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Start-up-Segment der Nasdaq Stockholm Börsen-Boom im hohen Norden

Immer häufiger wählen auch ausländische Start-ups Stockholm als Börsenplatz. Dort geht es bei den IPOs Schlag auf Schlag. Die Newcomer haben in diesem Jahr kräftig zugelegt. Doch ohne Risiken sind die Nordics nicht.
20.11.2017 - 13:29 Uhr Kommentieren
Auch für Börsenkandidaten und Investoren attraktiv. Quelle: Getty Images/Westend61
Altstadt von Stockholm

Auch für Börsenkandidaten und Investoren attraktiv.

(Foto: Getty Images/Westend61)

Wenn sich europäische und sogar deutsche Start-ups nach einem Börsenplatz umschauen, dann richtet sich ihr Blick automatisch nach Norden. Das Marktsegment First North der Nasdaq Stockholm hat sich in den vergangenen Jahren und gerade 2017 zu einem absoluten Renner entwickelt. Hier geht es Schlag auf Schlag bei den Debüts neuer Unternehmen auf dem virtuellen Börsenparkett. „Wir erwarten rund 100 Börsengänge in diesem Jahr am First North und am Main Market. Zehn bis 15 Prozent sind internationale Unternehmen, die ihre Wurzeln nicht in Skandinavien oder dem Baltikum haben”, sagt Adam Kostyál im Gespräch mit dem Handelsblatt. Er ist bei der Nasdaq zuständig für die europäischen Börsengänge, die Initial Public Offerings – abgekürzt IPOs. Es gebe sogar vier Firmen aus Deutschland, die den Sprung nach Norden in Erwägung zögen, ergänzt Kostyál.

First North ist das dynamischste Marktsegment der Nasdaq Nordic, Sammelbegriff für die Handelsplätze in Helsinki, Kopenhagen, Stockholm, Reykjavik, Riga, Tallinn und Vilnius. Am First North – ein weitgehend unregulierter Markt – sind mittlerweile 302 Unternehmen notiert, überwiegend aus den Bereichen Umwelt- und Biotechnik, Informationstechnologie, Internet sowie Online-Spiele. Zu den erfolgreichsten Aktien gehören beispielsweise Cleantech Invest (Beteiligungen), Nordic Leisure (Online-Spiele), GomSpace Group (Satellitentechnik) und Infant Bacterail Therapeutics B (Pharma).

Der Erfolg der Nasdaq im Norden hat mehrere Gründe. Mittlerweile gibt es ein Ökosystem, bestehend aus Fonds, die auf kleine und mittlere Firmen konzentriert sind, aktiven Kleinanlegern, maßgeschneidertem Research und spezialisierten Beratern. „Hauptgründe sind die IPO-Affinität skandinavischer Investoren und ihre Bereitschaft, bereits zu einem relativ frühen Unternehmensstadium in ein IPO zu investieren, insbesondere im Small- und Mid-Cap-Bereich“, sagt Dominik Bär, Kapitalmarktexperte bei Lazard in Frankfurt. Vor allem bei Emissionen von bis zu 250 Millionen Euro sei Skandinavien stark, ergänzt der Investmentbanker.

Auch Arno Fuchs, Geschäftsführer von FCF Fox Corporate Finance, sieht neben dem etablierten Ökosystem auch die Vorbildfunktion der Staatsfonds als treibende Kraft, die fest an die Aktie glaubten. Nach Berechnungen von FCF haben die skandinavischen Börsengänge bislang 2017 ein Kursplus von durchschnittlich 4,7 Prozent erzielt, nach einem Monat hatten die Newcomer sogar eine Performance von 12,4 Prozent vorzuweisen. Besonders erfolgreich war der Industriewert Climeon mit einem Kurszuwachs von 94,4 Prozent, gefolgt von der Biotechnologie-Aktie Oncopeptides.

Dass die Nordics auch Risiken bergen, zeigen die Biotech-Aktien Bonesupport und BerGenBio, die bis Mitte November jeweils rund 22 Prozent seit ihrer Erstnotiz eingebüßt haben. „Eine Notierung im First-North-Segment ist keine Erfolgsgarantie für das Geschäftsmodell. Das muss jeder Anleger bedenken, sagt Kostyál. Die Unternehmen suchten Risikokapital, sie suchten aber auch größere Wahrnehmung, Liquidität und Glaubwürdigkeit. Weil es sich um junge Wachstumsunternehmen handele, seien die Gefahren größer als im regulierten Markt. „First North ist wie eine Schule für börsennotierte Gesellschaften”, betont Kostyál. Wenn sie die ersten Jahre gut überstanden haben, können sie ins etablierte Marktsegment Main Market wechseln, was bereits 60 Unternehmen getan hätten.

Experten sind sich einig, dass das Modell aus dem hohen Norden nicht schnell auf andere Märkte übertragbar ist – etwa den deutschen. Stefan Lundgren von Drittemal AB glaubt, dass zunächst weitere junge Unternehmen aus Deutschland nach Stockholm ziehen werden. Erst danach erwartet er, dass Politiker nach Wegen suchen, um den Wegzug zu stoppen. Bis es zu einer Umkehr kommen könne, würden mindestens fünf Jahre vergehen. An der Nasdaq First North werden heute Hunderte Unternehmen notiert, im deutschen Segment Scale gab es bisher nur vier IPOs. Zur Ehrenrettung der Deutschen Börse: Der Essenslieferdienst Delivery Hero und der Kochbox-Experte Hello Fresh hätten vom Geschäftsmodell her zu Scale gepasst. Sie zogen jedoch gleich in den Prime Standard ein.

Will ein Kleinanleger am First North handeln, muss er eine Auslandsorder abgeben. Bei der Comdirect Bank etwa kostet ein solcher Auftrag über 5.000 Euro eine Provision von 20,40 Euro sowie fremde Spesen über 8,35 Euro. Die Summe kann abweichen, jeweils abhängig vom Wechselkurs des Euros zur Schwedischen Krone. Ein Erfolg ist trotz höherer Kosten aber nicht garantiert.

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