär der Deutschen Bank. Und Saudi-Arabien, die UAE, Bahrain und Ägypten verhängten im Juni eine Blockade gegen Katar.
Aber die Isolierung der Deutschen erfolgt bisher nur in Abu Dhabi. Der Chef des saudischen Staatsfonds Public Investment Fund, Yasir Al-Rumayyan, sagte dem Handelsblatt in Riad, PIF wolle „eine viel intensivere Kooperation mit Deutschland“. Im Gegensatz zu Abu Dhabi habe Saudi-Arabien die Deutsche Bank nicht ausgeschlossen.
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