Inflationstreiber Ölpreis Drei Gründe gegen einen weiteren Preisanstieg

Wie hoch kann der Preis noch steigen?
Frankfurt Es scheint ein seltsamer Zufall, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag ausgerechnet in Wien ihre aktuelle Prognose für Wachstum und Inflation in der Euro-Zone bis zum Jahr 2018 verkünden möchte. Genau dort kommt am gleichen Tag auch das Ölkartell Opec zu einem Treffen zusammen, um über seine weitere Strategie zu beraten. Die Entwicklung des Ölpreises ist auch für die Notenbanker interessant. Schließlich könnten steigende Energiepreise auch die herbeigesehnte Inflation anschieben.
Allein wenn sich der Preis bei 50 Euro stabilisiert, könne dies die Teuerungsrate auf bis zu 1,7 Prozent steigen lassen, schätzen EZB-Ökonomen. Im April sanken die Preise in der Euro-Zone zuletzt sogar um 0,2 Prozent. Gewünscht ist eigentlich eine Inflationsrate von 2,0 Prozent. Unterstützung erhoffen sich die Notenbanker tatsächlich von den steigenden Ölpreisen. Schließlich hat sich der Rohstoff seit seinem Tiefpunkt im Februar von knapp 28 auf derzeit fast 50 Dollar verteuert. Grund dafür waren zuletzt vor allem Produktionsausfälle in Nigeria und den USA.
Während in den vergangenen Jahren noch ein Überangebot auf den Rohölmärkten herrschte, könnte nun die anziehende Nachfrage bis 2017 die Lücke schließen, schätzt die Internationale Energieagentur. Noch weiter geht der Wirtschaftsminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Sultan Bin Saeed Al Mansoori. Schon im Sommer rechnet er wegen der steigenden Nachfrage in den USA mit einem Preis von 60 Dollar je Barrel (159 Liter).
Doch weder Notenbanker noch Opec-Staaten sollten sich zu früh freuen. Es gibt mehrere Gründe, die gegen einen nachhaltigen Anstieg des Ölpreises über 50 Dollar sprechen. Erstens glauben Experten wie etwa die norwegische Öl-Unternehmensberatung Rystad Energy, dass Fracking für einige US-Unternehmen ab einem Preis von 50 Dollar wieder attraktiv wird – und somit einen Aufwärtstrend der Preise stoppen könnte.
Gerade die unkonventionellen Ölvorkommen der USA trugen maßgeblich zum Ölpreisverfall seit Juni 2014 bei. Damals kostete ein Barrel noch über 115 Dollar. Förderten die USA im Januar 2009 noch fünf Millionen Barrel pro Tag, waren es bis Mitte 2015 mehr als 9,6 Millionen Barrel. Wegen des Preiseinbruchs sank die Produktion zuletzt aber auf 8,8 Millionen Barrel.
Zweitens wurden in den vergangenen zwei Jahren weltweit immense Ölvorräte angehäuft. Zwar sind jene in den USA aufgrund der gesunkenen Produktion bereits rückläufig. Sie betragen im Moment 537 Millionen Barrel. Doch auch die Lager der Opec sind prall gefüllt. Im Mai hielten sie mehr als drei Milliarden Barrel in der Reserve. Der weltweite tägliche Bedarf liegt bei etwa 96 Millionen Barrel.
Weil Lager an Land überfüllt sind, reihen sich mancherorts wie etwa vor Singapur, dem größten Öldrehkreuz Asiens, mittlerweile die Tankschiffe auf den Ozeanen. Hinzu kommen unterirdische Lager. In den USA gibt es knapp 4 000 sogenannte „DUCs“ – Ölbohrlöcher, die angefangen, aber nicht komplettiert wurden. Einige davon wären schon bei 30 Dollar rentabel. In der Anfangsphase könnten sie zusätzlich eine Million Barrel auf den Markt spülen, schätzt Artem Abramov, Senior Analyst von Rystad Energy.
Drittens scheint eine selbst auferlegte Förderungsbegrenzung der Opec weiter unwahrscheinlich. Iran zeigt sich erst zu Gesprächen bereit, wenn er seine Produktion wieder auf das Niveau gesteigert hat, das vor den Sanktionen durch den Westen bestanden hatte.
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