Rohstoffe Ölpreis springt nach Drohnenangriff in Saudi-Arabien auf über 70 Dollar

Brent ist die für Europa wichtigste Ölsorte. Die Sorte WTI stammt aus den USA.
Zürich, Düsseldorf Der Preis für ein Barrel Rohöl der Nordseesorte Brent ist am Montag auf den höchsten Stand seit 14 Monaten gestiegen. Der Preis zog um mehr als zwei Prozent an auf bis zu 71,38 Dollar. Ein Barrel der US-Sorte WTI verteuerte sich ebenfalls um mehr als zwei Prozent auf bis zu 67,98 Dollar – der höchste Stand seit zweieinhalb Jahren.
Auslöser für den Preissprung waren Berichte aus Saudi-Arabien über einen Drohnenangriff auf eine Ölproduktionsstätte. Das Energieministerium des Königreichs erklärte, dass ein Lagertank in Ras Tanura an der Golfküste des Landes am Sonntag von einer Drohne angegriffen worden sei. Der Angriff sei aber abgewehrt worden, die Produktion wurde offenbar nicht beeinträchtigt.
Auf der Halbinsel im Arabischen Golf befinden sich insgesamt drei Ölverladeterminals, der Komplex ist die größte Offshore-Ölverladestation der Welt. Täglich können rund 6,5 Millionen Barrel – fast sieben Prozent des weltweiten Ölbedarfs – von dort verschifft werden. Das Terminal ist eine der am besten geschützten Anlagen der Welt. Zudem steht auf Ras Tanura eine Raffinerie, die rund ein Viertel des saudischen Benzins produziert.
Die Huthi-Rebellen im Jemen bekannten sich zu dem Angriff. In einer Erklärung der Gruppe hieß es am Sonntag, es seien zudem militärische Ziele in Städten Dammam, Assir und Dschasan attackiert worden. 14 Drohnen und acht ballistische Raketen seien auf „das Herz von Saudi-Arabien“ abgefeuert worden.
Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition erklärte ihrerseits, zwölf bewaffnete Drohnen seien bei Angriffen auf zivile Ziele abgefangen worden. Zudem seien zwei Raketen abgeschossen worden, die Dschasan hätten treffen sollen.
Der Angriff auf die saudische Ölanlage ist der schwerwiegendste, seitdem im September 2019 eine wichtige Verarbeitungsanlage und zwei Ölfelder unter Beschuss gerieten. Damals wurde die Produktion für etwa einen Monat eingestellt.
Gefährliche Sicherheitslage
Der Drohnenangriff schürt erneut die Furcht vor einer Eskalation der militärischen Auseinandersetzung in der Region. Durch Drohnenangriffe ausgelöste Produktionsausfälle könnten das von Saudi-Arabien ohnehin knapp gehaltene Ölangebot weiter reduzieren. Aus Sicht von Helima Croft, Analystin bei der Investmentbank RBC Capital Markets, zeigt der Angriff, „wie gefährlich die Sicherheitslage immer noch ist“.
Zudem dürfte die Provokation der von Iran unterstützten Huthi-Rebellen einen neuen Atomdeal mit dem Iran unter US-Präsident Joe Biden verkomplizieren. Ein solcher Deal ist jedoch die Voraussetzung, dass der Iran wieder an den globalen Ölmarkt zurückkehren und legal Rohöl exportieren darf.
„Die Biden-Administration wäre in eine schwierige Lage geraten, wenn die Angriffe Opfer gefordert oder signifikanten Schäden verursacht hätten“, sagt Croft. Auch unter US-Präsident Biden werde die USA für die Sicherheit von Saudi-Arabien sorgen.
Ende vergangener Woche hatte die Allianz der Ölexporteure Opec plus zur Überraschung der Märkte entschieden, ab April nur wenig zusätzliches Öl auf den Markt zu bringen. Auch behält Saudi-Arabien freiwillige Produktionskürzungen im Umfang von einer Million Barrel pro Tag vorerst bei. Die Entscheidung sorgte dafür, dass der Ölpreis bereits am Freitag der Marke von 70 Dollar für Brentöl nahe kam.
„Offensichtlich legt die Opec aktuell den Fokus auf die Preiskontrolle“, schreiben die Rohstoffanalysten der Commerzbank in einer aktuellen Studie. Zudem berücksichtige Saudi-Arabien zusätzliche Ölexporte des Irans in Zukunft, sollte das Land einen neuen Atomkompromiss mit den USA aushandeln können. Daher wolle die Opec durch die Verknappung der Märkte erreichen, dass die Öllagerbestände in den Industriestaaten bereits bis zum Herbst deutlich abgebaut werden.
„Saudi-Arabien und die Opec scheinen außerdem das Risiko einer schnellen Rückkehr der US-Schieferölindustrie recht gering einzuschätzen“, schreiben die Commerzbank-Analysten weiter. Sie gehen jedoch davon aus, dass auch die US-Produktion schneller als vom Markt erwartet zurückkommt. Zuletzt zeigten Daten aus den USA, dass die Zahl der aktiven Bohrtürme wieder deutlich anzog.
Mit Material von Reuters und Bloomberg.
Mehr: Saudi-Arabien überrascht die Ölmärkte
Hier geht es zur Seite mit dem Brent-Preis, hier zum WTI-Kurs.
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