Halliburton-Aktie Eine Wette auf den Ölpreis

„Mit dem Ende der Diskussion können sich Anleger ganz auf die Anlagechancen konzentrieren.“
New York Wie schwer das Geschäft mit Öl derzeit ist, zeigten die Quartalszahlen von Halliburton am vergangenen Dienstag. Danach fielen die Umsätze um 17 Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar. Weltweit gingen Bohrungen nach Öl und Erdgas um ein Fünftel zurück. „Vor allem in Amerika hat sich die Branche grundlegend geändert“, sagte Vorstandschef Dave Lesar.
Halliburton schreibt einen Verlust von 2,4 Milliarden Dollar. Die hohe Summe schockt, ist aber einmalig und für Investoren im Grunde eine gute Nachricht. Denn Halliburton muss 3,5 Milliarden Dollar an Baker Hughes als „Break-up Fee“ bezahlen: Die Gebühr, auf die es sich 2014 vertraglich verpflichtet hatte, falls die Übernahme des Konkurrenten scheitert. Am vergangenen Sonntag warfen die beiden Unternehmen das Handtuch, die Riesenübernahme im derzeitigen Wert von 28 Milliarden Dollar wird nicht weiterverfolgt.
Das US-Justizministerium blockierte das Vorhaben. In rund zwei Dutzend Produkt- und Dienstleistungskategorien der Ölbranche hätte es nach der Übernahme nur noch zwei Anbieter gegeben – Halliburton und Marktführer Schlumberger. „Wir haben mit Dutzenden Firmen und mehr als 100 Einzelpersonen gesprochen, die enorme Bedenken äußerten“, sagte stellvertretender Generalstaatsanwalt David Gelfand.
Das Ende der Übernahme ist nach Einschätzung von Analysten und Investoren eine gute Nachricht. Der Deal war zu komplex, Baker Hughes gilt als schwieriger Turnaround-Kandidat. Um die US-Regierung umzustimmen, hatten Halliburton und Baker Hughes zahlreiche Verkäufe von Geschäftssparten vorgeschlagen. Das traf weder auf Zustimmung bei den Beamten noch bei den Anlegern. Wegen des schwachen Energiemarkts sind solche Verkäufe schwer zu realisieren und erzielen derzeit nur niedrige Preise.
Halliburton kann sich die Strafzahlung an Baker Hughes leisten. Das Unternehmen verfügt danach immer noch über mehr als zehn Milliarden Dollar an Bargeld. Anders als Baker Hughes erzielt es hohe Gewinnmargen, der Cashflow Halliburtons ist höher als der des Konkurrenten. „Mit dem Ende der Diskussion um den Deal können sich Anleger ganz auf die Anlagechancen konzentrieren, die Halliburton bietet“, schreibt Scott Gruber, Analyst von Citigroup.
Anders als Baker Hughes ist Halliburton bereits ein effizient aufgestelltes Unternehmen. Das ist ein wichtiger Vorteil in einem schwierigen Markt, in dem Kunden ihre Bestellungen zurückfahren oder niedrigere Preise von Lieferanten fordern. Halliburton reagiert auf die Krise mit einem Kostensparpaket: So feuert der Konzern jetzt 6.000 Mitarbeiter.
Erholen sich die Energiepreise weiterhin, profitiert Halliburton überproportional davon. Das US-Unternehmen mit Sitz in Houston und Dubai ist stark im amerikanischen Fracking vertreten. Mit der Bohrmethode holen zahlreiche US-Firmen Öl und Erdgas aus Schieferstein. Das lohnt sich aber je nach Ölfeld erst ab 40 bis 60 Dollar. Steigt der Ölpreis weiter in diese Spanne, wird das US-Geschäft stark anziehen. „Halliburton ist der qualitativ beste Name für Investoren, die in US-Fracking investieren wollen“, schreibt Angeline Sedita, Analystin von UBS.
Analysten erwarten einen mageren Gewinn in diesem Jahr von 13 Cent je Aktie, der 2017 aber auf etwas mehr als einen Dollar und 2018 auf 2,38 Dollar hochschnellen soll. Mit einer Rendite von 1,7 Prozent ist Halliburton einer der wenigen Öldienstleister, die ihren Aktionären eine Dividende zahlen.
Ein Kauf der Aktie ist eine attraktive, aber auch riskante Sache. Alles hängt von der Entwicklung der Energiepreise ab, die in den vergangenen Jahren äußerst volatil verlief. Wer an steigende Ölpreise glaubt, für den ist Halliburton laut Wells-Fargo-Analyst Judson Bailey der Topkandidat der Ölausrüster.