Die extrem lockere Geldpolitik der Fed ist der entscheidende Treibstoff für die Rally an den Börsen. Seit 2008 pumpt die US-Notenbank auf beispiellose Weise Geld in den Markt. Einmal hält sie die Zinsen nahe Null – und damit auf historisch niedrigem Niveau. Außerdem hat sie zu einem eigentlich unkonventionellen Instrument gegriffen und kauft Monat für Monat mit quasi frisch gedruckten Dollar-Noten Anleihen auf. Auf beide Arten kommt die Wirtschaft zu Massen billigen Geldes.
Weil andere Anlagen angesichts niedriger Zinsen unattraktiv sind, fließen viele Milliarden in Aktien – die Börsen klettern von Rekord zu Rekord. So oder so soll die US-Konjunktur weiter angekurbelt werden, um endlich auch dem lahmenden Arbeitsmarkt der weltweit größten Volkswirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Bisherige Faustregel: Sobald die Arbeitslosenquote von derzeit immer noch rund sieben Prozent unter 6,5 Prozent sinkt, sollte über die erste Anhebung der Leitzinsen nachgedacht werden.
Auf den ersten Blick beginnt die große Wende in der US-Geldpolitik. Im Detail zeigt sich aber, dass faktisch alles beim Alten bleibt. Das Anleihe-Kaufprogramm wird zunächst nur etwas gedrosselt und soll dann allmählich auslaufen. Noch wichtiger: Das Versprechen extrem niedriger Zinsen soll noch für längere Zeit weiter gelten.
Die Sorge war groß, dass die Fed allzu abrupt ihren Kurs wechseln könnte. Allein die Ankündigung von Fed-Chef Ben Bernanke, über das sogenannte „Tapering“ nachzudenken, hatte vor rund einem halben Jahr für massive Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten gesorgt. Diesmal lief es anders, weil Bernanke seine seit langem befürchtete Botschaft geschickt verpackt hat – und die Märkte so sehr behutsam auf die Veränderungen vorbereitete. Er versprach nicht nur weiter niedrige Zinsen, sondern auch, dass die Fed nicht mehr automatisch die geldpolitischen Zügel anzieht, sollte sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter spürbar aufhellen. „Die US-Notenbank hat in den vergangenen Wochen genug Zuversicht in die konjunkturelle Erholung der US-Wirtschaft gewonnen. Das ist ein positives Signal – nicht nur für die USA, sondern für den globalen Konjunkturausblick 2014“, schreibt der Chefökonom der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel.
Auf absehbare Zeit nichts. Weil auch die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer extremen Niedrigzinspolitik festhält, werden Sparbücher hierzulande auf absehbare Zeit weiterhin nur maue Renditen abwerfen. Unklar ist es, ob sich die ebenfalls niedrigen Kapitalmarktzinsen für Anleihen wieder bessern. Weil deutsche Staatspapiere in der Euroschuldenkrise als sicherer Hafen gelten, hängt die Entwicklung dort unter anderem davon ab, ob sich die Lage in den Euro-Krisenländern weiter stabilisiert.
Der Deutsche Aktienmarkt reagierte mit leichten Kursgewinnen auf die Fed-Ankündigung. Einige Analysten rechnen damit, dass der Dax 2014 die Marke von 10.000 Punkten knacken wird. Sie hoffen, dass Anleger nicht mehr in erster Linie auf die Notenbanken schielen, sondern dass die guten Aussichten in der realen Wirtschaft wieder zur treibenden Kraft an den Finanzmärkten werden.