Euro/Dollar Euro steigt über wichtige Marke von 1,20 Dollar – höchster Stand seit sechs Wochen

In den beiden Währungen wird ein Großteil der weltweiten Transaktionen abgewickelt.
Frankfurt Der Euro hat am Dienstag im frühen Handel seine Gewinne vom Vortag ausgebaut – und notiert über der Marke von 1,20 Dollar. Der Wert gilt als wichtige Schwelle, seit EZB-Chefvolkswirt Philip Lane im vergangenen September vor den wirtschaftlichen Folgen eines zu starken Euros gewarnt hatte, als der Euro-Kurs über diese Marke gestiegen war.
Nach deutlichen Verlusten bis Ende März hat der Euro seit Anfang April wieder stetig gegenüber dem Dollar zugelegt. Analysten führen dies vor allem auf die Fortschritte bei den Corona-Impfungen in Europa zurück. Außerdem sind die Renditen am US-Anleihemarkt zuletzt etwas gefallen, was den Dollar belastet.
„Beim Thema Corona-Impfungen sieht es zunehmend besser in der Euro-Zone aus“, schreibt Commerzbank-Devisenanalystin You-Na Park-Heger in einem Kommentar. Dies stütze die Gemeinschaftswährung. Allerdings könne sich die Stimmung auch schnell wieder drehen.
Zuletzt hat das Tempo der Impfungen in wirtschaftlich wichtigen Ländern der Euro-Zone wie Deutschland, Frankreich und Italien deutlich zugenommen. Außerdem hat die EU die Option für 100 Millionen weitere Dosen des Impfstoffs von Biontech und Pfizer ausgeübt. Je schneller die Impfungen vorankommen, desto größer die Aussicht auf eine baldige Öffnung der Wirtschaft – was das Wachstum und die Währung stützen würde.
Auch die Renditen am US-Anleihemarkt sind zuletzt etwas zurückgegangen. Sinken die Renditen, wird es für internationale Anleger relativ besehen weniger attraktiv, in US-Zinspapiere zu investieren – was wiederum den Dollar im Vergleich zum Euro schwächt. Die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen liegen aktuell bei etwa 1,62 Prozent – zeitweise waren sie auf über 1,7 Prozent gestiegen. Für einen Dämpfer hatte die US-Notenbank Fed gesorgt, die nochmals signalisierte, dass sie sich mit einer ersten Zinserhöhung noch Zeit lassen will.
EZB-Sitzung könnte Trend beeinflussen
Allerdings kann der aktuelle Aufwärtstrend des Euros auch schnell wieder vorbei sein. In dieser Woche könnte es vor allem durch die EZB-Sitzung am Donnerstag Bewegung am Devisenmarkt geben. Experten erwarten dort keine wichtigen Entscheidungen, für die Märkte aber sind bereits die Zwischentöne wichtig.
Auf ihrer Sitzung im März hatte die Notenbank beschlossen, das Tempo ihrer Anleihekäufe im zweiten Quartal deutlich zu erhöhen. Die Frage ist, ob sie das Tempo der Käufe danach im dritten Quartal wieder zurücknimmt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde könnte zumindest Hinweise auf das weitere Vorgehen geben. Investoren dürften zum Beispiel genau zuhören, was sie zu den Wachstumsaussichten für den Euro-Raum sagt.
Ein weiterer Faktor, der jederzeit den Dollar wieder stärken und den Euro schwächen kann, sind die Renditen und Inflationserwartungen in den USA. Wenn der konjunkturelle Aufschwung in den USA an Fahrt gewinnt, könnte das die Inflationserwartungen dort weiter nach oben treiben und Zinserhöhungsspekulationen wieder anheizen.
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