Anleihen Evergrande belastet asiatische Junkbonds

Dollar-Anleihen geraten in den Sog der Probleme des chinesischen Konzerns.
Frankfurt Wie groß ist die Ansteckungsgefahr durch Evergrande? Diese Frage wird Fondsmanagern von ihren Anlegern derzeit häufig gestellt. Die Antworten sind meist beruhigend: Die gravierende Schieflage des größten chinesischen Immobilienentwicklers belastet die Stimmung an den breiteren Märkten, zieht sie aber nicht deutlich nach unten.
Doch es gibt eine Ausnahme: Dollar-Anleihen nicht nur von chinesischen, sondern generell von asiatischen Unternehmen mit schwacher Bonität sind massiv unter Druck geraten. Die Kurse sind deutlich gefallen. Im Umkehrschluss schnellte die durchschnittliche Rendite dieser Bonds auf fast zwölf Prozent nach oben. So hoch lag die Rendite zuletzt im Mai 2020.
Die Renditen der Dollar-Bonds von schwachen asiatischen Schuldnern steigen indes schon seit Beginn des Sommers deutlich. Die Delta-Variante des Corona-Virus und das langsam absehbare Ende der ultralockeren Geldpolitik in den USA macht den Anleihen schon länger zu schaffen.
Am Donnerstag hätte Evergrande eigentlich 83,5 Millionen Dollar an Zinsen für eine Anleihe zahlen müssen. Für die Zahlung haben Anleiheschuldner – wie international üblich – aber auch nach einem Zinstermin noch 30 Tage Zeit, bevor das Verstreichen des Termins als Zahlungsausfall eingestuft wird. Dem Vernehmen nach haben chinesische Aufsichtsbehörden Evergrande angewiesen, mit den Investoren proaktiv zu sprechen.
Am mehr als 400 Milliarden Dollar schweren Markt für die Anleihen von schwachen Schuldnern in Asien ist Evergrande ein Schwergewicht. Die Anleihen von Unternehmen mit schlechter Bonität werden auch Junkbonds genannt.
Evergrande hat nach Berechnungen des renommierten Analysehauses Creditsights Dollar-Junk-Bonds im Umfang von gut 19 Milliarden Dollar ausstehen. Das ist zwar viel, entspricht aber nur sechseinhalb Prozent der Gesamtverbindlichkeiten von Evergrande.
Von daher halten die Strategen von NN Investment Partners die Risiken von Evergrande für das chinesische Finanzsystem für überschaubar. Das gilt auch für den chinesischen Anleihemarkt.
Evergrande hat dort sogenannte Onshore-Anleihen im Umfang von umgerechnet 8,7 Milliarden Dollar ausstehen. Das entspricht laut niederländischem Fondshaus NN Investment Partners gerade mal 0,5 Prozent des gesamten chinesischen Anleihemarktes. Die Analysten von Creditsights gehen davon aus, dass die chinesische Regierung im Zweifelsfall einschreiten wird, um eine systemische Krise am Finanzmarkt zu verhindern.
Dollar-Bonds stehen im Fokus
Im Fokus von internationalen Investoren steht der Dollar-Markt für asiatische Firmenbonds. Im Umfeld von Niedrig- und Minuszinsen boten gerade Junk-Bonds einen Ausweg. Investoren haben zwar keine Panik, werden aber vorsichtiger.
So meint Roy Diao, der beim Asset-Manager Schroders für asiatische Anleihen verantwortlich ist: „Wir konzentrieren uns vor allem auf Anleihen von besseren Schuldnern und meiden Anleihen von Immobilienkonzernen.“ Banken wie die Credit Suisse beeilten sich zu betonen, dass Evergrande in Schwellenländer-Anleihefonds einen Anteil von nur 0,6 Prozent habe.
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