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Franken-Freigabe jährt sich Der Schock wirkt nach

Ein Jahr nach der Freigabe des Franken sehen Strategen Schweizer Aktien skeptisch. Der Wechselkurs hat sich zwar tendenziell beruhigt, doch die starke Währung lastet auf den Unternehmensgewinnen.
15.01.2016 - 11:12 Uhr
Am 15. Januar 2015 hob die Schweizer Notenbank die Kursbindung an den Euro auf. Quelle: dpa
Frankenschock

Am 15. Januar 2015 hob die Schweizer Notenbank die Kursbindung an den Euro auf.

(Foto: dpa)

Zürich Die Nachricht traf unvermittelt am späten Vormittag ein: „Die Schweizerische Nationalbank hebt den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro auf“, begann lapidar die Pressemitteilung der Schweizer Notenbank vom 15. Januar 2015. Die Nachricht löste ein wahres Beben an den Weltmärkten aus.

Panische Investoren jagten den Franken auf Kurse von bis zu 0,85 Franken je Euro. Binnen zwei Tagen wurden 16 Prozent des Wertes der 20 größten Börsengesellschaften der Schweiz ausgelöscht.

Ein Jahr ist es nun her, dass die Schweizer Notenbank die Reißleine zog, weil ihr die permanenten Devisenmarktinterventionen zur Schwächung des Frankens zu teuer wurden. Der Pulverdampf hat sich etwas verzogen, doch die Folgen der Entscheidung beschäftigen Anleger noch heute.

Zunächst der Blick zurück: Im Laufe des vergangenen Jahres hat sich der Franken bei Kursen um 1,08 Franken je Euro eingependelt. Immer wieder greift die Notenbank dabei stützend ein.

Auch der Aktienmarkt hat sich erholt. „Mindestens so überraschend wie das Ende der Kursgrenze war, wie schnell sich der Schweizer Markt von diesem Schock erholt hat“, sagt Panagiotis Spiliopoulos, Leiter des Aktienresearchs bei der Privatbank Vontobel. Die Leitindex SMI verlor 2015 letztlich nur 1,84 Prozent. Der breiter gefasste SPI schaffte gar ein Plus von 2,68 Prozent. Das ist zwar weniger als Dax & Co., aber angesichts des Währungsschocks nicht schlecht.

Die Episode lehrt Anleger aus dem Euro-Raum, Engagements in Schweizer Aktien stets mit der Erwartung zu verknüpfen, wie sich der Wechselkurs entwickelt. Für Aktionäre aus Euro-Land ist die Franken-Entwicklung ein zweischneidiges Schwert. Wertet die Schweizer Währung auf, legt der Wert der Aktien in Euro gerechnet zu. Doch die Erstarkung des Frankens bremst die Gewinnentwicklung der Schweizer Unternehmen, was die Kurse belastet – wie am 15. Januar vergangenen Jahres eindrucksvoll zu sehen war.

Auf kurze Sicht erwarten die Vontobel-Experten keine größeren Währungsausschläge mehr. Sie rechnen mit einem Kurs zwischen 1,05 und 1,10 Franken je Euro. Doch der Franken bleibt eine Fluchtwährung in Krisenzeiten – schockartige Kursausschläge sind nie auszuschließen.

Mit Blick auf die Aussichten für den Schweizer Aktienmarkt sind die meisten Experten zurückhaltend. „Wir erwarten im Schnitt eine ähnliche Entwicklung wie im Jahr 2015, also aus heutiger Sicht nur begrenzte Kursgewinne“, sagt Vontobel-Experte Spiliopoulos. „ Es kommt daher mehr denn je auf die Einzeltitelauswahl an.“

Felix Brill, Vorstandschef der auf Finanzmarktfragen spezialisierten Unternehmensberatung Wellershoff & Partners meint: „Grundsätzlich zeichnet sich der Schweizer Aktienmarkt durch seinen eher defensiven Charakter aus und bietet sich entsprechend aus Diversifikationssicht als Beimischung in einem Euro-Portfolio an“.

Aber auch Grill verweist darauf, dass Schweizer Aktien nicht billig seien. Derzeit zahlen Anleger im Schnitt rund das 18-Fache der für das laufende Jahr erwarteten Gewinne. In Europa liegt dieses sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis im Schnitt bei gut 14. Von der heimischen Wirtschaft sind für Schweizer Unternehmen wegen der teuren Heimatwährung nur wenige Impulse zu erwarten. Die Hoffnung auf steigende Gewinne ruht auf der fragilen Konjunktur der Euro-Zone. „Bei der Einzeltitelauswahl bevorzugen wir dividendenstarke Titel, die besonders von der erwarteten Erholung in der Euro-Zone profitieren könnten“, so Spiliopoulos, „dazu zähle ich Roche und das Sanitärtechnik-Unternehmen Geberit.“

Die Experten der Zürcher Kantonalbank nennen als Tipps die Aktien von Clariant, Novartis, Swisscom, Swiss Life und UBS. Im Vergleich mit Schweizer Anleihen raten Experten unisono zu Qualitätsaktien. Denn die zehnjährige Schweizer Staatsanleihe weist negative Renditen aus. Es hat einen Preis, in der Schweiz anzulegen.

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