Coinbase versus Kraken Handelsplattformen für Kryptowährungen machen das Investment einfacher – aber nicht günstiger
Düsseldorf Die Zeit, als fast ein Informatikstudium für den Kauf von Bitcoin, Ether oder einer anderen Kryptowährung nötig war, ist vorbei. Auch Großinvestoren wie US-Fondsriese Fidelity empfehlen ihren Kunden die Anlage in Kryptocoins. Handelsplattformen wie Coinbase und Kraken haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Handel mit Coins zu demokratisieren.
Beide Plattformen verdienen ihr Geld durch die Gebühren ihrer Nutzer. Die Analyse zeigt aber, dass sich die Geschäftsmodelle von Coinbase und Kraken stark unterscheiden. Für Anleger ist besonders wichtig, wie einfach sie Euro in Kryptowährungen umwandeln können und welche Vor- und Nachteile Coinbase und Kraken haben. Besonders bei den Handelsgebühren zeigen sich die Unterschiede. Lesen Sie alle wichtigen Fragen und Antworten zum Handel mit Kryptowährungen.
Was sind Coinbase und Kraken?
Coinbase und Kraken sind US-Handelsplattform für Kryptowährungen. Nutzer können hier Coins wie Bitcoin, Ethereum oder Dogecoin kaufen und verkaufen. Die Plattform Coinbase wurde 2012 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, Kryptowährungen massentauglich zu machen.
Die Idee: Der Handel und die Aufbewahrung von Kryptowährungen sollten so einfach sein wie Onlinebanking. Daher setzte Coinbase bereits früh auf Nutzerfreundlichkeit und arbeitete mit Regulierern zusammen. In den USA ist Coinbase als Money Services Business (MSB) registriert und lizensiert. Die FinCEN ist dabei die regulierende Behörde in den USA. In Deutschland hat das US-Unternehmen durch die deutsche Finanzaufsicht Bafin die Erlaubnis zur Verwahrung und zum Eigenhandel von Kryptodevisen bekommen.
Das 2011 von Jesse Powell gegründete Kryptounternehmen Kraken hat eine ähnliche Mission. Der wichtigste Unterschied: Kraken setzt auf niedrige Handelsgebühren. Die Kryptoplattform arbeitete ebenfalls früh mit Regulierern zusammen und ist wie Coinbase als Money Services Business (MSB) in den USA registriert und lizensiert. Darüber hinaus verfügt Kraken über eine Lizenzierung in Kanada. Die dort regulierende Behörde ist die FINTRAC. In Deutschland arbeitet Kraken mit der Bafin-lizenzierten Fidor Bank zusammen.
Wie melde ich mich bei den Kryptoplattformen an?
Um Kryptowährungen auf Coinbase oder Kraken handeln zu können, ist eine vorherige Anmeldung notwendig. Bei der Anmeldung ist ein Ausweisdokument zur Identifikation erforderlich. Coinbase und Kraken akzeptieren neben dem Personalausweis auch den Reisepass oder den Führerschein. Eine Identifikation via Video, wie sie bei vielen Banken üblich ist, entfällt.
Eines dieser Dokumente muss bei der Anmeldung via Fotoupload an die jeweilige Kryptoplattform übermittelt werden. Zudem verlangen beide Plattformen bei der Registrierung den vollständigen Namen des Kunden, die E-Mail-Adresse und ein Passwort. Das Foto-Identifikationsverfahren unterscheidet Coinbase und Kraken von vielen anderen Brokern, die auf eine Identifikation via Video in Kombination mit einem Ausweisdokument setzen.
Wie handle ich Kryptowährungen auf Coinbase und Kraken?
Der Handel läuft auf beiden Kryptoplattformen ähnlich. Anleger wählen die gewünschte Kryptowährung, eine Summe und die gewünschte Zahlungsart – schon sind die Coins im Eigentum des Käufers. Dabei ist es unerheblich, ob Kunden auf dem Smartphone, Tablet oder PC handeln. Sie loggen sich einfach in ihr Portfolio ein.
Deutsche Kraken-Kunden sollten jedoch über gute Englischkenntnisse verfügen, da die Plattform sowohl auf der Homepage als auch in der bereitgestellten App nur englisch nutzt. Coinbase existiert hingegen neben vielen anderen Sprachen auch auf deutsch.
Welche Kryptowährungen sind bei Coinbase und Kraken handelbar?
Derzeit sind auf Coinbase 91 von mehr als 12.000 existierenden Kryptowährungen handelbar (Stand: 19. Oktober 2021). Neben den großen und bekannten Währungen wie Bitcoin oder Ethereum gehören auch zahlreiche kleinere und unbekanntere Kryptowährung dazu.
Das Portfolio an handelbaren Kryptowährungen wird bei Coinbase stetig ausgebaut. Zuletzt kamen auch sogenannte Memecoins wie Dogecoin hinzu. Dogecoin sorgte Anfang des Jahres für viel Aufsehen, als Tesla-Chef Elon Musk den Kurs der Währung durch Tweets befeuerte, sodass er innerhalb weniger Monate um mehrere Tausend Prozent stieg.
Auf Kraken stehen aktuell 89 Kryptowährungen zum Kauf und Verkauf zur Verfügung (Stand: 19. Oktober 2021). Zusätzlich können Nutzer auf Kraken auch mit sogenannten Futures handeln. Futures sind Termingeschäfte, bei denen sich ein Verkäufer vertraglich dazu verpflichtet ist, einen Vermögenswert zu einem vorab vereinbarten Termin und Preis an den Käufer zu liefern.
Käufer verpflichten sich im Gegenzug dazu, dem Verkäufer die vereinbarte Ware abzunehmen – man handelt also mit Optionen und nur in zweiter Instanz direkt mit den Coins. Diese Möglichkeit bleibt Coinbase-Kunden bislang verwehrt.
Welche Gebühren fallen fürs Traden auf Coinbase an?
Die Gebühren für den Handel auf Coinbase liegen aktuell bei 1,49 Prozent der investierten Summe. Wer also beispielsweise 1000 Dollar in Bitcoin investieren möchte,zahlt 14,90 Dollar an Gebühren.
Der Spread liegt bei 0,5 Prozent. Der Begriff Spread bezeichnet beim Traden die Differenz zwischen dem Kauf- und dem Verkaufskurs eines Vermögenswertes. Dieser Wert ist abhängig von den Schwankungen des Marktes.
Kauft man auf Coinbase Kryptowährungen über Sofortkauf oder via Kreditkarte, erhöhen sich die Gebühren auf 3,99 Prozent des gehandelten Betrages. Bei dem Beispiel-Investment in Höhe von 1000 Dollar würden also 39,90 Dollar Gebühren zu Buche schlagen. Auch für Auszahlungen vom Coinbase-Konto fällt eine Gebühr an. Diese liegt aktuell bei 0,18 Dollar je Auszahlung.
Coinbase erhebt außerdem bei kleinen Beträgen unter 200 Dollar zusätzlich eine Pauschalgebühr:
- Bei einem Gesamttransaktionsbetrag bis zehn Dollar, beträgt die Gebühr 0,99 Dollar.
- zwischen zehn Dollar und 25 Dollar beträgt die Gebühr 1,49 Dollar.
- zwischen 25 Dollar und 50 Dollar beträgt die Gebühr 1,99 Dollar.
- und wenn der Gesamtbetrag der Transaktion zwischen 50 Dollar und 200 Dollar liegt, beträgt die Gebühr 2,99 Dollar.
Welche Gebühren fallen fürs Traden auf Kraken an?
Sofern via SEPA-Einzahlung gehandelt wird, fallen auf Kraken für den Kauf von Kryptowährungen keine Gebühren an. Sollte man Bitcoin und Co. hingegen via Kredit- oder Debitkarte kaufen, kostet es 3,75 Prozent der gehandelten Summe plus 0,30 Dollar Gebühren.
Wer also ohne Gebühren auf Kraken Bitcoin, Ethereum und Co. kaufen möchte, sollte das Geld zunächst via SEPA-Überweisung auf das Kraken-Konto buchen. Dies kann allerdings je nach Bank bis zu drei Werktage in Anspruch nehmen, sodass eine kurzfristige Reaktion auf Kursschwankungen schwierig ist.
Bei der Auszahlung von Fiatgeld, also Euro oder Dollar, ist zu beachten, dass dieses nach der Einzahlung 72 Stunden für die Auszahlung gesperrt ist. Ist die Sperrung aufgehoben, fallen für die Auszahlung durch die Fidor Bank Gebühren von 0,09 Euro pro Überweisung an.
Wie hoch sind die Gebühren bei der Konkurrenz?
Neben Coinbase und Kraken können Kryptowährungen auch bei zahlreichen anderen Brokern gehandelt werden. Dabei unterscheiden sich die Gebühren teils merklich. Bei der deutschen Kryptoplattform JustTrade fallen für den Handel mit Bitcoin und Co. keine Ordergebühren an. Hier muss lediglich der Spread beachtet werden. Dieser liegt bei mindestens 0,3 Prozent beim Kauf und beim Verkauf von Kryptowährungen.
Das Mindestordervolumen auf JustTrade liegt bei 50 Euro bei Kryptowährungen, bei allen anderen Wertanlagen liegt das Mindestordervolumen bei 500 Euro bei Kaufordern. Der Verkauf ist aber auch unter der Grenze von 500 Euro möglich. Die maximale Orderhöhe beläuft sich hier auf 50.000 Euro.
Wie sicher sind die Kryptobörsen Coinbase und Kraken?
Da Daten online immer anfälliger für Hackerangriffe sind als offline, sichert Coinbase laut eigenen Angaben 98 Prozent aller digitalen Werte auf einem Offlinespeicher. Die Kryptowerte, die sich für den täglichen Handel online befinden, sind durch eine Versicherung geschützt. Die Website von Coinbase nutzt eine Verschlüsselung, um die Bankinformationen der Nutzer zu schützen.
Coinbase bietet außerdem eine Zwei-Faktor-Authentifizierung. Das bedeutet, dass neben dem Passwort noch eine zweite Zugangsvoraussetzung mittels TAN hinterlegt werden kann, um die Sicherheit zu erhöhen. Dass diese Sicherheitsstufe allerdings dennoch umgangen werden kann, zeigt der jüngste Fall von Datendiebstahl bei Coinbase, bei dem die Daten von 6000 Kunden gestohlen worden sind – obwohl diese ihre Wallet per Zwei-Faktor-Authentifizierung gesichert hatten.
Kraken wählt hier einen anderen Weg. Nutzer müssen ein externes Wallet nutzen, wenn sie ihre Coins absichern wollen. Als besonders sicher gelten Cold Wallets wie Ledger oder Trezor, in denen sich die auf Kraken gekauften Coins sicher aufbewahren lassen. Als zusätzliche Sicherheitsoption können Kunden einen Master Key einrichten: Diesen müssen Anleger dann auf der Plattform eingeben, um auf gewisse Anwendungen Zugriff zu erhalten. Ist der Master Key als Sicherheitsstufe hinterlegt, geht ohne diesen nichts.
Genau wie Coinbase nutzt auch die Kryptoplattform Kraken die Zwei-Faktor-Authentifizierung. E-Mails werden mit dem sogenannten PGP/GPG Verfahren verschlüsselt, was verhindern soll, dass Dritte die Nachricht abfangen. Um Hackern den Datenklau zu erschweren, hat Kraken alle Systeme voneinander isoliert. Der Großteil der digitalen Assets ist offline gelagert.
Das in Moskau ansässige Cybersicherheitsunternehmen Group-IB hat Kraken 2018 in einem Vergleich zur sichersten Krypto-Börse erklärt.
Seit wann ist die Coinbase-Aktie handelbar?
Der Börsengang bei Coinbase erfolgte im April 2021. Der Ausgabepreis der Coinbase-Aktie wurde auf 250 Dollar festgelegt. Der Kurs startete nach US-Handelsbeginn aber bereits mit einem Plus von 50 Prozent und stieg in der Spitze des Handelstages auf 420 Dollar. Aktuell notiert die Coinbase-Aktie über dem Ausgabepreis bei einem Kurs von rund 293 Dollar (Stand 19. Oktober 2021).
Der Kurs der Coinbase-Aktie ist dabei allerdings stark an den Bitcoin-Kurs gekoppelt. Der Krypto-Blog des Handelsblatts zeigt aktuelle News und die neuesten Nachrichten zu den Entwicklungen auf dem Kryptomarkt.
Wann ist die Kraken-Aktie handelbar?
„Wir arbeiten an einer Lizenz in einem EU-Land“, erklärte Gründer und Vorstandschef Jesse Powell im Gespräch mit dem Handelsblatt. Bis Jahresende wolle Kraken den Markteintritt in der EU starten. Besonders geeignet seien Malta, Luxemburg oder Irland. Die Gespräche mit den Aufsichtsbehörden liefen, daher gebe es noch keine Entscheidung.
Auch im Hinblick auf einen möglichen Börsengang gibt sich Kraken noch bedeckt. „Für uns ist es gut, dass Coinbase als erstes den Weg an die Börse gegangen ist“, so Powell. Nun könne man zuschauen und lernen.
Mehr: Coinbase-Quartalszahlen – Umsatz und Gewinn der Kryptoplattform.