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Indexwechsel Lufthansa hat kaum noch eine Chance auf den Verbleib im Dax

Analysten gehen fest davon aus, dass die Airline trotz Staatsrettung den Dax im Juni verlassen muss. Wer dafür aufsteigt und welche weiteren Indexwechsel anstehen.
25.05.2020 - 18:10 Uhr Kommentieren
Die Aktie hat in den vergangenen beiden Jahren fast zwei Drittel an Wert verloren. Quelle: Unsplash
Lufthansa-Flugzeug und Börsenkurs

Die Aktie hat in den vergangenen beiden Jahren fast zwei Drittel an Wert verloren.

(Foto: Unsplash)

Frankfurt Die Entscheidung fällt erst am 4. Juni nach US-Börsenschluss, doch für Analysten ist schon jetzt klar: Die Deutsche Lufthansa wird ihren Platz im Dax verlieren. Die Aktie der Airline, die wegen der Corona-Pandemie wochenlang nahezu alle Flüge streichen musste, ist seit Mitte Februar um mehr als 40 Prozent abgestürzt. In den vergangenen beiden Jahren summiert sich der Wertverlust auf fast zwei Drittel.

Bereits seit Ende April rechnen Analysten mit dem Abstieg des Dax-Gründungsmitglieds aus der ersten Börsenliga. Seither gibt es zwar auch gute Nachrichten für den Konzern. So wird die Lufthansa dank der zugesagten milliardenschweren Staatshilfen der Bundesregierung überleben.

Doch dem Aktienkurs half das kaum. Seit sich eine Rettung durch die Bundesregierung am Mittwochabend vergangener Woche abzeichnete, stieg die Aktie unter dem Strich nur um rund acht Prozent.

Das hat Folgen für die Marktkapitalisierung bezogen auf den Streubesitz oder „Free Float“, also die frei an der Börse handelbaren Aktien. Die Marktkapitalisierung ist neben dem durchschnittlichen Börsenumsatz der vergangenen zwölf Monate das entscheidende Kriterium für einen Verbleib im Index. Zum Juni-Termin werden nur Indexwechsel bei besonders schlechten beziehungsweise besonders guten Unternehmen geprüft.

Tobias Adler, Indexexperte bei der Oddo Seydler Bank, sagt: „Der Umsatz ist nicht das Problem, aber die Lufthansa-Aktie rangierte nach Free-Float-Marktkapitalisierung am Freitagabend nur noch auf Platz 52 aller rund 300 deutschen Unternehmen, die für die Aufnahme in einen deutschen Börsenindex qualifiziert sind.“

Damit ist das Schicksal der Lufthansa, deren Dax-Verbleib in den vergangenen Jahren schon mehrmals wackelte, wohl besiegelt: Ab Rang 46 fällt ein Unternehmen bei jeder Indexüberprüfung der Deutschen Börse aus dem Dax, in dem die 30 größten deutschen Unternehmen versammelt sind. Als Aufstiegskandidat sieht Adler im Gegenzug ebenso wie die Indexexperten der Commerzbank und der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die Aktie des Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen.

Maßgeblich für die Entscheidung ist die Rangliste der Deutschen Börse von Ende Mai, die am 4. Juni gemeinsam mit der Indexentscheidung veröffentlicht wird. Indexexperten führen ihre eigenen Listen und können von daher diese Entscheidungen gut abschätzen.

Lufthansa erhält Neun-Milliarden-Euro-Unterstützungspaket der Bundesregierung

Die Lufthansa hat zwar theoretisch noch ein paar Tage Zeit, um ihren Platz im Dax zu retten. Aber eben nur theoretisch. Uwe Streich, Indexspezialist bei der LBBW, verdeutlichte die Dimensionen Ende vergangener Woche: „Lediglich ein sofortiger Kurssprung um mindestens 55 Prozent und ein Verbleib auf dem erreichten Kursniveau bis Monatsende könnten den Abstieg noch verhindern.“

Nur eine Kaufempfehlung

Entsprechend skeptisch sind Aktienexperten: Unter den 24 Analysten, die laut Informationsdienst Bloomberg die Lufthansa-Aktie beobachten, rät nur das US-Haus Bernstein Research zum Kauf. Doch selbst Bernstein-Analyst Daniel Roeska warnt, dass die staatlichen Hilfen für die Lufthansa zulasten der Aktionäre gehen werden.

Hinzu kommt: „Der Abstieg aus der ersten Börsenliga könnte die Lufthansa-Aktie zusätzlich belasten, weil internationale Investoren vor allem die Aktien aus dem Dax im Fokus haben“, sagt Adler von der Oddo Seydler Bank. Außerdem müssen börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die den Dax 30 abbilden, die Lufthansa-Aktie verkaufen, wenn sie nicht mehr im Leitindex notiert.

Umgekehrt dürfte die Aktie der Deutschen Wohnen stärker in den Fokus der Investoren rücken, wenn sie den Aufstieg schafft. Seit der Erholung der Börsen Mitte März hat sie bereits mehr als 40 Prozent zugelegt. Damit kletterte der Titel stärker als der Dax und auch stärker als die Aktie des seit viereinhalb Jahren im Leitindex notierten Wohnimmobilienkonzerns Vonovia.

Dennoch notiert die Aktie der Deutschen Wohnen noch unter ihrem Stand vom Jahresanfang und nur vier Prozent über dem Niveau von vor zwei Jahren. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erst machte die Mietbremse der Aktie des stark auf dem Berliner Wohnungsmarkt engagierten Unternehmens zu schaffen, danach traf sie der weltweite Börsencrash von Mitte Februar bis Mitte März ebenso hart wie viele andere Unternehmen.

Das Urteil der Analysten zur Aktie ist nicht euphorisch. Nur die Hälfte rät zum Kauf. Viele Analysten finden die Aktie schon recht teuer. Der Aktienkurs ist gut 27 Mal so hoch wie der für das laufende Jahr erwartete Gewinn. Bei Vonovia liegt dieses Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 20, im Dax durchschnittlich bei 18,6 – und auch das gilt schon als sehr hoch.

Ein Wechsel im MDax

Der Wechsel im Dax wird nicht die einzige Änderung in den Indizes der Deutschen Börse sein. Im MDax der 60 mittelgroßen Unternehmen muss nach Meinung der Oddo Seydler Bank und der LBBW wohl die Deutsche Pfandbriefbank ihren Platz räumen. Die größten Chancen auf einen Aufstieg räumen beide Banken dem Außenwerber Ströer ein.

Uneins sind sich Analysten, was mögliche Wechsel im SDax der 70 kleineren deutschen Unternehmen betrifft. Am späten Dienstagabend gab die Deutsche Börse bereits bekannt, dass die Sixt-Tochter Sixt Leasing per 29. Mai den SDax verlassen muss. Sixt Leasing wird durch die Hyundai Capital Bank Europe übernommen, deshalb fällt der Streubesitz von Sixt Leasing unter zehn Prozent – was einen sofortigen Abstieg aus dem Index zur Folge hat. Aufsteigen wird im Gegenzug der Finanzvertrieb MLP.

Mit dem Halbleiterhersteller Elmos Semiconductor und dem Online-Lotterievermittler Zeal Network gibt es zwei weitere Kandidaten, die sich so schlecht entwickelt haben, dass sie gemäß den „Fast-Exit-Regeln“ der Deutschen Börse für einen schnellen Abstieg aus dem SDax fallen müssen. Bei Sixt Leasing und Elmos ist die Marktkapitalisierung zu sehr gesunken – bei Zeal Network ging der Börsenumsatz zu deutlich zurück.

Laut Streich von der LBBW gibt es aber kein Unternehmen, das gut genug ist, um die drei potenziellen Absteiger zu ersetzen. Von daher wird es laut Streich keinen Wechsel im SDax geben. Adler von der Oddo Seydler Bank interpretiert das Regelwerk der Deutschen Börse anders. „Wenn es Fast-Exit-Absteiger gibt, muss es auch Aufsteiger geben, selbst wenn die Kriterien für den Börsenumsatz nicht erfüllt werden.“ Entscheidend sei in diesem Fall nur, dass die Aufsteiger genügend Marktkapitalisierung auf die Waage bringen.

Entsprechend rechnet Adler damit, dass der Finanzvertrieb MLP, der UV-Spezialist Dr. Hönle und Atos Software die Abstiegskandidaten Elmos Semiconductor und Zeal Network im SDax ablösen werden.

Einig sind sich die Experten mit Blick auf den TecDax, in dem die 30 größten deutschen Technologieunternehmen versammelt sind. Hier dürfte es keine Änderungen geben.

Mehr: Einsteigen oder abwarten? So bewerten Experten die Lage am Aktienmarkt

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