In Europa hat die Europäische Zentralbank die Zinsen gerade gesenkt, die US-Notenbank denkt über eine weitere Anhebung nach - wie passt das zusammen? Die Federal Reserve (Fed) hat zwar auch die Weltwirtschaft im Auge, muss sich bei ihren Entscheidungen aber zunächst einmal am wirtschaftlichen Geschehen in den USA orientieren. Die Lage am Arbeitsmarkt und die Inflation sind bestimmende Indikatoren, beiden hängen zusammen. Die USA haben sich schneller als andere aus der Finanzkrise gearbeitet, die Arbeitslosenquote liegt bei fast idealen 4,9 Prozent - auch wenn dort viele Teilzeit- und Niedriglohnjobs versteckt sind. Die niedrige Inflation war lange Zeit das Haupthindernis für eine Zinsanhebung. Jetzt gibt es vorsichtige Zeichen für ein Anziehen, wie Fed-Vize Fischer kürzlich kundtat.
Quelle: dpa
Die Fed muss vorsichtig sein. In der globalisierten Wirtschaft hängt alles mit allem zusammen, eine reine Binnensicht ist auch in den USA nicht möglich. Eine Zinsanhebung verteuert potenziell etwa die Exporte, Kunden amerikanischer Produkte in konjunkturell schwachen Ländern könnten auf Käufe verzichten. Im schwächelnden China könnten die USA wichtige Marktanteile verlieren, wenn sie jetzt zu schnell handeln.
Quelle: dpa
Die Banken hätten gerne höhere Leitzinsen, weil sie dann mittelfristig mehr Geld für Kredite und andere Leistungen verlangen könnten. Sie orientieren sich mit ihren Geschäftszinsen an den Vorgaben der Fed. Notenbanker wie Fed-Gouverneurin Lael Brainard sind vorsichtiger. Brainard sprach zuletzt von „weltweiten Strudeln“, die die USA erfassen könnten. „Es gibt weltweit wenig Zeichen für eine robuste Nachfrage“, sagte sie. Auch der Internationale Währungsfonds IWF, der sich vor allem um notleidende Volkswirtschaften kümmert, hält nach wie vor Vorsicht für geboten.
Quelle: dpa
Ja. Die Fed muss das richtige Timing erwischen. Wartet sie zu lange mit einer Zinsanhebung, könnte die Inflation plötzlich galoppieren. Dies müsste maßgeblich der kleine Mann tragen, außerdem würden die Risiken für unerwünschte Entwicklungen wie erneute Immobilienblasen steigen. Agiert die Fed zu hastig, würgt sie die Wirtschaft ab.
Quelle: dpa
Unmittelbar wäre diese zunächst einmal gering. Die Europäische Zentralbank hat ihre Geldpolitik gerade noch einmal gelockert. Nach Einschätzung von Volkswirten wird eine Zinswende in Europa mit einer Verspätung gegenüber den USA von mindestens zweieinhalb bis drei Jahren eintreten. Eine Zinsanhebung könnte jedoch den Dollar gegenüber dem Euro weiter stärken - was gut für deutsche und europäische Exporteure wäre. Die Waren würden für Käufer, die in Dollar bezahlen, billiger. Urlaub in den USA würde hingegen noch teurer.
Quelle: dpa