Telekom Aktie Die Rückkehr der Volksaktie

In Deutschland hat die Telekom durch seine historische Monopolstellung, das 5G-Netz und den Glasfaserausbau einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Quelle: Reuters
Die Aktie der Deutschen Telekom steht bis heute für die Angst der Deutschen vor Investments in den Kapitalmarkt. Denn Ende der 1990er Jahre versprach der damalige Konzernchef Ron Sommer, dass mit der Telekom-Aktie eine sichere Zusatzrente möglich sei. Deutschland war im Börsenfieber. Doch das Ende war bitter. Als die Dotcom-Blase im Jahr 2000 platzte, stürzte die sogenannte Volksaktie ins Bodenlose. Der Schock sitzt noch immer tief.
Dabei hat sich die Lage verändert. Deutschlands führender Telekommunikationsanbieter hat vielversprechende Umsätze und vor allem die Tochtergesellschaft T-Mobile aus den USA birgt Wachstumspotenzial.
So steht es aktuell um die Telekom-Aktie:
Vergleicht man den aktuellen Kurs mit dem Niveau vor der Dotcom-Blase, sieht es nicht besonders gut aus: Aktuell liegt der Wert bei rund 17,50 Euro (Stand 13.09.21) – weniger als ein Fünftel des Höchststands im Jahr 2000.
Der Blick auf die jüngste Kursentwicklung ist dagegen wesentlich positiver. Im Fünf-Jahres-Vergleich legte die Telekom-Aktie um 28,6 Prozent zu, im vergangenen Jahr gewann sie um 24 Prozent an Wert. Grund dafür waren unter anderem die vielversprechenden Geschäftszahlen: 2020 stieg der Umsatz um 25,4 Prozent, der bereinigte Konzernüberschuss lag bei 15,5 Prozent. Auch das erste Halbjahr 2021 lief gut: Im zweiten Quartal meldete die Telekom ein Umsatzplus von 6,8 Prozent und hob die Jahresprognosen an.
Die Telekom zahlt regelmäßig hohe Dividenden. Von dem Gewinn je Aktie wurden 2020 68 Prozent an die Aktionäre ausgezahlt und auch in den Vorjahren gab es regelmäßig hohe Ausschüttungen. Der Verschuldungsgrad, also das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital, ist mit 289,11 Prozent relativ hoch, das Unternehmen plant aber ab 2024 Schulden abzubauen. Grund für die hohe Verschuldung sind Investitionen etwa in den 5G-Ausbau.
Das sagen die Analysten zur Telekom-Aktie:
Ein Großteil der Branchenbeobachter halten die Telekom-Aktie für attraktiv: 18 von 23 Analysten raten zum Kauf. Zwei empfehlen sogar, die Aktie im Portfolio überzugewichten und drei sind dafür sie zu halten. Zum Verkauf rät aktuell niemand.
Analysten der DZ Bank sehen vor allem in der Tochtergesellschaft T-Mobile viel Potenzial. Erst kürzlich hatte der Zusammenschluss mit dem Konkurrenten Sprint zu einem Umsatzplus geführt.
Zum vollständigen Artikel: T-Mobile US rechnet mit Synergien von mehr als 70 Milliarden Dollar durch Sprint-Fusion
Aber auch der europäische Markt wächst weiter, sodass sich das positive Unternehmenswachstum fortsetzen könnte. Nur das Geschäft in den Niederlanden hat T-Mobile nun verkauft. Analysen zufolge war das die richtige Entscheidung, da in anderen Ländern mehr Wachstumspotential steckt.
Zum Artikel: Warum die Telekom das Niederlandegeschäft verkauft
Das sind die Chancen der Telekom-Aktie:
In Deutschland hat die Telekom durch seine historische Monopolstellung, das 5G-Netz und den Glasfaserausbau einen klaren Wettbewerbsvorteil. Das Finanzinstitut UBS sieht in der deutschen Telekom eine attraktive Kombination aus defensivem Wachstum und solidem Ertrag. Besonders mit Blick auf die Gewinne des aufsteigenden amerikanischen Tochterunternehmens erwarten sie ein durchschnittliches, jährliches Wachstum des Ebitda, also des Gewinns aus der Geschäftstätigkeit vor Steuern, von fünf Prozent.
Das sind die Risiken der Telekom-Aktie:
Die Analysten der DZ Bank sehen vor allem im aktuellen Marktumfeld ein Risiko für die deutsche Telekom. Denn die Konkurrenz arbeitet mit Hochdruck daran, in Sachen 5G und Glasfasernetz zum Marktführer aufzuschließen. Sollte dies gelingen, könnten Kunden zu einer günstigeren Alternative abwandern. Ein ähnliches Problem sehen die Analysten auch beim amerikanischen T-Mobile.
Daneben könnten auch verstärkte Regulierungsmaßnahmen von Seiten der Politik zu Umsatzeinbußen führen. Ein beliebtes Ziel sind die Auktionen, bei denen über die Frequenzvergabe entschieden wird. Unpassende Auktionsregeln, überzogene Startpreisforderungen oder hohe, jährliche Gebühren könnten die Kosten der Telekom deutlich erhöhen.
So ist das Branchenumfeld von Telekom:
Ein Aufschwung um das Jahr 2000, dann ein Absturz und jetzt ein konstant niedrigeres Kursniveau: Die Aktie des größten Konkurrenten Vodafone zeigt langfristig eine ähnliche Kursentwicklung wie die Telekom. Im Jahr 2020 hatte dann die Coronakrise das Unternehmen hart getroffen. Durch fehlende Reisen seien die Roaming-Einnahmen deutlich zurückgegangen. Auch wenn der Aktienkurs im letzten Jahr um 10,9 Prozent gestiegen ist, so befindet er sich noch nicht auf Vorkrisenniveau.
Auch die Telekom-Aktie hatte in der ersten Jahreshälfte 2020 einen starken Kursabfall, von dem sie sich aber schneller wieder erholt hat und seit Beginn dieses Jahres schon über dem Kurswert vor dem Crash liegt. Vergleicht man das Umsatzwachstum der beiden Mobilfunkanbieter, steht die Telekom deutlich besser dar: Im Jahr 2020 stieg der Umsatz bei Vodafone nur um 2,17 Prozent, also mehr als 20 Prozent weniger als bei der Telekom.
Auch der Drittplatzierte auf dem Markt, die Telefónica Deutschland zu der die O2-Produkte gehören, hat mit 1,8 Prozent Umsatzplus deutlich weniger zu bieten. Beide Unternehmen sind konstante Dividendenzahler, die Zahlungen der Telefónica schwanken aber mit Dividenden zwischen 0,17 und 0,27 Cent je Aktie innerhalb der letzten fünf Jahre etwas mehr.
Mehr: Was wäre, wenn Sie vor 20 Jahren 20 Aktien der Telekom gekauft hätten?
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