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Rohstoffe Saudi-Arabien überrascht die Ölmärkte – Experten warnen vor den Folgen

Der Ölverbund Opec plus hält seine Produktion konstant und überrascht damit die Märkte. Die hohen Ölpreise könnten Inflationssorgen noch verschärfen.
05.03.2021 - 11:10 Uhr 8 Kommentare
Lediglich Russland und Kasachstan wurde erlaubt, etwas mehr Öl zu fördern. Quelle: dpa
Ölfeld in Russland

Lediglich Russland und Kasachstan wurde erlaubt, etwas mehr Öl zu fördern.

(Foto: dpa)

Zürich Spekulanten, die mit Wetten auf fallende Ölpreise Geld verdienen, sind dem saudischen Ölminister Prinz Abdulaziz bin Salman ein Dorn im Auge. Bereits im September vergangenen Jahres hatte er gewarnt, er werde jedem Verluste bescheren, der gegen Öl wettet. Am Donnerstagabend hat er einmal mehr Ernst gemacht.

Die Allianz der Ölförderstaaten Opec plus hat entgegen den Markterwartungen entschieden, die geltende Förderquote um einen Monat zu verlängern. Lediglich Russland und Kasachstan wurde erlaubt, etwas mehr Öl zu fördern.

Zudem hat der saudische Energieminister angekündigt, die zu Jahresbeginn im Alleingang entschiedene Verknappung des Marktes um eine Million Barrel (rund 159 Liter) pro Tag nur schrittweise auslaufen zu lassen.

Analysten waren davon ausgegangen, dass das Kartell eine halbe Million Barrel pro Tag zusätzlich auf den Markt bringt und Saudi-Arabien seine zusätzliche Förderkürzung auf einen Schlag abschaffen würde. Statt den erwarteten 1,5 Millionen Barrel pro Tag komme im April so jedoch nur ein Zehntel dieses Werts zusätzlich auf den Markt, schreibt Giovanni Staunovo, Ölexperte der Schweizer Großbank UBS.

Als Reaktion stiegen die Ölpreise bereits am Donnerstag deutlich und setzten am Freitag ihre Rally fort. Die Nordseesorte Brent, der wichtigste Referenzpreis für Öl in Europa, kostet derzeit knapp 68 Dollar pro Barrel – das sind sieben Prozent mehr als vor dem Opec-plus-Treffen.

Banken heben Preisprognosen an

Eine Reihe von Banken hat ihre Preisziele für Öl nach oben korrigiert. Die US-Bank Goldman Sachs hat für das dritte Quartal 2021 ein Preisziel von 80 Dollar pro Barrel ausgegeben. Die UBS rechnet im zweiten Halbjahr 2021 ebenfalls mit einem Anstieg des Preises für Brentöl auf 75 Dollar. Auch die niederländische Bank ING hob ihr Preisziel auf 70 Dollar pro Barrel an.

UBS-Analyst Staunovo sagte, er erwarte, dass „die Lagerbestände im April schnell fallen“. Neben des knappen Ölangebots sorge eine zügige Impfstoffverteilung für einen Nachfrageschub. Besonders die USA haben das Impftempo kürzlich nochmals beschleunigt.

Entgegen den Erwartungen von Analysten hat Saudi-Arabien die zusätzliche Förderkürzung nicht abgeschafft. Quelle: via REUTERS
Saudischer Ölminister Prinz Abdulaziz bin Salman

Entgegen den Erwartungen von Analysten hat Saudi-Arabien die zusätzliche Förderkürzung nicht abgeschafft.

(Foto: via REUTERS)

Kevin Solomon, Energiemarktexperte beim Broker StoneX, warnt bereits vor den Folgen für Konsumenten in Ländern, die auf Ölimporte angewiesen sind. „Höhere Ölpreise könnten den wirtschaftlichen Aufschwung behindern.“ Schon jetzt gebe es Inflationssorgen, unter anderem wegen steigender Rohstoffpreise. „Ein weiterer rasanter Anstieg der Ölpreise könnte neuen Gegenwind für die Weltwirtschaft bedeuten“, so Solomon.

Für das Ölkartell selbst ist das Ergebnis jedoch ein Zeichen der Stärke: Der Deal „stellt sowohl Saudi-Arabien als auch Russland zufrieden“, sagt Solomon. Der russische Energieminister Alexander Nowak habe seinen Willen, etwas mehr Öl produzieren zu dürfen, mit der Begründung durchsetzen können, dass die heimische Nachfrage zunehme.

Comeback der US-Ölindustrie?

Dass die Opec plus einen strikten Kurs bei der Ölförderpolitik einschlagen würde, zeichnete sich bereits vor den offiziellen Verhandlungen ab. Bin Salman sagte zum Auftakt des Opec-plus-Treffens, es sei ratsam, „das Pulver trocken zu halten“. Auch sein russischer Amtskollege Nowak schlug zurückhaltende Töne an und sagte, die Ölnachfrage sei noch nicht wieder auf Vorkrisenniveau angekommen.

Die Frage ist nun, wie schnell sich angesichts der hohen Preise die Ölproduktion in Ländern erholt, die nicht der Opec angehören – allen voran die USA. Das Analysehaus SP Global Platts meldete zuletzt bereits einen deutlichen Anstieg der aktiven Bohrungen in den US-Ölstaaten. Beim Preis von deutlich über 60 Dollar für die US-Ölsorte WTI lohnen sich viele Ölprojekte wieder – auch nach Abzug der Investitionskosten.

Der saudische Ölminister machte jedoch im Interview mit Bloomberg TV am Donnerstag deutlich, dass ihm die Konkurrenz aus den USA keine Sorgen macht. Die US-Schieferölindustrie hat nach dem Absturz der Ölpreise in der Coronakrise eine schwere Krise durchgemacht.

Seither agieren die Chefs der US-Ölkonzerne deutlich vorsichtiger bei den Investitionen in neue Projekte. Denn auch die Opec plus kann ihre Produktion jederzeit schnell hochfahren, um die zurückeroberten Marktanteile zu verteidigen. Die Opec-plus-Staaten verfügen über „ein großes Maß an Reservekapazität“, sagt StoneX-Analyst Solomon.

Der ewige Konkurrenzkampf zwischen den US-Schieferölfirmen und den Opec-plus-Staaten könnte früher als gedacht in eine neue Runde gehen.

Hier geht es zur Seite mit dem Brent-Preis, hier zum WTI-Kurs.

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8 Kommentare zu "Rohstoffe: Saudi-Arabien überrascht die Ölmärkte – Experten warnen vor den Folgen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Tja vor einen halben Jahr waren sich die europäischen Experten einig das das Ende der Ölmultis (BP, Shell, Chevron, Exxon usw.) gekommen sei. Der Vorwurf war Sie haben die Zukunft verschlafen, weil die Welt keine Carbon basierten Energieträger mehr benötigen. Wer an Ideologien glaubt stellt diese Behauptung nicht in Frage (schon gar nicht mal nachrechnen was 7 Milliarden Menschen benötigen). Wer weniger religiös, ideologisch mehr der Rationalität zugewannt ist kommt zum Ergebnis es gab keinen besseren Zeitpunkt sich in die Konzerne der Carbon basierenden Energieträger einzukaufen. Danke liebe Ideologen, danke Greta nur so waren Gewinne über 100% innerhalb von 8 Monaten möglich.

  • Lieber Herr Stöckel,
    nicht jeder in diesem Land fährt einen Dienstwagen mit einer Blanco-Tankkarte.
    Neben dem Spritpreis-Jojo an deutschen Tankstellen mit Schwankungen von bis zu 15 Cent am Tag kommen jetzt wieder die nimmersatten Ölproduzenten und treiben neben Vater Staat die Preise. Neben der quasi durch den Staat via CO2-Abgabe festgelegten jährlichen Spritverteuerungen kommen nun auch die anziehenden Ölpreise. In der Konsequent ist Benzin seit Dezember letzten Jahres um mehr als 20% teurer geworden. Mal eben so. Fragen sie mal die Berufspendler, die trotz Pandemie zur Arbeit müssen und den Kraftstoff aus der eigenen Tasche zahle müssen, ob die das ebenso locker sehen. Fragen Sie mal die Arbeitgeber, die die höheren Spritkosten für die Dienstwagennutzer zahlen müssen, dass angesichts der wirtschaftlich nicht für alle rosigen Situation auch so einfach mit niedrigeren Verbräuchen abtun. Das an der Zapfsäule abgeschöpfte Geld fehlt an anderer Stelle und kann nicht doppelt ausgegeben werden.

  • Und die Quadratur des Kreises schließt sich heute, die wir Steuerzahler mit 2,4 Mrd. EURO an die Energieversorger nach NRW bezahlen dürfen und unsere Kanzlerin mit der Abschaltung der Atomkraftwerke zu verantworten hat.

    Und wer ist diesem Beispiel weltweit gefolgt?

    Und um den Hype um das Co2 soll das anders sein?

    Das nächste Osterlamm ist schon geschächtet!

    Und das kostet noch mehr Arbeitsplätze wie bei RWE, Uniper, E.ON und Innogy.

  • Inflation hin -od. her.

    Die gesamte südeuropäischen Staaten von Europa können sich keine Zinsen von 3 oder mehr Prozent leisten.

    Der "Dussel und der Depp" sind wieder einmal mehr die Deutschen, die die Zeche mit hohem dreistelligen Millardenbeträgen seit 2008 nach dem drohenden Grexit zahlen und weiter zahlen müssen. Politisch gewollt und gewünscht.

    Sowie bestellt, so geliefert.

  • Infĺstion hin -od. her.

    Die gesamte südeuropäischen Staaten von Europa können sich keine Zinsen von 3 oder mehr Prozent leisten.

    Der "Dussel und der Depp" sind wieder einmal mehr die Deutschen, die die Zeche mit hohem dreistelligen Millardenbeträgen seit 2008 nach dem drohenden Grexit zahlen und weiter zahlen müssen. Politisch gewollt und gewünscht.

    Sowie bestellt, so geliefert.

  • Importierte Inflation. Nach den alten Lehren der Monetaristen (alte Bundesbank) müsste die Notenbank die Zinsen erhöhen, wenn die Inflation über ein festgesetztes (festgedachtes) Maß steigt. Das ist ein Unfug sondersgleichen. Steigende Zinsen bremsen Investitionen, das weiß mittlerweile schon jedes Kind. Was kann eine inländische Wirtschaft dafür, wenn Rohstoffe steigen und so Inflation importiert wird? Inflation, die aus dem Ausland kommt, sollte man einfach laufen lassen. Dann rechnen sich schnell technische Lösungen, die Energie-Verbrauchs-Reduzierungen im Angebot haben.

  • Wir haben mit Preisen von über 100 Dollar pro Fass gelebt, als die Autos noch 2 bis 3 Liter mehr pro 100 km verbraucht haben. Wo ist das Problem? Zu niedrige Energiepreise setzen falsche Signale.

  • Wer, bitteschoen, hat Inflationssorgen? Wir benoetigen eine Inflation in der Groessen-
    ordnung von 3 % um die Finanzmaerkte wieder normalisieren zu koennen. Negativ-
    zinsen sind volkswirtschaftlich ein kompletter Horror. Und angemessene (ueber die
    Hoehe laesst sich streiten) Oelpreise fuehren einerseits zu oekologischen Ersparnissen
    und retten einige Oelfoerderlaender vor dem Ruin.

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