Nach der Parlamentswahl in Großbritannien am Donnerstag wollen sowohl die konservativen Tories von Premierminister David Cameron als auch die sozialdemokratische Labour-Partei von Oppositionsführer Ed Miliband gern allein regieren. In Umfragen liegen beide nahezu gleichauf - was das Wahlergebnis hergeben wird, ist aber unklar.
Beobachter halten eine neuerliche Koalitions- oder aber eine Minderheitsregierung für gut möglich. Unter anderem wird dies vom Abschneiden kleiner Parteien wie der Schottischen Nationalpartei (SNP) oder der EU-feindlichen United Kingdom Independence Party (Ukip) abhängen. Ein Überblick zur Wahl:
Insgesamt sind bei der Wahl zum Unterhaus für England, Schottland, Wales und Nordirland 650 Sitze zu vergeben. Jeder Wahlkreis fasst etwa 70.000 Wähler, und die Abstimmung verläuft streng nach dem Mehrheitswahlrecht. Dies bedeutet, dass gewählt ist, wer die meisten Stimmen im Wahlkreis erhält.
Die landesweite Gesamtstimmenanteil ist letztlich unerheblich, was für die Tories und Labour als Volksparteien vorteilhaft ist. Der Wahltermin ist nach der Einführung fester Zeitpunkte im Jahr 2011 erstmals in der britischen Geschichte bereits seit vier Jahren bekannt.
Gewinnt eine Partei 326 Sitze oder mehr, beauftragt Königin Elizabeth II. deren Chef mit der Regierungsbildung. Ohne absolute Mehrheit muss nach Partnern für eine Koalition oder eine Minderheitsregierung gesucht werden. Die Regierung bleibt dann geschäftsführend im Amt.
Koalitionen wie derzeit zwischen Tories und Liberaldemokraten sind in Großbritannien jedoch traditionell unüblich. Daher könnten die Tories oder Labour eher auf eine von einer kleinen Partei gestützte Minderheitsregierung bauen. Diese müsste zum Start eine Vertrauensabstimmung bestehen.
Sobald sich abzeichnet, dass eine neue Regierung zustande kommt, ist der übergangsweise amtierende Premierminister zum Rücktritt verpflichtet. Dies trifft sowohl für den Fall einer Koalition als auch einer Minderheitsregierung zu.
Der mögliche neue Regierungschef wird dann von der Queen zum sogenannten Handkuss in den Buckingham Palace eingeladen, mit der Regierungsbildung beauftragt und symbolisch ernannt. Die Hand des Monarchen muss bei der Zeremonie inzwischen nicht mehr geküsst werden, die formelle Amtsübernahme erfolgt zudem erst später.