Insiderbarometer Firmenlenker kaufen im großen Stil eigene Aktien

Der neue Merck-Chef kaufte ein großes Aktienpaket.
Frankfurt Das hat es lange nicht gegeben: Drei spektakuläre Aktien-Millionenkäufe gab es in den vergangenen beiden Wochen von Insidern bei deutschen Unternehmen. „Solch große Transaktionen sind selten und ein Zeichen dafür, dass Vorstände und Aufsichtsräte durchaus günstige Einstiegsmöglichkeiten bei den Aktien ihrer eigenen Unternehmen sehen“, sagt Olaf Stotz, Professor an der Privatuniversität Frankfurt School of Finance & Management.
Auffällig an den jüngsten Transaktionen ist zudem, dass gleich zwei Unternehmen aus dem Dax 30 mit großen Käufen auffielen. Für Aufsehen sorgte dabei vor allem Bayer: Hier kauften neben dem neuen Firmenchef Werner Baumann drei weitere Vorstände und ein Aufsichtsrat Aktien über insgesamt gut 1,7 Millionen Euro.
Damit signalisierte die Führung des Chemie- und Pharmakonzerns Zuversicht für die geplante Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto. Der hat die Offerte im Volumen von etwa 55 Milliarden Euro zwar als zu niedrig abgewiesen, sich aber offen für Verhandlungen gezeigt. Die Bayer-Aktie hat seit den ersten Gerüchten um die Übernahmepläne rund zehn Prozent verloren. Analysten sehen die Kursaussichten aber optimistischer als die breite Masse der Aktionäre, viele empfehlen das Papier zum Kauf.
Auch bei der Aktie des Pharmakonzerns Merck sehen viele Analysten zumindest noch etwas Potenzial nach oben. Die Darmstädter hatten im Jahr 2014 den amerikanischen Laborzulieferer Sigma Aldrich übernommen. Dadurch sei Merck „in eine neue Dimension hineingewachsen“, meinen beispielsweise die Experten von Commerzbank Wealth Management: „Mercks Zahlen für das erste Quartal geben bereits ein Indiz dafür, dass die Integration schnell verläuft und die Übernahme sowohl strategisch als auch finanziell sinnvoll ist.“
Experten: Kursrückgang unwahrscheinlich
Die Merck-Aktie halten die Commerzbanker im Branchenvergleich für „moderat bewertet“. Die Merck-Spitze scheint das ähnlich zu sehen. Sie kaufte zuletzt Aktien über zusammen gut 1,2 Millionen Euro. Davon entfiel ein großer Teil auf den frisch gekürten Konzernchef Stefan Oschmann. Auch sein Vorgänger Karl-Ludwig Kley griff ordentlich zu, ebenso wie Bernd Reckmann, der ebenfalls aus der Geschäftsleitung ausgeschieden ist.
Den mit Abstand größten Kauf gab es für knapp 4,3 Millionen Euro bei Rhön-Klinikum. Bei dem Klinikbetreiber stockte Großaktionär B. Braun Melsungen seinen Aktienanteil auf mehr als 20 Prozent auf. Die Beteiligung sei ein langfristiges strategisches Investment, teilte der Medizintechnik-Hersteller mit. Überlegungen zu weiteren Aufstockungen seien „noch nicht abgeschlossen“.
Aus den Aktientransaktionen der Firmenlenker berechnen das Forschungsinstitut für Asset Management (Fifam) und Commerzbank Wealth Management alle 14 Tage das Insider-Barometer für das Handelsblatt. Es stieg zuletzt nur leicht auf 150 Punkte. Hochschullehrer Stotz, der sich seit 13 Jahren mit Insider-Transaktionen beschäftigt, interpretiert diese Bewegung so: „Folgt man den Insidern, ist in der nächsten Zeit ein deutlicher Kursrückgang am deutschen Aktienmarkt eher unwahrscheinlich – trotz Unsicherheiten wie zum Beispiel der Abstimmung der Briten über einen Verbleib in der Europäischen Union.“
Für die Berechnung des Insider-Barometers werden Käufe ab einem Volumen von einer Million Euro gekappt. „Aus diesem Grund ist das Insider-Barometer weniger deutlich gestiegen, als man auf den ersten Blick hätte erwarten können“, sagt Stotz.
Dazu kam aber auch, dass es einige größere Verkäufe gab. Beim Internet-Lottoanbieter Zeal Network verkaufte Aufsichtsrat Jens Schumann Aktien in großem Stil. Die frühere Tipp 24 hatte zuletzt ihre Gewinnprognose heruntergeschraubt.
Beim erst seit Herbst im Dax notierten Immobilienkonzern Vonovia trennte sich Marion Helmes, Ehefrau von Finanzvorstand Stefan Kirsten, von etlichen Aktien. Stotz sieht hier einen Trend: „In den vergangenen Monaten gab es bei Immobilienaktien mehr Verkäufe der Insider, nachdem diese zuvor viele Aktien gekauft hatten.“
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.