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Hohe Energiekosten USA geben Teile der strategischen Ölreserven frei – Verschärfung im Streit mit Opec plus droht

Die USA haben angekündigt, wegen der gestiegenen Energiepreise ihre Ölreserven anzuzapfen. Die Maßnahme erfolgt in Absprache mit mehreren Ländern.
23.11.2021 Update: 24.11.2021 - 08:37 Uhr 1 Kommentar
Den Hauptschuldigen für die hohen Energiepreise hat US-Präsident Biden in den Ölexporteuren der Opec ausgemacht. Quelle: Bloomberg
Öl-Produktion

Den Hauptschuldigen für die hohen Energiepreise hat US-Präsident Biden in den Ölexporteuren der Opec ausgemacht.

(Foto: Bloomberg)

Zürich Im Konflikt zwischen den USA und den Ölexportstaaten der Opec um hohe Ölpreise stehen die Zeichen auf Konfrontation: Die USA haben beschlossen, Rohöl aus der strategischen Ölreserve des Landes freizugeben, um die Preise zu drücken.

Das Weiße Haus teilte am Dienstag mit, 50 Millionen Barrel Öl auf den Markt zu werfen. Zur Begründung hieß es, es sei das Ziel, „die Preise für Amerikaner zu senken und das Ungleichgewicht aus Nachfrage nach der Pandemie und Angebot zu adressieren“.

Der Schritt erfolge in Absprache mit ähnlichen Maßnahmen in China, Indien, Südkorea, Japan und Großbritannien. Gleichlautende Marktgerüchte und Medienberichte sorgten in den vergangenen Tagen dafür, dass die Ölpreise deutlich nachgegeben haben.

Am Dienstag notierte der Preis für europäisches Brent-Öl bei rund 79 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter). Das entspricht einem Preisrückgang von acht Prozent innerhalb von vier Wochen. Die US-Ölsorte WTI fiel unter die Marke von 76 Dollar pro Fass. Bislang ist es jedoch nur ein kleiner Dämpfer für die Preisrally: Auf Sicht von zwölf Monaten beträgt der Preisanstieg noch immer mehr als 70 Prozent. Am Mittwoch bauten die Ölpreise ihre Gewinne vom Dienstag aus.

US-Präsident Biden steht innenpolitisch wegen steigender Energiepreise und hoher Inflationsraten unter Druck. Dass die USA ausgerechnet jetzt die strategischen Reserven anzapfen, dürfte auch mit dem bevorstehenden Feiertagswochenende vor Thanksgiving zusammenhängen, an dem die Amerikaner traditionell viel reisen.

Biden übt scharfe Kritik an Öl- und Gaskonzernen

Den Hauptschuldigen für die hohen Energiepreise hat Biden in den Ölexporteuren der Opec ausgemacht. Seit Wochen verschärft die US-Administration die Rhetorik gegen die Gruppe. US-Energieministerin Jennifer Granholm hatte die Opec Ende Oktober als „Kartell“ bezeichnet, was beim wichtigsten Opec-Staat Saudi-Arabien als diplomatischer Affront aufgefasst wird.

Streit mit Opec plus könnte sich verschärfen

Biden selbst legte wenige Tage später beim Weltklimagipfel in Glasgow nach. Er sagte: „Wenn man sich die Ölpreise und die Gaspreise ansieht, dann ist das eine Konsequenz der Weigerung von Russland und den Opec-Staaten, mehr Öl zu fördern.“

Die sogenannte Opec-plus-Allianz um Saudi-Arabien und Russland hatte Ende Oktober beschlossen, die Ölmärkte trotz der gestiegenen Preise weiter künstlich knapp zu halten. In der Coronakrise hatte die Opec plus weitreichende Förderbegrenzungen beschlossen, um den Preisverfall zu stoppen. Mit dem Abbau dieser Förderbeschränkungen lassen sich die Ölexporteure jedoch Zeit – zum Ärger der USA.

So heben Opec-plus-Staaten die Ölproduktion jeden Monat um rund 400.000 Barrel pro Tag an. Mit rund 27 Millionen Barrel pro Tag fördert die Opec weiterhin deutlich weniger als vor dem Ausbruch der Pandemie – obwohl die Ölnachfrage Analystenschätzungen zufolge wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat.

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Unklar ist, wie die Opec plus auf die Freigabe strategischer Ölreserven großer Importstaaten reagiert. Die Allianz trifft sich in der kommenden Woche, um über die Förderpolitik zu beraten. Bislang waren die Analysten davon ausgegangen, dass die Opec plus an ihrer Förderpolitik festhält. Doch nun könnte sie die Ausweitung der Ölproduktion aussetzen.

Damit droht bereits in der kommenden Woche eine Verschärfung im Streit um hohe Energiepreise. „Am Ölmarkt könnte es zu einem offenen Kräftemessen zwischen einigen großen Ölverbrauchsländern und den Ölproduzenten der Opec plus kommen“, sagt Commerzbank-Experte Carsten Fritsch.

Ölpreis hat zum Anstieg der Inflation deutlich beigetragen

„Das ist ein gutes Timing für diesen Schritt, um zu versuchen, die Ölpreise zu senken“, sagte John Kilduff, Partner bei Again Capital gegenüber dem Wirtschaftssender CNBC. „Dieses zusätzliche Angebot sollte helfen, den Produktionsmangel vor dem Winter zu überbrücken“, sagte er und hofft, dass nun auch die asiatischen Länder nachziehen.

Die USA sind zwar in den vergangenen Jahren auch dank Fracking vom Ölimporteur zum Netto-Exporteur geworden. Dennoch kommt es auch dort noch in bestimmten Zeiten zu Engpässen.

Der Ölpreis war zwar in den USA nicht so stark gestiegen wie zuletzt in Europa. Zum Anstieg der Inflation hat er trotzdem deutlich beigetragen. Vor allem viele Demokraten hatten daher darauf gedrängt, die Ölreserven freizugeben, um die Amerikaner zu entlasten. 

Die amtierende Regierung steht derzeit nicht zuletzt wegen der gestiegenen Preise in den Umfragen unter Druck. Niedrigere Benzinpreise sind da gerade am langen Thanksgiving-Wochenende eine willkommene Wende. Um sicherzugehen, dass die Preissenkungen auch bei den Verbrauchern ankommen, hatte der US-Präsident bereits vergangene Woche die Handels- und Verbraucherschutzbehörde FTC dazu aufgerufen, das Verhalten der Tankstellenbetreiber zu überprüfen.

Mehr: Hohe Energiepreise – Japan erwägt Anzapfen der Ölreserven

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1 Kommentar zu "Hohe Energiekosten: USA geben Teile der strategischen Ölreserven frei – Verschärfung im Streit mit Opec plus droht"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Niemand hat ein wirkliches Interesse, das John Doe preiswert fahren oder heizen kann.
    Die wirkliche Antwort auf die geopolitischen Preisabhängigkeiten ist die Energiewende hin zu den erneuerbaren Energien. Je früher um so besser.
    Wer kein Erdgas oder Erdöl benötigt kann auch nicht erpresst werden.

    Wenn die OPEC+ konsequent wäre müsste die OPEC+ Förderung jetzt zusätzlich gedrosselt werden und wenn die strategischen Reserven dann verbraucht sind geht der Preis erst richtig rauf.
    Man nennt das Markt! Auch wenn bald Weihnachten ist: es gibt keine Geschenke, Mr. President!

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