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Bitcoins im Höhenflug Völlig losgelöst im Cyberspace

Die Kryptowährung Bitcoin gewinnt rasant an Wert und durchbricht die 2.000-Dollar-Marke. Kritiker und Insider warnen vor einer Blase. Doch der Begeisterung der Investoren tut das keinen Abbruch.
22.05.2017 - 17:59 Uhr Kommentieren
Die Bundesbank ist besorgt über die Kursausschläge. Quelle: picture alliance/KEYSTONE
Kryptowährung Bitcoin

Die Bundesbank ist besorgt über die Kursausschläge.

(Foto: picture alliance/KEYSTONE)

New York Wo endet der Himmel? Nachdem die Cyberwährung Bitcoin mittlerweile mehr als 2.000 Dollar wert ist, fragen sich Fans und Kritiker des virtuellen Geldes gleichermaßen, wie hoch der Kurs noch steigen kann. Der Hype hat längst auch andere alternative Währungen erfasst, wie Ether, hinter der die Plattform Ethereum steht, und XRP von der Technologiefirma Ripple Lab. Allein der Ether-Kurs hat sich in rund einer Woche fast verdoppelt. Zu Beginn des Jahres waren alle Kryptowährungen zusammengenommen rund 18 Milliarden Dollar wert. Am Montag erreichten sie laut Coinmarketcap schon fast 80 Milliarden. Dabei stehen Bitcoins mit 36 Milliarden ganz oben in der Liste – vor Ether mit 16 Milliarden und Ripple mit zwölf Milliarden. Die weiteren 98 Währungen der Liste sind wesentlich kleiner.

Die Deutsche Bundesbank zeigt sich besorgt über die heftigen Kursausschläge. Ihr Vorstand Carl-Ludwig Thiele bezeichnet Bitcoins als „Spekulationsobjekt“ und warnt davor, sie zur „Wertaufbewahrung“ zu kaufen. Doch auch Anhänger der Cyberwährungen mahnen zur Vorsicht. Etwa Aaron Lasher, der sich als „harten Bitcoin-Fan“ bezeichnet. Seine Firma Breadwallet bietet Kunden die Möglichkeit, elektronische Geldbörsen für diese „Münzen“ einzurichten. Lasher fürchtet allerdings, dass auf einen weiteren dramatischen Anstieg ein tiefer Fall folgen könnte.

Bitcoins, Ethereum und Ripple stehen in einem harten Wettbewerb um die Aufmerksamkeit von Kunden und Investoren. Jede Nachricht über Erfolge der einzelnen Cyberwährungen treibt die Kurse weiter hoch. Für die Währung XRP etwa entstand ein Nachfrageboom in Japan, weil Ripple Lab dort ein Pilotprojekt mit 47 Banken durchgeführt hatte. In Deutschland hat XRP die Reisebank als Kunden, im Beirat sitzt der deutsche Ex-Minister und Investor Karl-Theodor zu Guttenberg. „Da kommt eine Menge Nachfrage aus Asien, vor allem aus Japan und Korea“, sagt Miguel Vias, Chef des XRP-Markts bei Ripple.

Noch wichtiger als die Cyberwährungen selbst könnte für die Finanzbranche die Blockchain-Technologie werden, die hinter den Bitcoins steckt. Derzeit entstehen jede Menge Projekte, die die Blockchain nutzen, während die Coins selbst keine Verwendung finden.

Während Bitcoins und ähnliche Währungen lange Zeit vor allem als Zahlungsmittel galten, kommen in letzter Zeit sogenannte ICOs in Mode. „Initial Coin Offerings“ funktionieren im Prinzip sehr ähnlich wie Börsengänge (IPOs). Firmen geben Anteile an Investoren heraus und bezahlen sie mit künstlicher Währung. Das heizt den Markt zusätzlich an. Nach einer Aufstellung der Beratung CB Insights haben Firmen für Blockchain-Projekte im ersten Quartal 2017 auf diesem Weg 69 Millionen Dollar eingesammelt, während 118 Millionen durch klassische Wagnisfinanzierung zustande kamen. Damit etabliert sich der direkte Weg zum Investor, der 2016 noch eine untergeordnete Rolle spielte, als Alternative zur traditionellen Finanzierung neuer Projekte.

Der erste Milliardär steigt ein

Das Phänomen der Initial Coin Offerings zeigt die Begeisterung der Fans für Kryptowährungen. Die Idee ist, durch die Ausgabe der eigenen Währung an Investoren eine Art Gemeinschaft zu bilden, die nicht nur aus Investoren besteht, sondern zugleich der engste Kundenkreis der jeweiligen Firma sein soll. Vor kurzem hat zum Beispiel Compcoin einen derartigen Schritt angekündigt. Die Firma startet eine Plattform, die künstliche Intelligenz zur Prognose von Devisenkursen einsetzen will. Die Investoren kaufen die „Compcoins“ und erhalten dafür Zugang zur Plattform.

Aufmerksamkeit erregte der Milliardär Tim Draper, ein klassischer Wagnisfinanzierer, der früh Anteile an Unternehmen wie Skype und Baidu gekauft hat. Er hat angekündigt, sich an dem ICO von Tezos zu beteiligen, das am Montag gestartet ist. Er hat in seiner Firma einen eigenen Fonds für derartige Investments eingerichtet und sich von seinen eigenen Investoren die Erlaubnis dazu geben lassen. Viele andere VC-Fonds können nach ihren Statuten noch gar nicht an ICOs teilnehmen.

Tezos ist eine Blockchain-Plattform, die von Arthur und Kathleen Breitman, einem ehemaligen Hochfrequenzhändler bei der Investmentbank Goldman Sachs und einer Ex-Mitarbeiterin des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater, gegründet wurde. Das ICO soll über zwei Wochen laufen, das Volumen richtet sich nach der Nachfrage, es gibt keine festgesetzte Obergrenze. Der Einstieg von Draper gilt als Signal – das erste Mal schlägt ein milliardenschwerer VC-Finanzierer derart zu.

Was ist eine Kryptowährung?

Solche Projekte heizen den Boom rund um die Cyberwährungen weiter an. Bitcoin-Fan und -Experte Lasher prognostiziert die langfristige Preiskurve der alternativen Währung als ein aufwärtsgerichtetes S, das sich aber aus einer Reihe von „Mini-Blasen“ zusammensetzt, wie er sagt. Weil es sieben Milliarden Menschen gibt, aber bisher nur 20 Millionen Bitcoin-Nutzer, glaubt er, „dass wir uns in einem frühen Stadium dieser Kurve befinden“. Kurz gesagt, es könnte mit den Kursen weiter aufwärtsgehen – und zwar in Richtung 10.000 Dollar, meint der Experte. Aber danach hält er einen Crash und einen Absturz in den „niedrigeren Tausender-Bereich“ für ein durchaus plausibles Szenario. Doch auch das wäre nur ein Zwischenstadium.

Lasher sieht voraus, dass sich „in den nächsten Monaten“ eine neue Blase aufbaut, nach seiner Rechnung wäre es die vierte in der bisherigen Geschichte der Währung.

Extreme prägen den Markt

Dazu bietet der Experte in seinem Blog vier Thesen an. Erstens: Bei jeder Blase erreicht die Währung einen neuen Allzeitrekord. Zweitens: Wenn die großen Medien das Thema aufgreifen, ist der Wendepunkt in Sichtweite; womit dieser Artikel hier bereits ein Anzeichen wäre, dass es bald so weit ist. Drittens: Ob es eine Blase war, wissen wir frühestens einen Monat nach dem Hoch. Dabei kommt es meist zu einem starken Einbruch und heftigen Schwankungen. Und viertens: Bitcoins werden nach der Blase für tot erklärt, aber sie sind es nicht. Lashers Devise lautet deshalb: „Keine Panik!“

Dabei wird der Markt der Kryptowährungen von Extremen geprägt. Immer wieder taucht zum Beispiel die Frage auf, wie es mit den Bitcoins langfristig weitergehen soll. Es gibt zwei Lager. Eines möchte im Prinzip alles so lassen, wie es ist. Ein anderes möchte die Basis der Währung verbreitern. Dazu wäre ein Eingriff in die Software notwendig, der zu einer Trennung in „Bitcoin neu“ und „Bitcoin alt“ oder „classic“ führen könnte. Bei ‧Ethereum hat es eine derartige Aufspaltung bereits gegeben, weil nach einem Millionen-Diebstahl durch Hacker die Software korrigiert wurde, um das Geld quasi zurückzuholen.

Eine Weile hat das Risiko einer Spaltung zur Verunsicherung der Investoren geführt. Zurzeit ist das Thema etwas in den Hintergrund getreten. Klar ist: Wenn es tatsächlich zu einer Spaltung kommt, bekommen die bisherigen Coin-Besitzer „Münzen“ in alter wie in neuer Währung. Selbst wenn die alten entwertet werden, wären die Investoren daher nicht geschädigt.

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