
Gegen Probleme wie Phishing, Malware und Identitätsdiebstahl geht das Unternehmen Cyan vor.
Düsseldorf Nach dem Börsengang seines Unternehmens Cyan, das Sicherheitslösungen anbietet, hat der Vorstandsvorsitzende Peter Arnoth Grund zur Freude: Die Nachfrage nach der Aktie war so hoch, dass ihr Ausgabepreis mit 23 Euro am oberen Ende der Preisspanne lag. Bei 1,38 Millionen neuen Aktien nahm das Unternehmen damit 31,7 Millionen Euro ein.
Ein kleines Volumen im Vergleich zu den jüngsten Börsengängen der Deutsche Bank-Fondstochter DWS und des Online-Speicherdienstes Dropbox. Der Börsengang der DWS spülte 6,5 Milliarden Euro in die Kasse der Deutschen Bank und der Börsenwert von Dropbox lag zum Start bei 12,67 Milliarden Dollar.
Cyan will das Geld aus dem Börsengang nutzen, um weiter zu wachsen – sowohl organisch als auch durch Zukäufe.
Auch bei der Kundenaquisition scheint es derzeit rund zu laufen. Nach dem Börsengang teilte das Unternehmen mit, es habe einen Vertrag mit „Surf Telecom“ abgeschlossen – einem großen brasilianischen Mobilfunkanbieter – und mit „I-New“, einem Dienstleister, der Mobilfunkanbietern ohne eigenes Netz die nötige Infrastruktur bereitstellt.
Rund 700.000 Kunden bediene Surf Telecom und bei I-New ist gar von fünf Millionen Mobilfunknutzern in mehr als 20 Ländern die Rede. Und dann habe man in der kommenden Woche noch einen Termin mit einem prominenten deutschen Institut im Bankbereich, kündigt CEO Arnoth geheimnisvoll an.
Arnoth gibt sich selbstbewusst. „Ich bin überzeugt, dass integrierte Produkte wie unseres in einigen Jahren Standard sind“, schwärmt er. Immerhin ist sein Unternehmen im Scale-Segment der Frankfurter Börse aufs Parkett gegangen – einem Segment, das nach dem gescheiterten „Neuen Markt“ ein erneuter Versuch ist, in Frankfurt ein Marktsegment für Wachstumswerte zu etablieren.
Wichtigster Kunde von Cyan ist die Telekom-Gruppe
Doch was steckt eigentlich hinter Cyan, wie kann man sich das Produkt der Firma vorstellen? „Die Mobilfunkanbieter, mit denen wir zusammenarbeiten, können den Handynutzern einen netzintegrierten Schutz anbieten, ohne dass die Nutzer wie bei anderen Anbietern von Sicherheitssoftware Downloads durchführen müssen“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens.
Während Handynutzer von Software wie Kaspersky oder Norton deren Dienste selbst auf ihrem Gerät installieren müssen, ist die Cyan-Lösung auf den Datencentern der Mobilfunkbetreiber installiert und muss vom Kunden nur aktiviert werden.
Insidern zufolge will der Wissenschaftsverlag noch vor der Sommerpause sein Debüt auf dem Parkett in Frankfurt feiern. Der Börsenwert von Springer Nature wird auf rund fünf Milliarden Euro geschätzt, mehr als 20 Prozent der Anteile sollen nach dem Börsengang im Streubesitz sein. Der Wissenschaftsverlag, der jährlich rund 12.000 neue Buchtitel und fast 3000 Fachzeitschriften verlegt, darunter das weltbekannte Wissenschaftsmagazin „Nature“, gehört der Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und dem Finanzinvestor BC Partners.
Der Börsenwert des Fahrzeugzulieferers wird auf rund acht Milliarden Euro geschätzt. Insidern zufolge könnte die Familie um Konzerneigentümer Heinz Hermann Thiele im Zuge des Börsengangs in Frankfurt 20 bis 40 Prozent der Anteile an dem Hersteller von Bremsen für Nutzfahrzeuge und Züge abgeben.
Der Telekom-Riese Softbank will seine japanische Mobilfunktochter SoftBank Corp. in diesem Jahr aufs Parkett bringen. Mit einem angepeilten Emissionserlös von 18 Milliarden Dollar wäre es der größte Börsengang in Japan seit fast zwei Jahrzehnten.
Der Eigentümer des chinesischen Bezahldienstes Alipay wird schon länger als Börsenkandidat gehandelt. Vor dem Schritt aufs Parkett will Ant Financial bis zu fünf Milliarden Dollar in einer Finanzierungsrunde einsammeln und die Bewertung auf 80 bis 100 Milliarden Dollar hochtreiben, wie Insider der Nachrichtenagentur Reuters im Februar sagten.
Es wäre der größte Börsengang aller Zeiten: Dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammad bin Salman, der als treibende Kraft hinter den Börsenplänen gilt, schwebt eine Bewertung von mehr als zwei Billionen Dollar für den staatlichen Ölkonzern vor. Rund fünf Prozent sollen bei Anlegern untergebracht werden und 100 Milliarden Dollar in die saudiarabischen Kassen spülen. Beobachter zweifeln, dass sich dieser Preis erzielen lässt. Finanzkreisen zufolge wurde der Gang an eine ausländische Börse wie London vorerst auf Eis gelegt und soll jetzt frühestens 2019 stattfinden. Nur in der Heimat könnten die Saudi-Aramco-Aktien noch 2018 auf den Kurszetteln erscheinen.
Es geht um den Schutz von mobilen Endgeräten vor Schadprogrammen und Datenklau. Cyan stellt solche Lösungen als „White-Label“ zur Verfügung, das heißt, dass die Mobilfunkanbieter sie mit ihrer eigenen Marke versehen können und man ihnen somit nicht ansieht, wer sie entwickelt hat.
Das Angebot soll allerdings viel günstiger und leichter zu handhaben sein als das der Konkurrenz. Glaubt man dem Cyan-Sprecher, so ist das zusätzliche Sicherheitsprogramm mit einem Klick aktivierbar und kostet nur wenige Euro.
Jeder Endkunde eines teilnehmenden Mobilfunkanbieters bekommt ein entsprechendes Angebot aufs Handy geschickt und kann es, falls er es annimmt, über seine Handyrechnung bezahlen. Das Geschäftsmodell: Von jedem Euro, den ein Endkunde bezahlt, geht ein Anteil von weniger als der Hälfte an Cyan.
Wichtigster Kunde der Cyan-Gruppe ist derzeit die Telekom-Tochter T-Mobile Austria. Sie ist für 75 Prozent des Gesamtumsatzes bei Cyan verantwortlich. Ansonsten befindet sich aber bisher der Großteil der Mobilfunkanbieter, die das Cyan-Produkt nutzen wollen, in Lateinamerika. Tatsächlich im Einsatz ist es bisher erst in Österreich und Polen – in Mexiko und Brasilien soll es in den nächsten Wochen gelauncht werden.
Neben Mobilfunkanbietern beliefert Cyan aber auch Versicherer und Banken. Im Versicherungsbereich entwirft Cyan die nötigen Produkte etwa für Datenversicherungen. Und bei Banken wirkt das Unternehmen im Hintergrund, um Banking-Apps sicherer zu machen und um Bankkunden vor Phishing-Angriffen zu schützen oder sie rechtzeitig zu warnen.
Oft werde Kunden von Cyber-Angreifern etwas vorgegaukelt, erklärt Cyan-Chef Arnoth. So könne es sein, dass die vermeintliche Webseite der eigenen Bank in Wahrheit eine andere Webseite sei, oder man eine gefälschte Nachricht geschickt bekomme.
„In solchen Fällen bekommen die Kunden von uns ein Popup, das sie warnt, bevor sie den schädlichen Inhalt aufrufen“, sagt Arnoth. Kunden sind momentan etwa die Sberbank Europa und das südafrikanische Fintech MyBucks.
Noch hat Cyan keine prominenten deutschen Kunden im Bank- und Versicherungsbereich – oder darf nicht über sie sprechen. Doch das soll sich laut CEO Arnoth wohl bald ändern. „Sie werden in nächster Zeit noch mehr Positives von uns hören“, kündigt er an.

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