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Value-Investor Hendrik Leber „Auch Warren Buffett ist nur ein Mensch“

Hendrik Leber wird manchmal der deutsche Warren Buffett genannt, er verfolgt dieselbe Anlagestrategie. Im Interview spricht er über den Superinvestor, abgestürzte Börsenlieblinge und Aktien, von denen er die Finger lässt.
21.04.2016 - 16:52 Uhr
„Bei VW bin ich skeptisch.“ Quelle: Bert Bostelmann für Handelsblatt
Aktien-Investor Hendrik Leber

„Bei VW bin ich skeptisch.“

(Foto: Bert Bostelmann für Handelsblatt)

Manche nennen ihn den deutschen Warren Buffett, schließlich ist er nicht nur ein großer Fan des amerikanischen Starinvestors, sondern Hendrik Leber verfolgt auch dieselbe Anlagestrategie. Wie sein Vorbild Buffett investiert er mit seiner Fondsgesellschaft Acatis in unterbewertete Aktien. An der Wand von Lebers Büro hängen zwei Fotos – Schwarz-Weiß-Porträts von Buffett und dessen Partner Charlie Munger. Die Herren wird er bald live erleben. Am Sonntag geht es dann nach New Orleans und von dort aus wenige Tage später nach Omaha. Denn Buffett hat zur Hauptversammlung geladen. Schon mehr als 20-mal war Leber bereits bei dem Treffen dabei – dem Woodstock für Aktionäre.

Herr Leber, viele Aktien sind in den vergangenen Monaten stark gefallen. Ist die Zeit der Value-Anleger à la Warren Buffett gekommen?
Ich merke, dass sich die Stimmung seit Mitte Februar deutlich gedreht hat. Die vergangenen anderthalb Jahre waren schwierig, aber jetzt laufen die Value-Aktien wieder. Auch wenn es vielleicht noch zu früh ist, um von einer Wende zu sprechen.

Wie definieren Sie Value?
Wir investieren, wenn der Wert – also der Value – höher ist als der Preis, sprich Börsenkurs. Wir schauen auf Indikatoren wie Kurs-Buch-Wert, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis und natürlich auf die Dividendenrendite. Diese Indikatoren haben sich deutlich verbessert.

Eigentlich gilt Value als sehr erfolgreicher Anlagestil, der bekannteste Anhänger ist wohl Warren Buffett. Die vergangenen Jahre waren für Value-Anleger aber nicht einfach. Ist der Stil überholt?
Gute Frage. Bei Warren Buffett lief es in den vergangenen Jahren auch nicht so doll, wenn man die Portfolio-Komponenten mal sauber misst, also das Versicherungsgeschäft vom anderen Geschäft trennt. Schaut man nur auf sein Aktienportfolio, ist es nicht weltbewegend, was Buffett und sein Team geleistet haben. Das ist einfach gutes Mittelmaß. Auch Buffett zeigt, dass er nur ein sterblicher Mensch und kein Guru ist.

Langfristig ist Value aber doch überdurchschnittlich erfolgreich.
Value läuft seit August 2007 schlecht, bis dahin gab es eine sehr gute Value-Phase. Aber irgendwann, wenn nun jeder dieses Spiel spielt, dann funktioniert es nicht mehr, und an den Märkten wird ein neues Spiel gespielt. Seit 2007 sind das „Low Vola“, also geringfügig schwankende Aktien, und Qualität.

Und jetzt wird Value wiederentdeckt?
Value ist betriebswirtschaftlich logisch. Ich bewerte eine Firma von innen heraus, hinterfrage, welche Renditen sie mir bringt durch das, was sie tut, und bestimme dadurch den fairen Wert.

Aber faire Bewertungen können Sie derzeit nicht beobachten?
Die Börse hat sich von dem, was ich bei vielen Titeln als fairen Wert errechne, weit entfernt. Die Kurse sind gelaufen, obwohl ich das betriebswirtschaftlich nicht rechtfertigen kann. Die Kriterien, die heute interessant sind, sind beispielsweise die Kursstabilität – Stichwort „Low Vola“ –, und das hat erst mal mit der Firma nichts zu tun, sondern nur mit den Kursen. Ich komme an der betriebswirtschaftlichen Realität als Anleger aber nicht vorbei. Ich kann die Schwerkraft nicht leugnen. Das kann ich über bestimmte Zeit, aber irgendwann müssen die billigen Aktien auch wiederentdeckt werden und die teuren Aktien wieder runterkommen. Und das könnte in den vergangenen Wochen angefangen haben.

Value-Investoren tun sich in stark steigenden Märkten angeblich oft schwer. Finden Sie in schwachen Phasen leichter unterbewertete Perlen?
Ich fühle mich im Moment sehr wohl. In den letzten Wochen habe ich wunderschöne Aktien gefunden. Es gibt eine ganze Reihe abgestürzter Perlen.

Welche beispielsweise?
Die Aktien von Luxusgüterherstellern sind stark gefallen. Dazu gehören Titel wie der Cartier-Konzern Richemont, aber auch die Uhrenhersteller Swatch, die Modelabel Burberry, Ralph Lauren und Hugo Boss, der Taschenhersteller Coach oder die amerikanische Jeanskette Buckle. Diese Aktien hat es alle kräftig erwischt. Es scheint fast so, als ob die Leute diese Marken nicht mehr schätzen würden.

Das ist aber nicht so?
Die Unternehmen sind alle profitabel. Natürlich leiden sie unter einer konjunkturellen Delle und der schwächeren Nachfrage aus China. Deshalb sind sie enorm billig. Aber diese Aktien werden sich auch wieder erholen.

Das kann aber dauern.
Irgendwann wird die Welt wieder anfangen, Uhren, Handtaschen und Jeans zu kaufen. Richemont bietet Uhren im oberen Segment und Swatch im mittleren mit Tissot und Omega. Die einfache Erklärung dafür, dass die Aktien derzeit nicht laufen, ist, dass die Chinesen nicht kaufen. Der Schweizer Uhrenexport nach China ist mächtig eingebrochen. Das hängt ein bisschen mit dem Franken-Wechselkurs zusammen. Aber noch mehr damit, dass die Chinesen ihren Reichtum nicht mehr zeigen, um nicht der Korruption verdächtigt zu werden. Das belastet Uhrenhersteller, aber auch andere Luxusgüterkonzerne.

Für den Value-Anleger sind das aber klare Kaufkandidaten?
Wir haben Swatch gekauft. Auch Richemont mag ich sehr. Die Firma wird sehr gut geleitet. Man muss sich als Investor entscheiden, und Swatch war für uns der billigere Kandidat. Aber Richemont ist durchaus ein interessanter Value-Wert und sollte nach meinem Modell langfristig eine Rendite von zehn Prozent pro Jahr abliefern.

Da greifen Sie nicht zu?
Wir hatten bereits einige der großen Luxusmarken in unserem Portfolio. Wenn ich als Value-Investor zu viel aus einer Branche kaufe, die ich für billig halte, dann werde ich vom Markt erst mal lange Zeit bestraft. Es dauert ja in der Regel, bis unterbewertete Aktien vom breiten Markt entdeckt werden und laufen, oft fallen sie erst mal weiter.

Wie funktioniert Ihr Modell?
Wir arbeiten mit langjährigen Zeitperspektiven. Wir schauen zehn Jahre zurück, analysieren die Bilanzen sehr detailliert, schreiben die Entwicklung zehn Jahre in die Zukunft fort und errechnen den fairen Wert einer Firma. Wir investieren, wenn wir eine deutliche Unterbewertung gegenüber dem zehnjährigen Durchschnitt erkennen.

„ABC-Aktien sind billig zu haben“
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