Rohstoffe Opec hält den Ölmarkt weiter knapp – Ölpreis auf höchstem Stand seit drei Jahren

Saudi-Arabien bleibt der mächtigste Akteur am Ölmarkt.
Zürich Europa ächzt unter den hohen Energiepreisen – und von der Organisation erdölexportierender Länder ist vorerst keine Entlastung zu erwarten. Die Mitgliedstaaten der Opec haben sich am Montag dafür entschieden, ihre Politik einer moderaten Erhöhung des Ölangebots fortzuführen. Bis Ende des Jahres will das Kartell dem Markt jeden Monat 400.000 Barrel pro Tag zusätzlich zur Verfügung stellen.
Das ist zu wenig, um die derzeitige Ölpreisrally zu bremsen. Am Montag verteuerte sich Öl der Nordseesorte Brent um 2,5 Prozent auf mehr als 81 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter). Das ist der höchste Stand seit rund drei Jahren. Der Preis für amerikanisches WTI-Öl kletterte auf über 77 Dollar pro Fass. Und auch am Gasmarkt ist keine Entspannung in Sicht: An der europäischen Energiebörse EEX verteuerte sich Erdgas auf über 90 Dollar pro Megawattstunde.
Gas- und Ölmärkte hängen in diesen Tagen noch stärker zusammen, als sie es ohnehin tun. Insbesondere in Asien sorgt die Knappheit bei Gas dafür, dass die Stromversorger auf Heizöl in der Stromproduktion umschwenken. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, sagt: „Angesichts der stark gestiegenen Erdgas- und Strompreise lohnt es sich für die Kraftwerksbetreiber, Erdöl zur Stromproduktion zu verwenden.“
Die Lagerbestände für Erdgas seien relativ niedrig und die Preise hoch, daher übertrage sich der hohe Erdgaspreis auf den Ölpreis. Insbesondere ältere Erdgaskraftwerke könnten auch mit Heizöl oder Diesel betrieben werden. „Derzeit steigen gerade die Preise für alle fossilen Brennstoffe, und entsprechend wird sich dies auch in den Strompreisen niederschlagen“, warnt de la Rubia.
Angesichts der angespannten Versorgungslage haben viele Analysten ihre Ölpreisprognosen kurzfristig nach oben korrigiert. So warnt die Bank of America (Bofa): „Ein kalter Winter könnte die Preise für Brent-Öl über 100 Dollar pro Barrel und Diesel über 120 Dollar pro Barrel treiben.“
Auch de la Rubia hält kurzfristige Preisspitzen von 100 Dollar pro Fass für möglich. Die Bofa-Analysten entwerfen daher ein gefährliches Szenario: „Die Ölpreise können in die Höhe schießen und weiteren inflationären Druck aufbauen. Wir könnten nur einen Sturm von einem neuen, makroökonomischen Hurrikan entfernt sein.“

Der Scheich sieht sich als Zentralbanker der Ölmärkte.
Das mächtigste Gegenmittel hält der saudische Ölminister Prinz Abdulaziz bin Salman in der Hand: Der Scheich, der sich als Zentralbanker der Ölmärkte sieht, könnte im Alleingang die Ölproduktion so stark erhöhen, dass sich die Versorgungslage entspannt. Doch der für Überraschungen bekannte saudische Ölminister verzichtete darauf, der Weltwirtschaft diesen Gefallen zu tun. Der CEO des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco, Amin sagte am Rande einer Branchentagung, allein der Ersatz von Gas durch Öl in der Stromproduktion habe die Ölnachfrage um 500.000 Barrel erhöht. Dennoch hielt das Königreich an der restriktiven Förderpolitik fest.
Opec verspricht stabile Ölmärkte
Die Erhöhung der Ölproduktion um 400.000 Barrel pro Tag reicht nach Einschätzung von Analysten bei Weitem nicht aus, um den gestiegenen Ölbedarf zu bedienen. „Stellt die Opec plus kein deutlich höheres Angebot in Aussicht, dürften die Ölpreise weitersteigen“, warnt Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.
Die Experten der Bank of America rechnen vor, dass allein der Ersatz von Gas durch Öl in der Stromproduktion die Nachfrage weltweit um ein bis zwei Millionen Barrel pro Tag anheben könnte. Ein kalter Winter in Europa könnte für eine weitere halbe Million Barrel pro Tag an Nachfrage sorgen. Und zusätzlicher Flugverkehr durch die Lockerungen der US-Einreisebestimmungen ab November heizt die Nachfrage weiter an.
Analysten wie Amrita Sen vom Analysehaus Energy Aspects, sagt: „Saudi-Arabien ist sehr darauf bedacht, die Volatilität der Ölpreise zu reduzieren, sowohl nach oben wie nach unten.“ Sollten die Ölpreise plötzlich ansteigen, könnte das Königreich zügig reagieren. Doch danach sehe es vorerst nicht aus. Hinzu kommt: Angesicht der rasant gestiegenen Ölpreise rechnet das saudische Königshaus erstmals seit Jahren wieder mit einem ausgeglichenen Haushalt.
Dazu wachsen Zweifel an den Fähigkeiten anderer Opec-plus-Mitglieder, die Ölproduktion kurzfristig zu erhöhen. So verweist etwa Helima Croft, Opec-Expertin bei der Investmentbank RBC Capital Markets auf die stagnierenden Produktionszahlen in Russland. Das Land gelte eigentlich als Befürworter höherer Förderquoten.
Doch obwohl der aktuell gültige Opec-plus-Deal dem Land eine höhere Förderung zugestanden habe, habe Russland die Ölproduktion in den vergangenen Monaten kaum ausgeweitet. Viele Ölfelder in Russland gelten als veraltet und schwer wieder in Gang zu bringen, sobald sie einmal die Produktion gestoppt haben.
„Auch Nigeria, Angola und Libyen sind mit großen Herausforderungen konfrontiert“, sagt Croft. Und auch die Gespräche mit dem Iran über einen neuen Nukleardeal befänden sich in einer Sackgasse, sodass eine Rückkehr des Landes an den internationalen Ölmarkt kurzfristig nicht abzusehen sei.
Möglich ist, dass die Opec-Staaten einen subtileren Weg wählen, das Ölangebot zu erhöhen: Sie könnten einfach mehr produzieren, als es die ausgehandelten Förderquoten erlauben, sagt Ökonom de la Rubia: „Gerade bei den Opec-Partner-Ländern unter der Führung Russlands ist dies ein wahrscheinliches Szenario.“ Doch niedrige Förderquoten zu akzeptieren und zu hoffen, dass sich die Opec nicht an den eigenen Deal hält, dürfte für die meisten Öl-Importstaaten wenig zufriedenstellend sein.
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Das war doch zu erwarten, die Gottes-Wahn-Staaten benötigen Geld für ihre Hofstaaten. Rechtgläubige Hofschranzen wurden die letzten Jahrzehnte zu hunderttausenden geboren und müssen versorgt werden. Das materielle Anspruchsdenken ist hoch, als Hobby planen sie die muslimische Welteroberung, in Afghanistan ist es schon gelungen. Allah hat ihnen das Öl geschenkt, die Ungläubigen sollen bitte fleißig lernen, forschen und arbeiten. Die Reaktion des Preis-Kartells hätte jede Marktfrau vorhersagen können.
Höchste Zeit, sich vom Erdöl unabhängiger zu machen.