Dollar/Euro Dollar auf Wochensicht mit Gewinnen – Euro nahe 9-Monats-Tief

Der Dollar kann im Vergleich zum Euro strak an Wert zulegen.
Frankfurt Für den Dollar ging es diese Woche nach oben. Im Vergleich zum Euro erreichte er am Donnerstag ein 9-Monats-Hoch. Und auch am Freitag kostete ein Dollar noch 0,85 Euro. Experten führen die Dollar-Stärke vor allem auf die Spekulationen zurück, dass die US-Notenbank Fed bald ihre massiven Anleihekäufe herunterfahren (tapern) könnte. Aber auch Risiken für die Weltwirtschaft spielen eine Rolle.
„Positiv für den Dollar ist, dass sich die US-Notenbank, trotz nachlassender Wirtschaftsdynamik, in Richtung eines Ausstiegs aus ihrer krisenbedingt ultra-expansiven Geldpolitik bewegt,“ urteilt Commerzbank-Devisenanalystin Thu Lan Nguyen. Hinweise darauf lieferten die Protokolle der Fed-Sitzung Ende Juli, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Die Mehrheit der Notenbanker war demnach der Auffassung, dass die Fed noch in diesem Jahr mit dem Herunterfahren der Käufe beginnen sollte.
Mit Spannung erwarten Investoren daher die Notenbank-Konferenz der Fed in Jackson Hole, die am kommenden Donnerstag beginnt und bis Samstag dauert. Einige halten es für möglich, dass Fed-Chef Jerome Powell in seiner Rede dort deutlichere Signale für ein baldiges Tapering gibt. „Es wäre nicht das erste Mal, dass dieses Ereignis für wegweisende Ankündigungen wichtiger Zentralbanken genutzt wird,“ schreibt DZ-Devisenanalyst Sören Hettler.
Für den Dollar hätte ein solcher Richtungswechsel in der Geldpolitik tendenziell einen positiven Effekt. Denn steigen die Zinsen in den USA, werden Anlagen in US-Zinspapieren attraktiver im Vergleich zu anderen Währungsräumen.
Die Anleihekäufe wirken sich vor allem auf die langfristigen Zinsen aus. Sie sind seit ihrem Höhepunkt Ende März zurückgegangen. Aktuell notiert die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen bei unter 1,3 Prozent. Tapering-Signale könnten wieder zu einem Anstieg führen.
Zudem hätten sie auch eine Signalfunktion für die Leitzinsen. Solange die Fed Anleihen kauft, gilt eine Zinserhöhung praktisch als ausgeschlossen. Je früher daher die Käufe enden, desto näher rückt der erste Zinsschritt. Im Euroraum dagegen will die Europäische Zentralbank noch länger an Anleihekäufen und Niedrigzinsen festhalten. Die US-Investmentbank Goldman Sachs erwartet die erste Zinserhöhung in den USA im Jahr 2023, im Euroraum rechnet sie mit diesem Schritt erst 2025.
Ein weiterer Grund für die Dollar-Stärke sind die zunehmenden Sorgen um die Weltkonjunktur, unter anderem wegen der Delta-Variante des Coronavirus. Klassischerweise ist der Dollar dann besonders gefragt, wenn die globalen Risiken zunehmen. DZ-Experte Hettler verweist allerdings darauf, dass ein stärkeres Corona-Infektionsgeschehen auch die US-Wirtschaft stärker treffen könnte, was den positiven Effekt für den Dollar schmälern würde. So sei die Impfquote in den USA mittlerweile geringer als in Großbritannien und einigen Ländern Europas.
Umstritten ist unter Ökonomen, wie sich die in den vergangenen Monaten sehr hohe Inflation in den USA auf den Dollar-Kurs auswirkt. Einerseits bedeutet sie, dass der Dollar an Kaufkraft verliert – was seinen Wert mindert. Andererseits erhöht sie aber auch die Wahrscheinlichkeit einer Straffung der Geldpolitik – was positiv für die Währung wäre.
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