Diagnostik-Unternehmen Gewinn pro Aktie verdoppelt: Fünf US-Werte, die von der Nachfrage nach Corona-Tests profitieren

Das US-Unternehmen profitiert wie einige Wettbewerber stark von der erhöhten Nachfragen nach Tests zum Nachweis des Coronavirus.
Frankfurt Die enorme Nachfrage nach Corona-Tests beschert der Diagnostika-Branche in diesem Jahr deutlich zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn – und rückt sie damit ins Blickfeld von Investoren. Allerdings bleibt die Unsicherheit, wie sich die Nachfrage nach den Tests entwickeln wird, wenn die Sars-CoV-2-Impfstoffe breit zugelassen und eingesetzt werden. Einige der Diagnostikfirmen dürften dann aber in ihren anderen Geschäftsbereichen wieder zulegen, wo das Geschäft pandemiebedingt schwächelte. Auf diese fünf US-Anbieter lohnt ein genauerer Blick.
Hologic: Der Shootingstar der Branche
Der amerikanische Medizintechnikhersteller hat infolge der Covid-Pandemie in seinem Geschäft mit Ausrüstung für medizinische Untersuchungen eine Riesenschub erlebt. Dem Unternehmen mit Sitz in Marlborough im Bundesstaat Massachusetts kam dabei zugute, dass man relativ früh – im März bereits – mit einem PCR-Test zum Nachweis des Sars-CoV-2-Virus antreten konnte.
In dem Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr 2020 konnte Hologic dank der Covid-Tests den Gesamtumsatz um zwölf Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar steigern und einen Reingewinn von 1,1 Milliarden Dollar ausweisen. Im Vorjahr hatte Hologic noch Verluste von gut 200 Millionen Dollar geschrieben. Für das vierte Quartal weist der Konzern sogar ein Umsatzplus von 55 Prozent aus. Das Diagnostikgeschäft hat sich dabei im Quartal verdreifacht.
Auf der anderen Seite aber lief es im zweiten, deutlich kleineren Segment des Unternehmens schlechter: Im Geschäft mit Chirurgiegeräten erlebte Hologic ähnlich wie andere Medtech-Firmen spürbare Einbußen, weil viele Behandlungen in Zeiten der Pandemie verschoben wurden.
Da dieser Effekt aber noch von dem starken Schub bei Diagnostika überkompensiert wird, trauen Analysten dem Unternehmen zu, im laufenden Geschäftsjahr seinen Gewinn je Aktie auf sieben Dollar mehr als verdoppeln zu können.
Gemessen daran gehört die Hologic-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von nur gut zehn aktuell zu den günstigsten Papieren der Diagnostika-Branche. Darin dürfte sich aber auch die Erwartung widerspiegeln, dass die starke Nachfrage nach Covid-Tests über kurz oder lang wieder nachlassen wird.
Die Analystenempfehlungen laut Bloomberg lauten: Zwölf empfehlen die Aktie zum Kauf, fünf raten, sie zu halten, niemand rät zum Verkauf.
Abbott Laboratories: Diagnostik baut Position als zweitwichtigste Sparte aus
Beim US-Medizintechnik- und Diagnostikkonzern Abbott Laboratories konnte die Diagnostiksparte durch den hohen Bedarf an Corona-Tests ihre Bedeutung als zweitgrößter Unternehmensbereich hinter der Medizintechnik stark ausbauen. Allein im dritten Quartal wuchs der Umsatz dieser Unternehmenseinheit um 38 Prozent.
Alles in allem legte Abbott in den ersten neun Monaten dieses Jahres bei den Absatzerlösen aber nur um 1,3 Prozent auf 23,9 Milliarden Dollar zu. Auch der US-Konzern bekam in der Medizintechniksparte zu spüren, dass nicht dringend notwendige Behandlungen verschoben wurden. So schrumpfte der Umsatz in der Medizintechniksparte von Januar bis September insgesamt um 5,6 Prozent auf 8,5 Milliarden Dollar, während die Diagnostik um 14 Prozent auf 6,46 Milliarden Dollar zulegte. Da das Unternehmen im dritten Quartal deutlich an Fahrt gewonnen hat, wurde die Prognose für den Gewinn pro Aktie von zwei Dollar auf 2,35 Dollar kräftig erhöht.
Abbott ist mit seinen Medizinprodukten stark in den Bereichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen – mit Stents, Ballonkathetern und Herzklappen –, Neurostimulation sowie Diabetes-Management vertreten. Der Diagnostikbereich reicht von der Molekulardiagnostik über die klassische Immundiagnostik bis hin zu Schnelltests in Arztpraxen oder im Krankenhaus. Zur dritten Unternehmenssparte gehören Ernährungsprodukte.
Mit diesem diversifizierten Portfolio trauen Analysten dem Unternehmen in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von sechs Prozent auf 33,9 Milliarden Dollar zu. Der Nettogewinn soll um fast 19 Prozent klettern auf 6,4 Milliarden Dollar. Für 2021 erwarten die Aktenspezialisten, dass das Unternehmen noch kräftiger zulegt, wenn sich die Medizintechniksparte wieder erholt. Für die Aktie erkennen sie ein Kurspotenzial von rund zehn Dollar auf ihr Kursziel von gut 117 Dollar.
Die Analystenempfehlungen: 17 raten zum Kauf der Aktie, vier zum Halten, zwei zum Verkauf.
Thermo Fisher Scientific: Ein spektakuläres Jahr
Der Diagnostika-Anbieter, Laborausrüster und Vorlieferant für die Biochemieforschung expandierte in den letzten Jahren kräftig durch den organischen Ausbau seiner Aktivitäten sowie durch eine Reihe von Übernahmen. So avancierte das US-Unternehmen zum weltweit führenden Anbieter im sogenannten Lifescience-Geschäft, also Ausrüstung und Methodik für Biomedizin.
Mit dem Versuch, in diesem Jahr auch den deutschen Konkurrenten Qiagen zu erwerben, scheiterte Thermo Fisher zwar kurz vor dem Ziel. Gleichwohl präsentiert sich der US-Konzern 2020 in einer sehr wachstumsstarken Verfassung. Allein im dritten Quartal steigerte er seinen Umsatz um 36 Prozent auf 8,5 Milliarden Dollar.
Rund zwei Milliarden Dollar Zusatzumsatz stammten dabei aus dem Covid-19-bedingten Geschäft. Im vierten Quartal dürfte es ähnlich aussehen: Firmenchef Marc Casper versprach daher jüngst ein „spektakuläres Jahr“ für den Konzern.
Für das Gesamtjahr zeichnet sich demnach ein Umsatzanstieg um rund ein Fünftel auf knapp 31 Milliarden Dollar ab. Nach Prognose des Unternehmens dürfte sich der Gewinn je Aktie auf gut 18 Dollar verdoppeln. Für 2021 trauen Analysten dem Konzern immerhin noch acht bis neun Prozent Umsatz- und Gewinnwachstum zu. Folglich sehen sie für den Aktienkurs noch ein Kurspotenzial von knapp 50 Dollar auf rund 517 Dollar.
Die Analystenempfehlungen: 18 Kaufempfehlungen, vier raten zum Halten, einer empfiehlt den Verkauf.
Danaher: Zukäufe treiben Expansion
Der US-Konzern Danaher verfolgte in den vergangenen Jahren einen besonders aggressiven Expansionskurs im Diagnostik- und Lifescience-Geschäft mit sehr vielen Zukäufen. Seinen bisher größten Deal vollzog das Unternehmen Ende März mit der rund 20 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Biopharmageschäfts von General Electric. Vor allem die Eingliederung dieser neuen Einheit namens Cytiva sowie auch der Covid-Effekt sorgten für einen starken Umsatzsprung im laufenden Jahr.
Im dritten Quartal stiegen die Erlöse um ein Drittel auf 5,9 Milliarden Dollar. In den ersten neun Monate kletterten die Konzernerlöse um knapp ein Fünftel auf 15,5 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr dürfte der Umsatz erstmals auf mehr als 20 Milliarden Dollar zulegen.
Die Covid-19-bedingte Zusatznachfrage trug nach Angaben des Managements im dritten Quartal rund zehn Prozentpunkte zum Wachstum bei und dürfte das Geschäft auch im vierten Quartal weiter beflügeln. Danaher bietet eigene Schnelltests und Antikörpertests an und ist darüber hinaus als Vorlieferant für Impfstoffhersteller tätig. Unter anderem produziert der Konzern Nährstoffe, Filter und Verbrauchsmaterialien für Bioreaktoren.
Analysten gehen laut Bloomberg im Schnitt davon aus, dass der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn von Danaher sich im Gesamtjahr auf rund sechs Dollar je Aktie verdoppelt und im kommenden Jahr um weitere 15 bis 20 Prozent zulegen kann. Ähnlich wie bei Thermo Fisher spiegelt sich das starke Wachstum jedoch zumindest teilweise bereits in der Börsenbewertung wider. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 37 bezogen auf den für 2020 erwarteten Reingewinn gehört Danaher daher zu den eher teuren Werten des Diagnostiksektors.
Die Analystenempfehlungen: 19 raten zum Kauf, zwei zum Halten, einer empfiehlt den Verkauf.
Becton Dickinson: Auf Testwelle folgt die Spritzenwelle
Der Konzern Becton Dickinson ist breit in der Medizintechnik und Diagnostik aufgestellt. Die Produktpalette reicht von Einwegartikeln wie Spritzen über Laborausrüstung und Tests bis hin zu chirurgischen Instrumenten. In der Corona-Pandemie legte die Diagnostiksparte des US-Unternehmens, die für rund 27 Prozent des Umsatzes steht, stark zu. Becton Dickinson bietet ein breites Portfolio für die Covid-19-Diagnostik an und profitiert auch stark von der hohen Nachfrage nach den molekulardiagnostischen PCR-Tests.
Da aber die anderen Geschäftssegmente darunter litten, dass Behandlungen wegen der Pandemie verschoben wurden, erzielte das Unternehmen im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr mit 17,1 Milliarden US-Dollar einen leicht niedrigeren Umsatz als im Jahr zuvor.
Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr sind allerdings deutlich besser: Becton Dickinson erwartet am oberen Ende seiner Prognose, Umsatz und Gewinn zweistellig steigern zu können. Das Medizintechnikgeschäft dürfte sich normalisieren, zudem wird der Konzern als weltweiter Lieferant von Nadeln und Spritzen für die Covid-19-Impfungen eine gewichtige Rolle spielen.
Analysten trauen dem Unternehmen einen Umsatz von 19 Milliarden Euro zu. Der Gewinn pro Aktie soll im Geschäftsjahr 2020/21 von 9,61 auf 12,58 Dollar steigen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 19 ist BD günstiger als viele Konkurrenten.
Die Analystenempfehlungen: zwölf Analysten auf Kaufen, sechs auf zHalten, niemand empfiehlt, das Papier zu verkaufen.
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