Sparen in der digitalen Zukunft In Bitcoins investieren

Ob Bitcoins tatsächlich dem Werterhalt dienen, ist umstritten. Dennoch wagen sich immer mehr Anleger an die digitale Währung heran.
New York Eine ganz neue Welt wollen die Anhänger der Bitcoins schaffen. Eine Welt, in der man ohne Banken buchstäblich grenzenlos und billig Geld überweisen kann. In der Notenbanken die Preise nicht mehr manipulieren können. In der es neben dem bisherigen Internet der Informationen ein „Internet der Werte“ gibt.
Vorerst ist das Zukunftsmusik. Und wie es das mit der Zukunft so ist, weiß niemand, ob sie in der gewünschten Form überhaupt eintritt. Aber der Höhenflug der Bitcoins und vieler anderer virtueller Währungen verlockt dazu, in diese Zukunft zu investieren.
Sheri Kaiserman, Expertin beim Broker Wedbush Securities in Los Angeles, hat dazu ein simples Rezept, das an die Aktienstrategie von Altmeister André Kostolany erinnert: „Ich würde einfach fünf bis zehn der wichtigsten virtuellen Währungen kaufen und fünf bis zehn Jahre liegen lassen“, sagt sie. Und fügt pflichtgemäß hinzu, dass man für dieses Abenteuer nur einen überschaubaren Teil des Vermögens und keinesfalls die Reserven für den Lebensunterhalt einsetzen sollte. Die Website Coinmarketcap.com listet die 100 größten Kryptowährungen auf, zusammen sind sie über 100 Milliarden Dollar wert. Auf den ersten drei Plätzen stehen die Namen Bitcoin, Ethereum und Ripple, diese drei bringen es schon auf über 80 Milliarden. Die Tatsache, dass es bei Ethereum gerade technische Schwierigkeiten und einen vorübergehenden dramatischen Kurseinbruch gegeben hat, schreckt sie nicht. „Das ist ein gutes Problem“, sagt sie. „Es ist durch eine Überlastung des Systems entstanden und zeigt, wie sehr diese Währungen gefragt sind.“

Banken zittern, Spekulanten jubeln: Aber was steckt wirklich hinter Bitcoin, Ethereum und Co.? In einer Serie behandeln wir die Welt der Digitalwährungen. Alle Teile finden Sie hier.
Bitcoins sind die bekanntesten virtuellen Münzen. Sie dienen bisher hauptsächlich der Spekulation, aber sind eigentlich als Zahlungsmittel erfunden worden und finden dort auch Anwendung. Die Stärke von Ethereum mit den „Ether“ genannten Münzen sind dagegen so genannte Smart Contracts, also automatisch ablaufende Vorgänge, etwa Zahlungen bei Eintreffen einer Ware. Ripple wiederum und die zugehörige Währung XRP dienen dem Zahlungsverkehr unter Banken, haben also einen weniger revolutionären Anspruch als Bitcoins.
Wer einmal Bitcoins erworben hat, kann damit leicht andere virtuelle Währungen kaufen. Die Geldbörse, neudeutsche „Wallet“, von Jaax bietet die Möglichkeit, jederzeit gängige virtuelle Währungen gegen einander zu tauschen. Ob das mehr bringt als einfach eine Auswahl zu kaufen und liegenzulassen, ist allerdings zweifelhaft. Aber manch einer spekuliert ja auch einfach zum Spaß.
Goldman Sachs hat im März angefangen, Bitcoins in hauseigenen Research-Produkten zu besprechen. Dabei hat Jeff Currie, Chef des Rohstoff-Research, die Meinung vertreten, die virtuellen Münzen seien eher eine Art Rohstoff als eine Währung. Gleichzeitig äußerte er Zweifel, dass sie Gold ersetzen können. Damit spricht Currie eine wichtige Frage an: Was für eine Art von Anlage sind Bitcoins eigentlich?
Tatsächlich werden sie häufig mit Gold verglichen. Denn wie das Edelmetall werfen sie keinen Zins ab. Außerdem ist ihre Menge nicht beliebig vermehrbar. Papiergeld kann man in großem Umfang drucken, Gold muss aufwendig aus der Erde geholt werden. Und Bitcoins werden in einem sehr energieaufwendigen Prozess hergestellt, der nicht zufällig „Mining“ heißt. Anders als beim Gold ist in der Software sogar das Wachstum der Menge an Münzen von vorneherein festgelegt und begrenzt. Ganz ähnlich wie bei Edelmetallen hängt der Preis aber stark von der Nachfrage ab, die mit der Intensität der Nutzung steigt.
In der Praxis schwanken die Kurse virtueller Währungen sehr deutlich. Mitte Juni gab ein technischer Analyst von Goldman eine Warnung heraus, Bitcoins seien doch sehr hoch bewertet. Darauf hätte man angesichts des rasanten Preisanstiegs auch ohne Goldman kommen können. Aber dass die Investmentbank sich mit dem Thema beschäftigt, zeigt, dass es außerhalb der Fankreise ernst genommen wird.
Es ist aber nicht jedermanns Sache, sich mit Wallets zu beschäftigen. Wer Bitcoins indirekt kaufen möchte, kann das über den Bitcoin Investment Trust tun. Dessen Aktie ist unter dem Kürzel GBTC an der Tech-Börse Nasdaq in New York notiert, die Wertpapier-Kennnummer lautet A14S73, der Kurs liegt bei über 400 Dollar, das Vermögen bei knapp 400 Millionen. Der Trust funktioniert so ähnlich wie ein börsengehandelter Fonds (ETF), der möglichst genau den Bitcoin-Kurs nachbildet. Die jährliche Gebühr liegt bei zwei Prozent, und weil die Liquidität sehr begrenzt ist, kann es auch zu Abweichungen vom unterliegenden Kurs kommen. Parallel dazu bietet die Firma Grayscale seit kurzem einen Ethereum Classic Investment Trust an, der aber nicht börsennotiert ist.
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Zu: „In den letzten Monaten hat diese Art der Mittelaufbringung zumindest bei Unternehmen mit Bezug zu Blockchains und Crypto-Währungen sogar traditionelle Formen der Wagnis-Finanzierung in den Schatten gestellt. Letztlich erwirbt der Anleger für seine virtuelle Währung eine sozusagen noch virtuellere Währung, dafür aber die Teilhabe an einem neuen Unternehmen.
Dabei bietet die Software von Ethereum die Möglichkeit, Abstimmungen über die Führung oder vielleicht sogar den Zweck des Unternehmens zu automatisieren. Im Idealfall ist das gesamte Unternehmen eine DAO, eine dezentrale autonome Organisation, also ein virtuelles Unternehmen. Anhänger dieses Konzepts wie Olaf Carlson-Wee glauben, dass diese DAOs das „zweite Geschäftsmodell“ des Silicon Valley sind und am Ende Google, Facebook & Co ablösen werden.“
Nochmal zur Erinnerung: Das Geld ist für die Menschen da, nicht umgekehrt.
Das heißt: Es geht zuvorderst um Demokratie und Gleichberechtigung. Und dann erst um die Rolle, die Geld dabei spielen soll.
Dies impliziert zwingend, dass sich die Funktionsweise eines j e g l i c h e n Finanzierungsmodells auch den zahllosen „Technik-Halb- und Vollanalphabeten“ – zu denen ich leider auch mich zählen muss – erschließen muss.
Damit nicht nur „Profis“ die Kontrolle haben.
Sonst war's das mit der Demokratie.