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Insiderbarometer Topmanager werden bei Aktien wählerisch

Führungskräfte haben nur bis Anfang April im großem Stil Titel der eigenen Firmen gekauft. Seither halten sie sich zurück – und warten auf bessere Kurse.
19.04.2020 - 12:24 Uhr Kommentieren
Vier Vorstände und vier Aufsichtsräte kauften zwischen Mitte und Ende März Aktien des Gesundheitskonzerns. Quelle: dpa
Medizinkonzern Fresenius

Vier Vorstände und vier Aufsichtsräte kauften zwischen Mitte und Ende März Aktien des Gesundheitskonzerns.

(Foto: dpa)

Frankfurt Deutschlands Vorständen und Aufsichtsräten geht der Anstieg der Aktienkurse offensichtlich zu schnell. Als die Aktienmärkte im März angesichts der Coronakrise auf breiter Front abgestürzt waren, griffen sie so stark bei den Aktien der eigenen Firmen zu wie zuletzt zu Zeiten der Finanzkrise. Mit der Erholung an den Aktienmärkten gehen die Insiderkäufe aber zurück.

„Die Insider leben ihren antizyklischen Charakter aus“, sagt Olaf Stotz, Professor an der Privatuniversität Frankfurt School of Finance & Management. Das bedeutet: Die Führungskräfte, die ihre Unternehmen besser kennen als jeder andere, gehen vor allem dann auf Schnäppchenjagd, wenn sie die Aktien ihrer eigenen Firmen an der Börse für unterbewertet halten.

Das ist laut Stotz jetzt wohl nicht mehr so deutlich der Fall. „Die Überzeugungen der Insider, dass die Aktienmarkterholung sich kurzfristig fortsetzt, scheinen begrenzt zu sein, sonst hätten sie in unverändertem Tempo weiter gekauft“, sagt der Hochschullehrer.

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Von der zweiten März-Woche bis Anfang April meldeten deutsche börsennotierte Firmen fast 400 Aktienkäufe von Führungskräften an die Finanzaufsicht Bafin. Seither hat sich mit den wieder deutlich steigenden Aktienkursen die Zahl der Käufe fast halbiert. Auch die Käufe über mehrere Hunderttausend Euro sind weitgehend passé.

Entsprechend ist das Insiderbarometer, das Stotz regelmäßig aus den an die Bafin gemeldeten Transaktionen exklusiv für das Handelsblatt berechnet, von seinem Neunmonatshoch von über 145 Punkten Anfang April wieder etwas gesunken. Zuletzt lag es bei knapp 139 Zählern.

Auf diesem Stand signalisiert das Barometer zwar theoretisch, dass sich Aktien auf Sicht von drei Monaten besser als andere Anlageklassen entwickeln sollten. Stotz würde das derzeit jedoch nicht überinterpretieren – eben weil sich das Insiderbarometer vom jüngsten Zwischenhoch schon wieder entfernt hat.

Dax erst bei 8500 Punkten günstig?

Einen neuen größeren Kaufansturm der Vorstände und Aufsichtsräte auf die Aktien der eigenen Unternehmen würde der Hochschullehrer erst wieder bei Dax-Ständen um die 8500 Punkte erwarten. Mitte März notierte der Dax sogar unter 8300 Punkten.

Damit hatte er seit seinem Allzeithoch von 13.795 Punkten vom Februar 40 Prozent verloren: „Auf diesem Niveau scheint für viele Führungskräfte der Aktienmarkt günstig bewertet zu sein“, meint Stotz. Auch Privatanleger sollten nach Meinung des Professors für Asset Management erst bei möglichen neuen Kursrückschlägen wieder größer in den Markt einsteigen.

Inzwischen notiert der Dax mit knapp 10.600 Zählern schon wieder fast 30 Prozent über seinem März-Tief und liegt seit Jahresbeginn „nur“ noch 20 Prozent im Minus. Nicht nur Insider, auch Investoren trauen der Rally aber noch nicht. So sagt David Lafferty, Chefstratege von Natixis Investment Managers: „Es ist zu viel Optimismus in den Märkten eingepreist.“ Die negativen Auswirkungen der Coronakrise dürften die Märkte seiner Meinung nach noch mehrere Quartale beschäftigen.

Rolf Schäffer, einer der führenden Makro-Strategen bei der Landesbank Baden-Württemberg, sieht es ähnlich: „Die Märkte haben sich aktuell für eine eher positive Interpretation entschieden und sehen das Glas als halb voll an.“ Dieses halb volle Glas besitze „aber deutliche Sprünge und könnte sich bei weiteren Erschütterungen als fragil erweisen“.

Bei den größten Insiderkäufen der vergangenen vier Wochen zeigt sich, dass Vorstände und Aufsichtsräte wählerischer waren als in den ersten anderthalb Wochen im März. Käufe gab es vor allem bei den Unternehmen, die sich schlechter als der Dax entwickelt haben.

Den größten Kauf gab es – wie schon am 10. März – bei Heidelberg Cement. Hier griff ab 17. März erneut vor allem die Unternehmerfamilie Merckle über die Spohn Beteiligungs GmbH zu. Die Merckle-Familie ist Großaktionärin bei Heidelberg Cement und kauft häufig Aktien im Millionenvolumen.

Die Käufe von mehr als 70 Millionen Euro im gesamten März sind aber selbst für die im Aufsichtsrat von Heidelberg Cement vertretene Merckle-Familie sehr hoch. Die Aktie des Baustoffkonzerns ist deutlicher abgestürzt als viele andere Werte und hat sich auch weniger erholt.

Käufe bei Krones und Fresenius

Bei Krones, dem im Kleinwertesegment SDax notierten weltgrößten Abfüllanlagenhersteller für Getränke und Lebensmittel, ist es ähnlich. Hier kaufte Aufsichtsrätin Petra Schadeberg-Herrmann über die Schawei GmbH Aktien für gut fünf Millionen Euro. Schadeberg-Herrmann und Vorstand Norbert Broger hatten insgesamt bereits Ende Februar und Anfang März Millionen in die Aktie investiert.

Auch den drittgrößten Aktienkauf der vergangenen vier Wochen gab es bei einem Unternehmen, bei dem Insider schon Anfang März zugegriffen hatten. Beim Gesundheitskonzern Fresenius kauften diesmal gleich vier Vorstände und vier Aufsichtsräte Aktien. Der Dax-Wert Fresenius hatte zwischenzeitlich ebenfalls stärker gelitten als der Leitindex, seither aber immerhin die Hälfte des Verlusts wieder aufgeholt.

Antizyklisch sind aber nicht nur die größten Aktienkäufe der Insider, sondern auch die Verkäufe. So trennten sich Aufsichtsräte von Aktien der Immobilienfirmen Patrizia und LEG, die sich beide von kurzen Einbrüchen gut erholt haben.

Noch auffälliger ist der Verkauf beim Kochboxenversender Hello-Fresh aus dem MDax der mittelgroßen Werte. Mitgründer Thomas Griesel verkaufte über die TWG Ventures GmbH Aktien im Wert von 14 Millionen Euro. Über die DSR Venture GmbH kaufte zwar gleichzeitig Mitgründer Dominik Richter Aktien, und auch Vorstand Christian Gärtner griff zu – beide jedoch in vergleichsweise kleinem Umfang.

Die Hello-Fresh-Aktie hatte zwischen Anfang und Mitte März ebenfalls fast 30 Prozent verloren. Damit fiel sie aber nur leicht unter den Stand vom Jahresanfang und schoss seither fast 70 Prozent hoch. Besser hat sich keine andere Aktie aus einem deutschen Auswahlindex geschlagen.

Der Versender von Kochrezepten mit passenden Zutaten profitiert enorm von den Ausgehbeschränkungen und Schließungen der Restaurants wegen Corona. Ob das so bleibt, kann das Unternehmen aber selbst nicht absehen. Eine Prognose für das laufende Jahr scheut das Management jedenfalls.

Mehr: Rendite in Coronazeiten: Mit welchen Investitionen man jetzt noch Geld verdient.

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