
Der Schweizer Franken steigt seit Monaten gegenüber Euro und Dollar. Die Unternehmen in der Alpenrepublik warnen vor herben Exportrückgängen und dem Verlust von Arbeitsplätzen.
Eine Bindung des stark gestiegenen Schweizer Franken an den Euro steht laut einem Medienbericht möglicherweise kurz bevor. Die Schweizerische Notenbank (SNB) und die Schweizer Regierung seien derzeit in intensiven Gesprächen, berichtete die Schweizer „Sonntagszeitung“. Die Pläne seien fertig, und die SNB könnte eine Fixierung des Wechselkursziels des Franken gegenüber dem Euro in den kommenden Tagen bekanntgeben.
Die Zeitung berief sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. In den Unterredungen gehe es vor allem darum, wie die Euro-Bindung kommuniziert werden solle. Die SNB ist zwar unabhängig, wünsche sich aber politische Unterstützung. Eine Entscheidung könne bereits am Mittwoch (17. August) fallen. Die SNB war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
In der vergangenen Woche hatte der SNB-Vizepräsident Thomas Jordan in einem Interview gesagt, dass sich die Notenbank vorstellen könne, den Franken vorübergehend an den Euro zu binden. „Solange dies mit Preisstabilität in der langen Frist vereinbar ist, sind vorübergehende Maßnahmen, die den Wechselkurs beeinflussen, in unserem Mandat enthalten.“
Über Zertifikate können Kleinanleger auf die Entwicklung ganz verschiedener Währungspaare wetten. Besonders beliebt ist das Verhältnis Euro zu Dollar. Je nach Art des Zertifikats steigt das Risiko. Während es bei Zinszertifikaten vergleichsweise begrenzt ist, spielen die Anleger mit verschiedenen Hebelprodukten wie den sogenannten Knock-Outs alles oder nichts. Sollte der Basiswert, also der Devisenkurs, während der Laufzeit die festgelegte Knock-Out-Schwelle durchbrechen, ist die Wette verloren. Geht der Plan auf, winkt wegen der Hebelwirkung des Zertifikats der große Gewinn.
Optionen ermöglichen mit geringem Einsatz hohe Gewinne - bei gleichzeitig hohem Risiko. Wer eine Option kauft, geht ein Termingeschäft ein. Der Käufer erwirbt das Recht, eine Währung zu einem festen Kurs und innerhalb einer festgelegten Frist einzutauschen. Der Reiz daran ist, dass er für die Option nur einen Bruchteil des eigentlichen Wertes bezahlen muss, gewissermaßen als Pfand. Durch den kleinen Einsatz ist eine extreme Hebelwirkung möglich. Optionsgeschäfte sind im Devisenhandel weit verbreitet. Im Internet bieten Broker diese Wetten auch für Privatanleger an. Die Angebote unterscheiden sich deutlich bei Gebühren, dem maximal möglichen Hebel oder der Differenz zwischen An- und Verkaufskursen. Unerfahrene Anleger sollten lieber die Finger davon lassen.
Den direkten Zugang zur großen, weiten Welt der Währungen bieten Online-Plattformen wie Alpari oder Forex Capital Markets (FXCM). Nach vorsichtigen Schätzungen liegt die Zahl der Nutzer in Deutschland zwischen 50.000 und 70.000. Der Handel funktioniert in erster Linie über Hebelprodukte, mit denen man schon auf winzige Änderungen bei der vierten oder fünften Nachkommastelle wetten kann. Die Zugangsschwelle für Privatanleger ist niedrig, weil die Transaktionskosten sehr gering sind. Wer 10.000 Dollar kauft, zahlt bei manchen Brokern gerade mal zwei Dollar Gebühr.
Einige Banken bieten ihren Kunden sogenannte Währungsanlagekonten an. Das Prinzip ist einfach. Der Anleger verschiebt eine Summe X auf sein Währungskonto - ähnlich wie bei einem Tagesgeldkonto, nur in einer anderen Währung. Wechselt er sein Geld etwa in Franken, bleibt es geschützt, falls der Euro gegenüber der Schweizer Währung fallen sollte. Neben der möglichen Aussicht auf Wechselkursgewinne lockt bei manchen Angeboten zusätzlich ein fester Zins.
Erst seit 2004 dürfen Fondsgesellschaften Währungsgeschäfte nicht nur zur Kurssicherung, sondern auch als eigenes Anlageprodukt anbieten. Bei den Fonds unterscheidet man aktive und passive. Aktiv heißt, dass ein Manager den Devisenfonds verwaltet. Er investiert in Geldmarktpapiere - das sind kurz laufende Anleihen - unterschiedlicher Währungen oder schließt Devisentermingeschäfte ab. Die passive Variante funktioniert über börsengehandelte Indexfonds, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF). Hier profitiert der Anleger von der Entwicklung eines bestimmten Währungskorbs. ETFs kosten weniger Gebühren, können aber nicht auf überraschende Veränderungen reagieren. Auf dem deutschen Markt stehen rund 60 Devisenfonds zur Auswahl.
Um indirekt von Währungseffekten zu profitieren, können Anleger auch Aktien oder Anleihen aus anderen Ländern kaufen. Neben möglichen Kursgewinnen winken Wechselkursgewinne, vorausgesetzt natürlich der Euro verliert zur jeweiligen Fremdwährung weiter an Wert.
Die Schweizer Notenbank stemmt sich derzeit gegen die starke Aufwertung des Schweizer Franken. Mit dem Beginn der Börsen-Turbulenzen Anfang August eilte der Franken zu Euro und Dollar von einem Rekord zum nächsten.
Der Grund für einen möglichen Eingriff: Neben dem japanischen Yen gilt die Schweizer Währung als „sicherer Hafen“ am Devisenmarkt, in den sich verunsicherte Anleger flüchten. Unter dem starken Franken leiden vor allem die exportorientierten Unternehmen der Schweiz. Ende vergangener Woche rutschte der Franken jedoch deutlich ab, nachdem sich Gerüchte über eine Intervention der SNB am Markt verbreitet hatten.
Die Intervention einer Notenbank bezieht sich immer auf die eigene Landeswährung. Die Zentralbanker kaufen oder verkaufen am Devisenmarkt die eigene Währung in großen Mengen, um deren Kurs in die gewünschte Richtung zu bewegen. Durch einen Kauf soll die Devise auf- und durch einen Verkauf abgewertet werden.
Generell werden durch eine Abwertung die Exporteure im eigenen Land meist gestärkt, weil sie ihre Waren im Ausland günstiger verkaufen können. Allerdings schmeckt dies oft anderen Ländern nicht, da ihre Firmen an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Zentralbanken und Staaten sehen nur selten tatenlos zu, wenn sich die Bedingungen für ihre Exporteure massiv verschlechtern. Im schlimmsten Fall droht ein Abwertungswettlauf der Währungen.
Ein Eingriff in den Devisenmarkt ist also meist nur dann erfolgreich, wenn er mit anderen Notenbanken abgesprochen ist. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Federal Reserve (Fed) in den USA haben im vergangenen Jahr nur wenig Bereitschaft erkennen lassen, sich an einer Interventionen ihrer Kollegen zu beteiligen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat während der europäischen Schuldenkrise versucht, die Aufwertung des Franken zum Euro zu stoppen. Dafür deckte sich die Nationalbank im großen Umfang mit Euro ein. Kritiker warfen der SNB vor, der Alleingang am Devisenmarkt habe nichts gebracht - der Franken legte sogar weiter zu. Immerhin gelang es der Nationalbank eine Untergrenze von 1,20 Franken zu verteidigen.
Die EZB intervenierte zum ersten und bisher einzigen Mal im Herbst 2000 offen an den internationalen Währungsmärkten. Damals hatten EZB, die US-Notenbank Fed und die Bank von Japan gemeinsam Euro gekauft, um die Gemeinschaftswährung zu stützen. Dies gelang bei einem Kurs von 82 US-Cents.
14 Kommentare zu "Währungskrise: Schweizer machen Ernst bei Franken-Bindung"
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Ich fürchte Sie haben recht. Philosophisch könnte man sagen: Man zahlt im Leben, früher oder später, immer seinen Preis.
"Schweizer machen Ernst bei Franken-Bindung"
Das wird ebenfalls sehr teuer für die Schweiz werden und soll die schweizer Bevölkerung wohl am Ende gänzlich in die "Arme" des Euros flüchten lassen. Famose Strategie die Schweizer € -willig zu machen.
Das schweizer Establishment möchte doch schon lange den Euro.
ok, dann wohl doch besser GOLD, als Franken.
An Nobum:
Die EADS ist ein „Gesamteuropäisches Unternehmen“, dieses Unternehmen ist massiv von Steuergeldern (Subventionen) aus Frankreich, Spanien und der Bundesrepublik Deutschland angewiesen. Die Produktion des Airbus ist nicht kostendeckend.
Das liegt zum einen in der Subventionierung von Boing durch das Amerikanische Verteidigungsministerium die andern Gründen liegen in der Struktur des EADS.
Die Rückkehr zur DM könnte die Produktion in der Bundesrepublik Deutschland verteuern und in Frankreich und Spanien den gegenteiligen Effekt erzeugen.
Die strukturellen Probleme von EADS liegen woanders.
Das wird auch sehr deutlich wenn man sich die Brasilianische Luftfahrtindustrie anschaut, es werden dort kostendeckend Flugzeuge entwickelt und produziert.
Ich gehe nicht davon aus daß bei einer funktionierenden EWS ein Kesseltreiben der Finanzindustrie den Westeuropäischen Ländern droht.
Im Zeitalter des alten EWS existierte ein DM-Block mit Ländern wie Österreich, Dänemark, Niederlande und der „Schweiz“. Diese Währungen orientierten sich an die DM und die Währungsschwankungen zwischen diesen Ländern waren nur noch minimal. Probleme bereitete nur die „Politische Einflussnahme“ Länder wie Frankreich versuchten ihre Währung nur gering zur DM abwerten zu lassen und die DM sollte immer aufwerten. Die Italiener werteten gerne die Lira ab und damit Wettbewerbsvorteile zu erhalten.
Diese „Politischen Einflussnahmen“ sind das Problem.
Die Anbindung an den Euro wird für die Schweizer ein teures aber absolut überlebenswichtiges Geschäft. Die Finanzindustrie will und wird davon profitieren.
Stellen Sie sich das Kesseltreiben der Finanzindustrie bei 17 verschiedenen Währungen im Euroraum vor. Hedgefonds, Schattenbanken, Investmentbanken..... alles neue Begriffe und Organisationen, die die vielen kleinen Währungsräume gegeneinander ausspielen. Währungsabsicherung ist für EADS heute eine teure Sache und würde bei Wiederkehr der DM den Gewinn vieler Unternehmen auffressen. Folge: Arbeitslosigkeit.
Und das alles als Folge, weil manche Länder so viele Schulden angehäuft haben, die ihrer Wirtschaft nicht gewachsen und nun abhängig von fremden Kaptialgebern sind.
Und das alles als Folge, weil manche Länder so viele Schulden angehäuft haben, die ihrer Wirtschaft nicht gewachsen und nun abhängig von fremden Kaptialgebern sind.
Das wird ein Fressen für die Spekulanten, gegen die die kleine Schweiz ihre Frankenbindung verteidigen muß. Erinnert sich noch jemand an die Pfund-EWS-Bindung?
http://de.wikipedia.org/wiki/Pfundkrise
Falsch. Was bringen uns ständige Exportüberschüsse? Nichts. Eine aufgewertete Währung wäre für uns ein Segen. Die Importe würden billiger. Die Exporte wiederum teurer, aber nicht allzu sehr, weil unsere Exportindustrie sehr auf Importe angewiesen sind. Zudem würde die Exportnachfrage nicht so sehr sinken wie die Preise steigen. Denn unsere hochwertigen Exportgüter sind nicht so leicht zu ersetzen. Im Endeffekt ergäben sich erhebliche Gewinne durch eine Aufwertung. Der Euro hat uns massiv geschadet! Das ist die ungeliebte Wahrheit.
Und? Wie soll das geschehen? Gelddrucken? Alle Devisen verkaufen? Das erste ist Sprengstoff hinsichtlich der Inflation und steigender Zinsen. Das zweite Instrument bringt riesige Zentralbankverluste für die Schweizer Notenbank. Wenn man etwas machen will, kündigt man es nicht an, sondern tut es. Durch die Ankündigung wird die Spekulation doch erst richtig angeheizt. Ziemlich provinziell, was in der Schweiz derzeit passiert. Das gesamte Devisenpreisgefüge ist in Unordnung, weil man den Euro überhaupt eingeführt hat. Der Euro ist nicht Europas Segen, sondern ruiniert sämtliche Volkswirtschaften, indem alle relativen Preise verzerrt und Unsicherheit bei den Wirtschaftsteilnehmern erzeugt werden. Fakt: Gewisse Länder leben über ihre Verhältnisse und können die Zeche nicht (mehr) bezahlen. Banken und Exporteure, die das Delkredere (Forderungsausfall) eigentlich tragen müßten, schieben dieses wegen "Systemrelevanz" an die Staaten weiter. Es ergibt sich eine deutlich akzelleriende Kaskade des Ausfalls der "Retter-Staaten" hinsichtlich der "Hilffonds". Zum Schluß bleibt Deutschland (vielleicht noch Holland, Österreich, Finland, sofern sie sich nicht vom Acker gemacht haben) allein übrig. Der deutsche Bürger darf dann die "eigenen" Exporte bezahlen, ohne die Güter und Dienstleistungen selbst nutzen zu dürfen. Das Geschäft haben andere vorher besorgt. In diesem Zusammenhang: Lustig der offene Brief der DAX-Vorstände zugunsten des Euros! Irgendwie ein "Scheißspiel" und funktioniert ähnlich wie Kettenbriefe, nicht wahr? Das System des Euro sprengt sich selbst und zieht auch andere Nicht-Euro-Staaten wie die Schweiz mit nach unten. Super-Deal Kohl-Mitterand! Bravo! Jeden Tag sind die Europäer zufriedener und lieben sich immer mehr. Es ist immer dasselbe mit Gutmenschen: Sie erzeugen wegen mangelnder realistischer Einsicht das Gegenteil dessen, was sie eigentlich bezweckt hatten. Der europäische Nationalismus wird zurückkommen, häßlicher als jemals nach dem WK II!