Kryptowährungen Nordrhein-Westfalen versteigert Bitcoin aus kriminellen Geschäften – und erzielt ein erstaunliches Ergebnis

Der Bitcoin ist nach Marktkapitalisierung die größte Kryptowährung.
Frankfurt Neben Suppenkübeln, Bürostühlen und Holzpaletten hat die deutsche Justiz jetzt auch Bitcoin im Angebot: Die nordrhein-westfälischen Justizbehörden starteten am Montag die bundesweit erste Versteigerung beschlagnahmter Bestände der digitalen Währung.
Insgesamt werden 215 Bitcoin versteigert. Die virtuellen Münzen stammen überwiegend aus dem Drogenhandel im Darknet, berichteten Staatsanwälte in Köln. Sie waren bei Kriminellen entdeckt und sichergestellt worden. NRW betreibt das bundesweit einzige, zentrale Online-Auktionsportal der deutschen Justiz.
„Der Finanzminister drückt uns die Daumen“, hatte NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) gesagt, als er den Countdown zur Auktion startete. Um Punkt zwölf Uhr durfte dann geboten werden, und die ersten Interessenten ließen sich nicht lange bitten.
Wegen des aktuellen Marktwertes, der laut Branchenplattform Coinmarketcap aktuell bei rund 62.700 Dollar liegt, dürfte der Verlauf der Auktion Branchenexperten zumindest schmunzeln lassen: Lag das Startgebot zu Beginn der Auktion um zwölf Uhr bei 42.400 Euro, wurden wenige Minuten und nur 20 Gebote später bereits 56.090 Euro geboten – und damit ein Preis, der weit über dem Marktwert von umgerechnet 54.041 Euro zu diesem Zeitpunkt lag.
Warum über dem Marktwert geboten wird, darüber konnten die Staatsanwälte nur spekulieren: „Vielleicht, weil man weiß, dass man von uns die Ware auch bekommt“, sagte eine Justizsprecherin. Insgesamt haben die 215 Bitcoin einen aktuellen Wert von mehr als elf Millionen Euro. Sie sollen sukzessive versteigert werden, der Erlös fließt in die Landeskasse. In der Vergangenheit hatten einzelne deutsche Justizbehörden bereits sichergestellte Kryptomünzen freihändig verkauft – jedoch meist in kleineren Mengen.
Versteigerung in kleinen Tranchen
Die Strafvollstreckungsordnung in NRW sieht jedoch vor, dass eingezogene Gegenstände zu versteigern sind – auch wenn sie virtueller Natur sind. Dies hätten mehrere Gutachten bestätigt, heißt es bei der Justizverwaltung. Die Tranchen, in denen die Bitcoin von der Justiz auf den Markt geworfen werden, variieren. Zwischen 0,1, 0,5, einem und zehn Bitcoin werden in kurzen Abständen aufgerufen.
Peter Biesenbach, geschäftsführender Minister der Justiz NRW, erklärte zu Beginn der Pressekonferenz am Montag die Rolle des Bitcoins im Kryptouniversum. Der Bitcoin erfülle „in etwa“ die Rolle einer „Leitwährung für den gesamten Markt“. Kostete ein Bitcoin im Jahr 2010 noch einen Dollar, so Biesenbach, stieg der Wert „bis gegenwärtig bis zu 60.000 Dollar je Bitcoin“.
Laut Biesenbach sind Kryptowährungen nicht nur bei „legitimen“ Nutzern populär, sondern „leider auch bei Kriminellen“. Eine Eigenschaft der Cyberdevisen, die dabei besonders zum Tragen komme: „Viele virtuelle Währungen und deren Transaktionen sind staatsübergreifend und grenzübergreifend.“ Kryptowährungen seien wegen ihrer Eigenschaften „der Wunschtraum eines jeden Cyberkriminellen“, weil man Geld vorbei an offiziellen Kanälen leiten könne.
Die Rolle der Behörden sieht Biesenbach so: Es sei die „Aufgabe der Strafverfolgungsbehörden, wo immer möglich den Straftätern die Erträge ihrer Taten zu nehmen“.
Zugangscodes auf Papier
Damit kein Hacker die virtuellen Münzen abgreift, sind die Zugangsschlüssel zu den Krypto-Geldbörsen („Wallets“) analog gesichert: Wer eine Münze nun auf der Auktionsplattform justiz-auktion.de ersteigert, erhält eine „Paper Wallet“ mit den Codes, die zum Zugriff auf die Digitalwährung berechtigen. Das ist eine virtuelle Brieftasche, bei der die Daten zum Zugang auf einem ausgedruckten Blatt Papier vermerkt sind.
Die Frage, wie das sichergestellte Bitcoin-Vermögen in NRW gelagert wird – etwa, ob es in einer sogenannten „Cold Wallet“ liegt, auf die vom Netz heraus nicht zugegriffen werden kann –, wollte ein Sprecher mit Verweis auf Sicherheitsbedenken nicht beantworten.
Zunächst gibt es 15 Auktionen, die am Montag starteten – „die Startgebote entsprechend zwischen 80 und 95 Prozent des Tageskurses“, erklärte Staatsanwalt Andreas Brück. Sein Kollege Markus Hartmann betonte, es sei „schon eine große kriminalistische Herausforderung“ für die Behörden gewesen, das inkriminierte Vermögen überhaupt zu finden.
Die Versteigerung war monatelang vorbereitet worden. Die nordrhein-westfälische Justiz hat ein kleines Vermögen aus Kryptowährungen. Sie besitzt nicht nur Bitcoin, sondern auch Litecoin, Ethereum, Ripple und Monero. Und sie hat bereits weitere Bitcoin im Wert von etwa 12,5 Millionen Euro gesichert.
Mit Material von dpa.
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Warum über dem Marktwert geboten wird, darüber konnten die Staatsanwälte nur spekulieren: „Vielleicht, weil man weiß, dass man von uns die Ware auch bekommt“
es muss sich wahrhaftig um ausgesprochene Vollidioten gehandelt haben, eine bessere Begründung fällt mir nicht ein. Wahrscheinlich sind diese noch mit einem Geldbeutel vorbeigekommen, um die Bitcoins abzuholen.
Diese Rechnung würde ich gerne besser verstehen. Wenn der Marktpreis bei 62.000Euro/Bitcoin liegt, und da und höher liegt er schon einige Tage, warum sind dann 56.000 Euro über Markt?