Krisenkonzern Aktien von China Evergrande winkt größtes Tagesplus seit September

Der Krisenkonzern hat rund 300 Milliarden Dollar Schulden.
Frankfurt Ermutigende Aussagen zum Geschäftsverlauf geben China Evergrande Auftrieb. Die Aktien des kriselnden Immobilienkonzerns steuerten am Dienstag in Hongkong mit einem Plus von rund zehn Prozent auf den größten Tagesgewinn seit drei Monaten zu.
Das Unternehmen will nach eigenen Angaben im Dezember 39.000 Baueinheiten fertigstellen. In den vorangegangenen Monaten waren es jeweils weniger als 10.000 Einheiten. Damit reagiert der schuldengeplagte Bauträger auf die Forderungen der Behörden. Die hatten Evergrande dazu aufgefordert Wanderarbeiter zu bezahlen und Wohnungen zu liefern.
Der Bauträger hat in ganz China fast 800 unfertige Immobilienprojekte und bis zu 1,2 Millionen Kunden, die noch darauf warten, in ihre neuen Wohnungen einzuziehen, so das Analysehaus REDD Intelligence.
Evergrande ist die weltweit am höchsten verschuldete Immobilienfirma. Sie steht mit rund 300 Milliarden Dollar in der Kreide. Am Dienstag werden 255 Millionen Dollar an Zinszahlungen für zwei Offshore-Anleihen fällig. Bezahlt das Unternehmen nicht, so beginnt eine 30-tägige Nachfrist. Evergrande hat in der Vergangenheit bereits mehrere Zinstermine verpasst. Experten rechnen damit, dass das Unternehmen auch diesmal nicht pünktlich bezahlen kann.
Anfang Dezember war eine Evergrande-Tochter sogar nach Ablauf der Nachfrist Zinsen schuldig geblieben. Die Ratingagenturen Fitch und S&P bewerteten dies als teilweisen Zahlungsausfall.
Dennoch konnte der Branchenindex für Papiere aus dem Immobiliensektor bereits vergangene Woche seine Abwärtsspirale unterbrechen. Der CSI 300 Real Estate Index stieg derzeit um 4,5 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit zwei Monaten.
Fitch Rating warnt vor Vertrauensverlust
Fitch Ratings warnt jedoch vor erneuten Verlusten, wie der Nachrichtensender CNBC berichtet. Die Ratingagentur bewertete 40 chinesische Immobilienentwickler. Das Ergebnis: Sollte der Erlös durch Hausverkäufe um 30 Prozent sinken, droht etwa einem Drittel der Entwickler ein Liquiditätsdefizit. In einem weniger schwerwiegendem Szenario könnte ein Rückgang des Erlöses um 15 Prozent zu einem Defizit bei etwa 13 Prozent der Entwickler führen.
„Je länger der Druck auf Chinas Immobiliensektor andauert, desto größer ist das Risiko eines Vertrauensverlusts der Verbraucher“, so Fitch in einem Bericht vom 20. Dezember.
Die von Fitch bewerteten Szenarien beruhen auf Verkäufe von Eigenheimen auf dem chinesischen Immobilienmarkt im November. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Preise von Eigenheimen um 16,3 Prozent zurück, jene von Neubauten um 0,3 Prozent – der größte Rückgang seit Februar 2015.
Aus Sorge, dass eine Verschärfung der Krise in der Branche das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen und die soziale Stabilität untergraben könnte, hat Peking begonnen, die Finanzierung für einige Bauträger und Hauskäufer zu erleichtern. Die Sanierung von Evergrande wird nun von einem Risikoausschuss geleitet, dem auch Beamte aus der Heimatprovinz Guangdong angehören.
In einer vierteljährlichen geldpolitischen Erklärung versprach die chinesische Zentralbank eine stärkere Unterstützung der Wirtschaft und bekräftigte gleichzeitig ihr Ziel, ein „gesundes“ Wachstum des Immobiliensektors zu fördern, die Rechte der Hauskäufer zu schützen und die Nachfrage nach Wohnraum besser zu decken.
Mehr: Lichtblick für Immobilienaktien in China – Brancheindex steigt auf höchsten Stand seit zwei Monaten
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.