Social Chain AG Drittes Börsendebüt für „Löwen-Juror“ Georg Kofler

Kofler ist Aufsichtsratschef und größter Anteilseigner der Social Chain AG, Dümmel wird im Vorstand für Produkt, Einkauf und Vertrieb zuständig sein.
Düsseldorf Am Freitagmorgen durfte Georg Kofler wieder einmal die Glocke an der Frankfurter Börse läuten. Nach Pro Sieben und Premiere (heute Sky) absolvierte der Ex-Medienmanager dort nun das dritte Börsendebüt mit seiner Social Chain AG.
Das Social-Commerce-Unternehmen, das seine Marken vom Porridge über Fitnesszubehör bis Boxspringbetten hauptsächlich über Kanäle in den sozialen Medien vertreibt, notiert künftig im Prime Standard der Deutschen Börse. Zuvor war die Social Chain AG, die über ihre bereits börsennotierte Beteiligung Lumaland durch die Hintertür aufs Parkett gekommen war, im Freiverkehr der Düsseldorfer Börse notiert.
Die Erstnotierung im Prime Standard lag bei 54 Euro. Damit wird das Unternehmen mit 620 Millionen Euro bewertet. „Der Schritt zum Einhorn ist nicht mehr weit“, sagt Georg Kofler, Aufsichtsratschef und größter Anteilseigner, selbstbewusst. An der Düsseldorfer Börse hatte sich der Aktienkurs innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht. Der Streubesitz liegt bei mehr als 25 Prozent und soll weiter steigen.
„Mein drittes Börsendebüt ist schon etwas Besonderes“, sagte Kofler dem Handelsblatt. „In wenigen Jahren ist die Social Chain AG vom Start-up zum SDax-Kandidaten gereift.“ Er sieht gute Chancen, dass das Unternehmen schon im ersten Quartal 2022 in den Index der kleinen Unternehmen an der Frankfurter Börse aufgenommen wird. Die Notierung im Prime Standard soll den Zugang zum internationalen Kapitalmarkt für die Social Chain AG erleichtern.
Vor vier Wochen erst hatte die geplante Übernahme der DS Gruppe als „Deal unter Löwen“ Schlagzeilen gemacht. Kofler, Juror bei der Start-up-Show „Die Höhle der Löwen“, fädelte die Übernahme des Hamburger Markenherstellers und Handelsunternehmens ein, das sein Mit-Löwe Ralf Dümmel führt. Der Kaufpreis wird bei 220 Millionen Euro liegen, davon fließen 100 Millionen in bar, der Rest in Aktien. Dümmel, oder „Mr. Regal“, wie er auch genannt wird, wird Vorstand für Produkt, Einkauf und Vertrieb bei der Social Chain AG.
Direktvertrieb über Social Media wächst
„Mit Ralf Dümmel haben wir starke Kompetenz im stationären Handel dazugewonnen“, ist Kofler überzeugt. Einen Gegensatz zwischen Online- und traditionellem Vertrieb sieht Kofler nicht. „Beides befruchtet sich gegenseitig.“
Die fusionierte Social Chain AG ist in 18 europäischen Ländern und den USA aktiv. Zum Portfolio zählen 15 Leitmarken und rund 4000 Produkte aus den Bereichen Food, Home & Living, Beauty & Health. 86 Millionen Follower weltweit auf Facebook, Instagram oder Tiktok zählen zur Community.
„Die Direktvermarktung an den Verbraucher über Social Media wird immer wichtiger“, meint Handelsexperte Gerrit Heinemann, Professor an der Hochschule Niederrhein. Die Social Chain Group sei darin ein Vorreiter. „Vor allem die Generation Z, die täglich mehrere Stunden online ist, findet Marken zuerst über Social Media“, betont Mirko Warschun, Leiter Konsumgüter und Handel Europa der Beratung Kearney.
Die Konsumenten erwarteten, dass sie die Produkte sofort kaufen können. „Livestreaming“ oder „In-App-Purchasing“ seien in China längst Standard, gewönnen in den USA und Europa zunehmend Bedeutung. „Gleichzeitig wollen die Verbraucher ihre Trendprodukte im stationären Handel finden“, erläutert Warschun.
Viele etablierte Marken könnten durch Social-Media-Vertrieb zusätzlichen Schub bekommen, meint Wanja Oberhof, CEO der Social Chain AG. Das Thema Grillen etwa sei dafür wie gemacht. Grillhersteller Landmann, den die DS Gruppe aus der Insolvenz gekauft hatte, soll nun auch über Instagram und Facebook vermarktet werden. In den nächsten Monaten sollen weitere Social-Media-affine Marken zugekauft werden. „Viele Produkte lassen sich über soziale Medien auch international schnell skalieren“, meint Kofler.
Umsatz von einer Milliarde Euro 2023 angepeilt
„Mit DS übernehmen wir ein sehr profitables Unternehmen mit hohem Cashflow“, betont er. Die Social Chain AG hingegen schrieb zuletzt rote Zahlen. Im ersten Halbjahr 2021 gab es bei 160 Millionen Euro Umsatz einen Vorsteuerverlust von 6,2 Millionen Euro.
Beide Unternehmen zusammen hätten in diesem Zeitraum mit schwarzen Zahlen abgeschlossen, betont Kofler und verweist auf ein Ebitda von zwölf Millionen Euro. Für dieses Jahr sind mit 1400 Mitarbeitern 620 Millionen Euro Umsatz angepeilt. 2023 will die Social Chain AG eine Milliarde Euro umsetzen.
Die Übernahme der DS Gruppe sei mit 50 Millionen Euro Fremdkapital finanziert, erklärt Oberhof. In absehbarer Zeit sei eine Kapitalerhöhung von bis zu zehn Prozent denkbar. Das würde nach aktuellem Aktienkurs rund 55 Millionen Euro in die Kassen spülen.
„Die Social Chain AG hat seit 2014 mehr als 20 Firmen gekauft, deren Gründer als Aktionäre beteiligt sind. Nach der Übernahme der DS Gruppe gehört Kofler mit dann 38 Prozent weiterhin der Löwenanteil. Rund 20 Prozent halten die bisherigen Gesellschafter der DS Gruppe, darunter Ralf Dümmel.
„Ich habe immer Unternehmen an die Frankfurter Börse geführt, die bei Innovationen ganz vorne mit dabei waren“, beschreibt Kofler seine Strategie. „Pro Sieben beim Privatfernsehen, Premiere beim Pay-TV und Social Chain beim Social Commerce.“ Erstere schafften es später in den MDax, Pro Sieben Sat 1 zwischenzeitlich sogar in den damals noch 30 Werte umfassenden Frankfurter Leitindex Dax.
„In den nächsten Jahren wollen wir uns in den MDax hocharbeiten“, so das ehrgeizige Ziel des Social-Chain-Aufsichtsrats. Die Börse sei aufgeschlossen für junge Unternehmen ohne jahrzehntelange Historie. „Wer hätte vor wenigen Jahren gedacht, dass Zalando oder Delivery Hero in der obersten Dax-Liga spielen?“
Mehr: Deal unter Löwen: Ex-Medienmanager Kofler kauft Marken-Holding von Ralf Dümmel
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