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Comeback des Edelmettals Anleger tauschen Geld in Gold

Die Angst vor dem Brexit und die niedrigen Zinsen machen Gold wieder attraktiv. Das Edelmetall ist so teuer wie seit zwei Jahren nicht mehr. Auch Anleger-Ikonen haben bereits zugeschlagen. Wie hoch kann es noch gehen?
19.06.2016 - 09:37 Uhr Kommentieren
In der Krise floriert das Geschäft mit dem Krisenmetall. Quelle: dpa
Goldbarren

In der Krise floriert das Geschäft mit dem Krisenmetall.

(Foto: dpa)

Frankfurt An dem Spruch bleibt das Auge hängen: „Selbst wenn England geht, Gold bleibt.“ So begrüßt die Internetseite des Goldhändlers Degussa seine Nutzer. Ein möglicher EU-Austritt Großbritanniens („Brexit“) sei „in den Köpfen der Leute“, erklärt Degussa-Mann Oliver Heuschuch. Die Unsicherheit dränge die Menschen in die Goldanlage. Im Frankfurter Degussa-Haus schaut Heuschuch seit Beginn dieser Woche in gefüllte Warteräume: „Auch bei anderen Händlern ist viel los.“ Die Kunden wollten Münzen oder Barren.

Gold ist wieder begehrt. Es kostet so viel wie zuletzt vor knapp zwei Jahren. Am Donnerstag mussten Käufer mehr als 1 300 Dollar für die Unze auf den Tisch legen. Das EU-Referendum auf der Insel wirkt wie ein Katalysator für wachsende Unsicherheiten. Und die Sorgen werden bis zum Tag der Abstimmung am 23. Juni bleiben.

Das Briten-Thema beschäftigt alle Börsianer. Doch Experten geben sich gelassen. „Für Gold ist das nur ein kurzfristiger Impuls“, meint Ronald-Peter Stöferle, Partner beim liechtensteinischen Vermögensverwalter Incrementum. Viel wichtiger seien die Zinsen. Die US-Notenbank hatte am Mittwoch die Leitzinsen erst einmal nicht weiter erhöht.

„Es ist wie beim bekannten Theaterstück ‚Warten auf Godot‘, der nächste Zinsschritt kommt einfach nicht“, urteilt Stöferle. Er hält eine weitere Erhöhung erst einmal für unwahrscheinlich. Die jüngsten Konjunkturdaten seien zu schlecht. Das Thema strahlt aus: Anleihen rentieren immer weniger. Immer häufiger schrecken sie Anleger sogar mit Strafzinsen ab. Heuschuch weiß, wie seine Kunden in der neuen Minus-Welt denken: „Wenn es keine Zinsen gibt, dann nehme ich lieber Gold.“ Das sei sicher und es drohten auch keine Strafzinsen. Es ist ein schlagkräftiges Argument, denn bei den Wertpapieren sind Festverzinsliche die wichtigste Anlageform. Hier ist das meiste Geld investiert.

Stöferle erkennt einen zusätzlichen Preistreiber für Edelmetalle.  Er erwartet eine Rückkehr der Inflation. Genau das wollten die Notenbanken erreichen. Das solle die Konjunktur antreiben, leidige Schuldenberge entwerten. Die Geldentwertung könne „schnell“ wieder drei bis vier Prozent erreichen. „Das wäre gut für Gold“, sagt der Mann aus Vaduz. Edelmetall sei ein klassischer Inflationsschutz.

Der Gedanke an Inflation treibt auch James Turk an. Der  Gründer der Handelsplattform Goldmoney erkennt: „Die Menschen wollen ihr Geld und ihre Kaufkraft schützen.“ Inflation ist dabei seiner Meinung nach eine von mehreren Gefahren. Der Brite schaut auf die Tiefkurse der Deutsche-Bank-Aktie: „Die spanischen und italienischen Banken sehen noch schlechter aus – auch anfällige Banken bedrohen das Geld der Menschen.“

Da kommt viel Unsicherheit zusammen. Bekannte Investoren haben bereits reagiert. Anleger-Ikonen wie George Soros oder Stanley Druckenmiller kauften in den vergangenen Monaten Gold. Die früheren Hedgefondsmanager wollen sich absichern. Sie sehen das Finanzsystem in gefährlichem Fahrwasser.

Parallel zum steigenden Metallpreis ist auch die Lust an den Goldfonds seit Jahresbeginn wieder erwacht. Hier kaufen Anleger Fonds, die ihrerseits das Metall hinterlegen. Das geht wie beim Aktienkauf praktisch auf Knopfdruck. So eine Order ist für viele komfortabler, als Barren und Münzen zu kaufen. Investoren haben jetzt 13 Tage in Folge netto Kapital in solche Fonds gesteckt.

Ein spektakuläres Comeback

Die Renaissance des Edelmetalls spiegelt sich im Preisplus von über einem Fünftel seit Jahresstart wider. Auch die Kurse von Goldminenaktien feiern ein Comeback. Der Wert der Aktien von Förderfirmen verdoppelte sich im Schnitt. Ein Anteilsschein von Barrick Gold  beispielsweise ist dreimal so teuer wie zur Jahreswende. Wegen der anfallenden Kosten bei der Förderung steigen die Gewinne dieser Unternehmen weit stärker als die Goldnotierung.

Kurzfristig kann das Referendum in Großbritannien den Edelmetallpreis lenken.  „Wenn die Briten pro EU stimmen, wird er weiter steigen, wenn sie dagegen stimmen, könnte er kurzfristig fallen“, glaubt George Cheveley, Experte für Goldaktien beim britischen Fondshaus Investec. Langfristig sieht er jedoch den  Trend nach oben intakt. Davon ist auch Joseph Foster vom US-Finanzhaus van Eck überzeugt. Der Goldfachmann sieht das Edelmetall „in der frühen Phase eines neuen Bullenmarktes“.

Incrementum-Mann Stöferle hält in diesem Jahr einen Preis bis zu 1500 Dollar für realistisch. „Langfristig sehe ich 2300 Dollar“, ergänzt er. Turk ist ebenfalls auf der Seite der Optimisten. Er glaubt: „Schon im nächsten Jahr dürften wir das alte historische Hoch bei 1900 Dollar erreichen.“ Das ist immerhin fünf Jahre alt.

Der erwähnten Begrüßung auf der Degussa-Internetseite folgt übrigens ein Zusatz zu den angebotenen Barren und Münzen. Die gebe es „mit und ohne Porträt der Queen“.

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