Tui Aktie Analysten rechnen mit weiteren Kursverlusten beim Touristikkonzern

Das Vorkrisen-Niveau hat die Tui-Aktie nicht wieder erreichen können.
Quelle: Tui Cruises
Düsseldorf Die Tui-Aktie hat ihre Hochphase schon lange hinter sich. Die Pandemie hat die Lage für das größte Touristikunternehmen noch einmal drastisch verschärft. Ein Überblick darüber, wie es nun weitergehen kann.
So steht es aktuell um die Tui-Aktie:
Ein Blick auf den Chart der Tui-Aktie stimmt im ersten Moment recht optimistisch: Im Verlauf eines Jahres ist der Aktienkurs um mehr als 80 Prozent gestiegen. Allerdings folgt schnell Ernüchterung, wenn man sich den längerfristigen Verlauf der Aktie anschaut. Das Vorkrisen-Niveau hat die Tui-Aktie nicht wieder erreichen können. Und überhaupt sah es auch ohne Covid-19 schon schwierig aus: Bereits seit Mai 2018 weist die Aktie einen Abwärtstrend. Aktuell sind die Aktien für rund vier Euro zu haben. Hier finden Sie den aktuellen Kurs der Tui-Aktie.
Der Konzern selbst hat zuletzt seinen Hilfskredit mit der Staatsbank KfW und privaten Geldhäusern verlängert. Der Kreditrahmen in Höhe von 4,7 Milliarden Euro steht nun bis Sommer 2024 zur Verfügung und damit zwei Jahre länger als bisher geplant. Für das Coronajahr 2020 vermeldete Tui einen Verlust von 3,1 Milliarden Euro, der Umsatz schmolz im Vergleich zum Vorjahr von 18,9 Milliarden auf 7,9 Milliarden Euro zusammen. Aktuelle Zahlen wird der Konzern voraussichtlich am 12. August veröffentlichen – dann dürfte sich auch verdeutlichen, wie die Reise für Tui weiter geht.
Das sagen die Analysten zur Tui-Aktie:
Analysten sehen bei der Tui-Aktie noch eine ganze Menge Luft nach unten. Die Investmentbank Jeffries hat für Tui beispielsweise ein Kursziel von lediglich 0,90 Euro angesetzt. Andere Geldinstitute haben ihre Prognose ebenfalls abgesenkt, wenn auch weniger drastisch – im Schnitt liegt das Kursziel bei 2,27 Euro. Entsprechend empfiehlt kein Analyst die Titel zum Kauf, neun von zehn Marktexperten raten, die Aktie zu veräußern.
Morgan-Stanley-Analyst Jamie Rollo geht davon aus, dass die Hilfskredite für Tui nicht ausreichen werden. Er sieht beim Reisekonzern eine weitere Deckungslücke von mehr als einer Milliarde Euro. Seiner Meinung nach droht eine massive Kapitalerhöhung. Das aktuell weiterhin unsichere Umfeld für die Reisebranche und die hohe Schuldenlast stimmen auch die restlichen Analysten pessimistisch. DZ-Bank-Analyst Herbert Sturm rechnet erst für das übernächste Jahr mit einer Rückkehr in die Gewinnzone für den Konzern.
Das sind die Chancen der Tui-Aktie:
Um die Schulden zu begleichen, hat Tui nach dem Deal mit der KfW und anderen Geldgebern nun immerhin mehr Zeit. Dafür verkauft das Unternehmen unter anderem Anteile an einer Gesellschaft der spanischen Hotelgruppe Riu. Damit einher gehen soll eine Auslagerung zahlreicher Immobilien aus der Tui-Bilanz und so auch eine „Stärkung des Kerngeschäfts“ mit Urlaubsangeboten.
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Sollte sich das Geschäft in den kommenden zwei Jahren wie erhofft erholen, könnte es auch für die Aktien wieder aufwärts gehen. Immerhin ist der Konzern breit aufgestellt – und die Reiselust der Menschen wird wohl trotz Pandemie nicht vollständig verschwinden, im Gegenteil.
Das sind die Risiken der Tui-Aktie:
Anleger sollten beim Kauf der Tui-Aktie vorsichtig sein. Es bleibt unklar, wie lange die Pandemie den Reiseverkehr noch einschränken wird – und wie heftig die langfristigen Effekte ausfallen. Auch der Schuldenberg der Tui ist beachtlich. Wer jetzt einsteigt, muss wahrscheinlich mit weiteren Verlusten rechnen, bevor es wieder aufwärts geht.
Und: So lange Tui von staatlichen Geldern unterstützt wird, darf der Konzern keine Dividende an Aktionäre ausschütten. Dem Reiseunternehmen fehlt es nicht zuletzt auch an Geld für zukünftige Investitionen.
So ist das Branchenumfeld von Tui:
Unter der Pandemie hat auch die gesamte Tourismusbranche gelitten. Allerdings haben sich manche Konkurrenten deutlich schneller wieder erholt. So konnten die Aktien des Kreuzfahrtanbieters Carnival zuletzt deutlich zulegen. Gleichzeitig ist auch bei dieser Aktie noch eine ganze Menge Luft bis hin zum Vorkrisenniveau. Das Geschäft scheint jedoch deutlich schneller wieder Fahrt aufzunehmen.
Besonders erfolgreich verlief hingegen die Entwicklung der Aktien der Buchungsplattformen wie Expedia oder Booking. Die Aktien beider Unternehmen haben die Vor-Krisen-Kurse nicht nur wieder erreicht, sondern sogar übertroffen. Gerade Booking wird von manch Marktexperten bereits als „neue, bessere Tui“ geahndet.
Booking-CEO Glenn Fogel ist überzeugt: „Wir schaffen einen nahtlosen, reibungslosen Weg, um Reisen viel einfacher zu organisieren als bisher.“ Booking verstärke damit seine Konkurrenz zu klassischen Reiseveranstaltern wie Tui.
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