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Neuemissionen Ex-Finanzvorstand der Deutschen Bank sucht lukrative Mobilitäts-Start-ups

Stefan Krause will mit einem Börsenmantel ein Einhorn der Mobilitätsbranche kaufen. Der Wert der Firma könnte bis zu drei Milliarden Dollar schwer sein.
19.04.2021 - 14:23 Uhr Kommentieren
Der Manager arbeitete für die Deutsche Bank und BMW. Quelle: © 2015 Bloomberg Finance LP
Stefan Krause

Der Manager arbeitete für die Deutsche Bank und BMW.

(Foto: © 2015 Bloomberg Finance LP)

Frankfurt Stefan Krause, der frühere Finanzvorstand der Deutschen Bank, meldet sich aus Mexiko, von dort will er später in die USA einreisen. Doch im Videogespräch mit dem Handelsblatt geht es an diesem Tag vor allem um seine Heimat. Den Manager treibt die Sorge um, dass Europa und Deutschland beim Thema Mobilität ihre dominierende Stellung verlieren könnten. Und von den neuen Wettbewerbern in Asien und Nordamerika überholt werden.

Die traditionelle Mobilitätsindustrie auf Basis des Verbrennungsmotors sei rund 120 Jahre alt, sagt Krause. Hier seien die deutschen und europäischen Unternehmen wichtige Spieler, die jetzt von den neuen aus den USA und China herausgefordert würden: „In 20 Jahren wird feststehen, wer die neue Mobilität beherrscht. Wir wollen sicherstellen, dass Unternehmen aus Europa dabei sein werden“, sagt Krause, der vor seiner Zeit beim größten deutschen Geldhaus bereits Finanzchef bei BMW war.

Für seine Mission greift er auf ein Finanzinstrument zurück, das derzeit vor allem in den USA einen ungeheuren Boom erlebt. Special Purpose Acquisition Companies – abgekürzt Spacs – sind leere Mantelgesellschaften, die an die Börse gebracht werden, um innerhalb von zwei Jahren eine Firma zu kaufen. „Unser Spac ist 250 Millionen Dollar schwer, die Pipe-Finanzierung wird auf bis zu 800 Millionen Dollar hinauslaufen. Damit können wir auf alle Fälle ein ‚Unicorn‘ übernehmen, das mit mindestens einer Milliarde Dollar bewertet wird. Ich würde sagen, die Spanne beim Unternehmenswert reicht bis drei Milliarden Dollar“, skizziert Krause seine Pläne.

Die möglichen Investmentthemen reichten von Batterietechnologien über E-Fahrzeuge bis zu Shared Mobility und autonomen Mobilitätssystemen.

Anfang April hatte der Goldrausch bei den Spacs einen Dämpfer erhalten, weil die sogenannten Pipe-Finanzierungen ins Stocken geraten waren. Pipe steht für „Private Investment in Public Equity“ und bezeichnet die Finanzierung durch institutionelle Investoren nach der Spac-Platzierung.

Die Pipe-Geldgeber seien durch das gewaltige Volumen der Transaktionen abgeschreckt worden, sagt ein Investmentbanker. Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC forderte die Marktteilnehmer auf, „die Risiken, die Komplexität und die Herausforderungen“ bei Transaktionen rund um Börsenmäntel genau abzuwägen.

Bremsspuren im Markt

Bei den Übernahmen durch Spacs müsse man prüfen, ob die Unternehmen einen schlüssigen Plan hätten, um eine an der Börse notierte Gesellschaft zu werden. „Wenn der Spacs-Markt weiterhin so stark wächst, dann besteht die Gefahr von Übertreibungen“, meint Ebrahim Attarzadeh, CEO bei der Investmentbank Stifel. Teilweise gibt es schon Bremsspuren im Markt, so sank die Zahl der neuen Spacs in der ersten Aprilwoche auf vier – von 41 in der ersten Märzwoche. Im ersten Quartal wurden 92 Milliarden Dollar über gut 300 Börsenmäntel erlöst, mehr als im gesamten Jahr 2020, geht aus einer Zahl des Analysehauses Refinitiv hervor.

Krause weiß um die Kritik: „Es ist richtig, dass die Pipe-Finanzierungen zuletzt ins Stocken gerieten. Das ist eigentlich eine gesunde Entwicklung nach den Übertreibungen im Markt.“ In der Goldgräberstimmung sei nicht immer die richtige Due Diligence gemacht worden, man habe vielleicht nicht so genau hingeschaut.

Für seinen eigenen Spac Levere Holdings ist der 58-Jährige zuversichtlich, dass er die Finanzierung zusammenbekommt. „Ich bin sicher, dass wir unsere Pipe-Finanzierung stemmen werden.“ Es sei immer noch viel Liquidität im Markt, Family Offices, private Vermögensverwalter und Hedgefonds investierten nach wie vor in Pipes: „In der Regel muss man 60 bis 100 Investoren für eine Pipe-Konstruktion finden. Bisher war ich schon bei drei Pipe-Finanzierungen für frühere Spacs maßgeblich beteiligt.“ Krause hatte unter anderem die Firmen Fisker und Canoo über Spacs an die Börse gebracht.

Trotz aller Kritik an den Übertreibungen im Markt hält Krause, der in Bogotá geboren wurde und Betriebswirtschaft in Würzburg studierte, die Börsenmäntel für geeignet, um vor allem junge Mobilitätsfirmen in Europa zu unterstützen. Die US-Börsen hätten sich im Jahr 2020 entschieden, die neue Mobilitätswelt zu bauen. Das sei ein Grund für den Spac-Boom. „Wir haben 400 Unternehmen in Europa und Israel identifiziert, die für uns infrage kommen.“

Für ein Investment zählen laut Krause mehrere Kriterien: das Unternehmen sollte schon Umsätze generieren und Kunden besitzen, außerdem sei die Aussicht auf Gewinne wichtig. Voraussetzung sei natürlich auch eine stimmige Buchhaltung.

In den vergangenen Monaten haben viele frühere Bankmanager beim Spac-Boom mitgemischt, darunter auch Ex-Commerzbank-Chef Martin Blessing. „Ich glaube, dass bei vielen Managern das ‚give back‘ ein großes Motiv ist, junge Geschäftsmodelle zu finanzieren und mit Know-how zu versorgen. Heute spielt es keine Rolle mehr, was auf meiner Visitenkarte steht“, sagt Krause. Deutschland sei technologisch bei Mobilitätsthemen auf der Höhe mit beispielsweise Kalifornien. Aber Deutschland brauche auch Finanzinnovationen wie Spacs, damit sich am Ende nicht wieder Unternehmen wie Alibaba und Amazon durchsetzen, die heute den E-Commerce dominieren.

Mehr: Größter Spac-Deal bislang: Mitfahrdienst Grab wird mit 40 Milliarden Dollar bewertet

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