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Euro/Dollar Neue EZB-Strategie stützt den Euro-Kurs – zumindest kurzfristig

Die neue EZB-Strategie hat sich bisher positiv auf den Euro-Kurs niedergeschlagen. Auch die geplante Änderung des geldpolitischen Ausblicks der Notenbank könnte ihn beeinflussen.
16.07.2021 - 04:24 Uhr Kommentieren
In den beiden Währungen wird ein Großteil der weltweiten Transaktionen abgewickelt. Quelle: AFP
Euro und Dollar

In den beiden Währungen wird ein Großteil der weltweiten Transaktionen abgewickelt.

(Foto: AFP)

Frankfurt Die neue Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB) ist auf unterschiedliche Reaktionen getroffen. Kritiker fürchten, dass die Notenbank damit eine Normalisierung der Geldpolitik weiter hinausschiebt. An den Märkten aber kommt sie vergleichsweise gut an.

Der Euro-Kurs legte am vergangenen Donnerstag nach Veröffentlichung der neuen Strategie im Vergleich zum Dollar um rund einen halben Prozentpunkt zu. Auch wenn er danach am Dienstag als Reaktion auf die hohen US-Inflationszahlen etwas nachgegeben hat, notiert er inzwischen wieder über der Marke von 1,18 US-Dollar.

Für den Devisenmarkt spielen die Erwartungen über die künftige Geldpolitik eine wichtige Rolle. Mit ihrer neuen Strategie und der Änderung ihres Inflationsziels versucht die EZB, diese zu steuern.

Die neue Strategie „könnte zu mehr Klarheit über den Kurs der EZB führen und die Risikostimmung verbessern“, schreibt der Devisenexperte der japanischen Investmentbank Nomura, Jordan Rochester. Auch sein Fachkollege Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank sieht positive Impulse. „Vom Markt wird die neue EZB-Strategie so interpretiert, dass sie weniger locker ist als die der Fed. Das wirkt sich positiv auf den Euro-Kurs aus“, sagt er.

Kernpunkt der neuen Strategie ist die Änderung des Inflationsziels. Statt „unter, aber nahe“ strebt die EZB nun glatt zwei Prozent an. Sie geht aber nicht so weit wie die US-Notenbank Fed, die seit vergangenem Jahr explizit ein durchschnittliches Inflationsziel verfolgt und auch Inflationsraten über zwei Prozent toleriert, wenn die Preissteigerungen zuvor längere Zeit darunter lagen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte auf ihrer Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag gesagt, dass sich das neue Inflationsziel der EZB ganz klar von dem der Fed unterscheide.

Unterschiede zur Fed

Allerdings lässt auch die Formulierung der EZB Spielräume. So ist das Ziel selbst symmetrisch, das heißt, Abweichungen nach oben oder unten sind gleich unerwünscht. Jedoch unterscheidet sie beim Mitteleinsatz. Wenn die Inflation unter Ziel ist und die Zinsen bereits sehr niedrig sind, will die EZB mit „besonders entschiedenen oder anhaltenden geldpolitischen Maßnahmen“ reagieren.

Damit lässt sich das Ziel unter Umständen doch ähnlich auslegen wie in den USA. Der wirkliche Praxistest wird wahrscheinlich erst in weiter Zukunft kommen. Auch wenn die Inflation im Euro-Raum in diesem Jahr deutlich gestiegen ist, führen die meisten Ökonomen das vor allem auf vorübergehende Sonderfaktoren zurück.

Laut der jüngsten EZB-Prognose soll die Inflation im Euro-Raum 2022 auf 1,5 und 2023 auf 1,4 Prozent sinken. „Die Inflation im Euro-Raum ist weit weg von zwei Prozent. Daher ist für lange Zeit nicht klar, was das neue Inflationsziel der EZB tatsächlich bedeutet und ob es sich von dem der Fed unterscheidet“, sagt Commerzbank-Experte Leuchtmann.

Kurzfristig für Bewegung beim Euro-Kurs könnte auch eine Änderung des geldpolitischen Ausblicks der EZB sorgen, der sogenannten Forward Guidance. EZB-Präsidentin Lagarde hatte zuletzt gesagt, dass diese aus ihrer Sicht an die neue Strategie angepasst werden müsse. Darüber soll der EZB-Rat auf seiner Sitzung am kommenden Donnerstag entscheiden.

Der Ausblick ist ebenfalls ein wichtiges Kommunikationsmittel der Notenbank. „Wenn die EZB ihren geldpolitischen Ausblick anpasst, kann sich das stärker auf den Euro-Kurs auswirken“, erwartet Leuchtmann. Signalisiert der neue Ausblick, dass die EZB doch geldpolitisch mehr tun will, hält er es für möglich, dass der Euro seine Kursgewinne nach Verkündung der neuen Strategie wieder abgibt und ihn das schwächt.

Leuchtmann sieht dies als Risiko. Insgesamt erwartet er aber, dass der Euro im Sommer zum Dollar etwa um die Marken von 1,18 oder 1,19 notiert. Ab Herbst rechnet er dann mit einer Aufwertung der europäischen Gemeinschaftswährung. Diese Prognose beruht aber auf der Annahme, dass die Inflationsraten in den USA in der zweiten Jahreshälfte bereits deutlich niedriger ausfallen.

Das würde die Erwartungen einer baldigen Zinserhöhung in den USA dämpfen – und damit den Dollar tendenziell schwächen. Allerdings sind die Inflationszahlen in diesem Jahr bisher deutlich höher ausgefallen als erwartet, und es ist schwer abzusehen, wie lang der Trend anhält.

Auch Nomura-Devisenexperte Rochester rechnet mit einem stärkeren Euro. Als Pluspunkte sieht er unter anderem die gestiegenen Handelsüberschüsse der Euro-Länder. Bis Jahresende prognostiziert Rochester einen Euro-Kurs von 1,25 Dollar.

Hier geht es zur Seite mit dem Euro-Dollar-Kurs, hier können Sie aktuelle Wechselkurse berechnen.

Mehr: Sollte sich die EZB stärker im Kampf gegen den Klimawandel engagieren?

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