Nio Aktie Elektroautobauer Nio – Mit neuer Batterie zurück ins Rennen

In Europa ist der Elektroauto-Hersteller Nio noch weitestgehend unbekannt.
Quelle: Bloomberg
Düsseldorf In Asien gilt der Elektroautobauer Nio unter Branchenkennern schon als chinesische Antwort auf Tesla. Hierzulande ist der Automobilhersteller noch weitestgehend unbekannt. Das könnte sich allerdings bald ändern: Nio will künftig mit E-Autos den Massenmarkt Europa erschließen. Das birgt zwar Risiken, doch geht die Rechnung auf, muss sich selbst Branchenpionier Tesla warm anziehen – denn der chinesische Autobauer hat einen klaren Wettbewerbsvorteil.
So steht es aktuell um die Nio-Aktie:
Wer als Anleger früh auf die Nio-Aktie setzte, kann sich heute glücklich schätzen. Seit seinem Debüt auf dem Börsenparkett im Herbst 2018 hat der Aktienkurs des chinesischen Unternehmens eine Outperformance von über 400 Prozent hingelegt.
Ende Juni kletterte die Aktie auf 44,20 Euro. Auf den rasanten Aufstieg folgte allerdings der freie Fall – noch im Juli brach der Kurs zweistellig ein. Seither bewegt sich der Aktienkurs von Nio zwischen 30 und 39 Euro.
Ein massiver Abverkauf der Aktie zeigte sich bereits Anfang des Jahres im Februar und März. Die Verantwortung dürfte wohl bei der chinesischen Regierung liegen, die seit Anfang des Jahres besonders hart gegen Tech-Unternehmen wie Alibaba und Xiaomi vorgeht.
Da deren Marktmacht der Kommunistischen Volkspartei offenbar ein Dorn im Auge ist, verstärkt sie jetzt ihren Zugriff auf den weitestgehend noch unregulierten Markt. Gerade bei den Elektroauto-Herstellern versucht die chinesische Regierung darum, den Wildwuchs einzugrenzen und nur den Marken zu helfen, denen der Durchbruch zugetraut wird: Allein die Sorge vor einer schärferen Regulierung genügt, dass Anleger die Titel abstoßen oder sich zumindest beim Kauf zurückzuhalten.
Dabei ist das Finanzergebnis für das zweite Quartal deutlich besser ausgefallen als erwartet: Zum einen verzeichnete Nio einen Auslieferungsrekord von 21.896 Fahrzeugen, zum anderen erzielte der E-Autobauer mit mehr als einer Milliarde Euro seinen stärksten Umsatz bislang. Diesen steigerte Nio im Vergleich zum ersten Quartal um rund 100 Millionen Euro.
Hier finden Sie die jüngsten Quartalsergebnisse von Nio.
Das sagen die Analysten zur Nio-Aktie:
Spätestens die Veröffentlichung der Quartalszahlen stimmte viele Marktbeobachter milde. Laut der Plattform „marketscreener“ plädieren von insgesamt 22 Analysten derzeit 17 für Kaufen oder Aufstocken. Citigroup-Analyst Jeff Chung stufte die Aktie von Nio sogar schon Anfang Juni wieder von „Neutral“ auf „Buy“ hoch. Der Grund: Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in China dürften deutlich schneller zunehmen als zunächst prognostiziert, schreibt Chung. Fünf Marktbeobachter raten hingegen zum Halten.
Das durchschnittliche Kursziel der Aktie liegt aktuell bei umgerechnet 52,16 Euro. Da der Kurs zuletzt bei rund 31 Euro lag, ergibt sich eine prognostizierte Kursentwicklung von fast 70 Prozent. Die meisten Experten sehen also noch viel Potential in der Aktie.
Das sind die Chancen der Nio-Aktie:
Nio hat große Pläne: Nach dem starken Finanzergebnis kündigte das chinesische Unternehmen an, seine Absatzzahlen weiter zu steigern. Bislang ist der Autobauer nur in China vertreten, plant aber bereits die Expansion nach Europa. Den Markteintritt wagen will das Unternehmen in Norwegen, dort wurden vergangenes Jahr erstmalig mehr Elektroautos als Verbrenner zugelassen.
Nach eigenen Angaben entspricht das neueste Modell von Nio – der ET7 – bereits europäischen Standards. Genügend Abnehmer gäbe es hierzulande: Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens YouGov im Auftrag der „Wirtschaftswoche“ könnten sich immerhin 27 Prozent der Deutschen vorstellen, ein chinesisches E-Fahrzeug zu erwerben.
Der Automobilhersteller wartet mit noch einer Überraschung auf. Eigentlich zählt Nio eher zu den Premiumherstellern wie Tesla oder Audi. Seine Fahrzeuge sind überwiegend SUVs, die in der Regel für mehr als 40.000 Euro pro Stück zu haben sind. Jetzt will Nio allerdings ein massentaugliches Elektroauto auf den Markt bringen.
„Wir wollen ein besseres Produkt als Tesla zu einem niedrigeren Preis machen“, sagte Konzernchef William Li, als er die jüngsten Quartalszahlen vorstellte.
Das sind die Risiken der Nio-Aktie:
Bei all den schönen Zukunftsplänen gibt es jedoch ein Manko: Nio ist seit Jahren auf das Kapital finanzkräftiger Investoren angewiesen. Die Fremdkapitalquote lag im Jahr 2020 bei über 40 Prozent, damit hat Nio ein erhöhtes Risiko, in die Überschuldung oder schlimmstenfalls in die Zahlungsunfähigkeit zu rutschen.
Das wird auch künftig so bleiben, solange das Unternehmen mehr Kosten als Umsatz hat. Seit seiner Gründung im Jahr 2014 arbeitet Nio unprofitabel, auch im laufenden Jahr beträgt der Verlust im zweiten Quartal 87 Millionen Euro. Das vergangene Jahr schloss Nio mit einem Verlust von insgesamt 677,4 Millionen Euro ab.
So sieht das Branchenumfeld von Nio aus:
Ein hoher Verschuldungsgrad ist in der Branche nichts Ungewöhnliches. Viele Hersteller von Elektrofahrzeugen haben hohe Investitionskosten, die sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wieder reinbekommen. Auch der größte chinesische E-Autokonzern BYD ist auf kräftige Finanzspritzen von außen angewiesen, aktuell liegt die Fremdkapitalquote bei knapp 70 Prozent.
Im Gegensatz zu Konkurrenten wie BYD, XPeng aber auch dem Branchenpionier Tesla hat Nio einen klaren Wettbewerbsvorteil: Anders als all seine Wettbewerber setzt das Unternehmen nicht auf klassische Ladestationen. Nio-Kunden fahren in eine Tauschstation, lassen dort die leere Batterie innerhalb von drei Minuten gegen eine volle auswechseln und sparen so deutlich mehr Zeit als beim klassischen Aufladen.
Mehr: Chinesischer Elektroautobauer Nio will VW Konkurrenz machen
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.