Dax Aktuell Absturz am Aktienmarkt geht weiter – Dax schließt fünf Prozent im Minus
Angst vor Stillstand lässt Kurse weiter fallen
Düsseldorf Auch heute hat der deutsche Aktienmarkt keinen Halt gefunden. Am Mittwoch schloss der Leitindex Dax 5,56 Prozent im Minus und notiert bei 8.442 Punkten. Zu den größten Verlierern zählen die Aktien aus der Luftfahrtbranche.
Ein skeptischer Analystenkommentar drückt die Titel von Airbus und MTU Aero Engines weiter nach unten. Airbus-Titel fielen in der Spitze um mehr als 21 Prozent auf 49,30 Euro und notierten damit so tief wie seit November 2016 nicht mehr. MTU-Aktien brachen in Frankfurt um bis zu 17,9 Prozent ein auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren.
Dabei sendeten die beiden vergangenen Handelstage erste Entspannungssignale, es herrschte wieder Kaufinteresse. Nach einem zwischenzeitlichen Minus von mehr als zehn Prozent am Montag betrugen die Verluste zum Handelsschluss nur gut fünf Prozent. Und am Dienstag schloss der Dax 2,3 Prozent im Plus bei 8.939 Zählern. Auch die Märkte in den USA konnten am Dienstag nach der dritten großen Intervention der Fed innerhalb von 24 Stunden zwischen fünf und sechs Prozent zulegen.
Doch das Vertrauen in die Notenbanken fehlt offenbar. Der Dow Jones Industrial fiel am Mittwoch direkt nach dem Handelsstart unter die Marke von 20.000 Punkten.
Auch die verzweifelten Versuche von US-Präsident Donald Trump halfen also nicht, den Kursverfall zu stoppen. Nach eigenen Angaben verfügt er über „sehr wichtige Neuigkeiten“ der US-Arzneimittelbehörde FDA hinsichtlich des „chinesischen Virus“. Er werde dazu noch heute eine Pressekonferenz abhalten, teilt er auf Twitter mit. Details nennt er nicht.
Die Märkte weltweit sind in einer Phase, in der sie nie sein wollten: eine scharfe Rezession bei gleichzeitiger Nullzinspolitik der wichtigsten Notenbanken. Und die Reaktion an den Märkten zeigt bislang, dass Maßnahmen von geld- und fiskalpolitischer Seite angesichts der massiven negativen Auswirkungen auf die Volkswirtschaften weltweit nicht ausreichen.
Nach Meinung der Commerzbank-Analystin Antje Praefcke mutet die aktuelle Lage wie eine Mischung aus Finanzkrise und Euro-Zonen-Krise gleichzeitig an – und das auch noch weltweit.
Ob die Ankündigung Frankreichs am heutigen Mittwoch helfen kann, Unternehmen notfalls zu verstaatlichen, ist mehr als fraglich. Finanzminister Bruno Le Maire will heute die Vorstandschefs der Autobauer Renault und PSA treffen.
Anleger stellen sich zwangsläufig die Frage: Wann hören die Kursverluste auf? Ohne eine ungefähre Einschätzung, wann die Coronakrise abflaut, dürften die Notierungen weiter fallen. Und nennenswert steigen dürfte der Dax erst wieder, wenn wichtige Frühindikatoren wie beispielsweise die Einkaufsmanagerindizes eine entspanntere Lage signalisieren.
Profianleger bauen indes bereits darauf, dass sich in den kommenden Wochen abzeichnen dürfte, dass die Abschottungspolitik gegen das Virus nach dem Vorbild Südkoreas auch in Italien und mit einiger Verzögerung ebenso in anderen europäischen Ländern wie Deutschland wirkt. Wenn sich dieser Eindruck verfestige und die Zahl der Neuninfektionen dann weniger stark zunehme, könnte das auch neue Hoffnung an die Börsen bringen, meinte Fondsmanager Frank Fischer vom Investmenthaus Shareholder Value Management.
Anleger dürsteten förmlich nach Meldungen, die der Krise ihren Schrecken nähmen, ergänzt Fondsmanager Hendrik Leber, Chef der Fondsboutique Acatis Leber: Dies könnten etwa Nachrichten sein, dass ein Impfstoff gegen die Lungenkrankheit vor der Zulassung stehe, dass Schwerkranke gerettet werden konnten oder dass ein billiger Schnelltest auf den Markt komme.
Auch Unternehmensinsider greifen weltweit bei den eigenen Aktien zu. So ist das Verhältnis ihrer Aktienkäufe zu den Aktienverkäufen auf den höchsten Wert seit 1999 gestiegen, wie aus Daten von 2iQ Research hervorgeht. Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder haben 4,5-mal mehr Anteilsscheine an ihren eigenen Unternehmen erworben, als sie diesen Monat bis Montag verkauft haben.
Insgesamt haben sie im März bisher Aktien im Wert von 86,6 Millionen Euro erworben, das ist der höchste Wert seit 2015. Dies ist ein Zeichen dafür, dass Führungskräfte ihre Unternehmen nach dem 30-prozentigen Einbruch des MSCI World Index gegenüber dem Rekordhoch als ausgesprochen günstig ansehen.
„Insider kaufen massiv und hatten in der Vergangenheit ein recht gutes Händchen, beim Tiefstand des Marktes zuzugreifen“, sagte Patrick Hable, geschäftsführender Gesellschafter des Datenanbieters 2iQ Research in Frankfurt.
Börsenexperte an der Wall Street: „Wir preisen eine Rezession ein“
In Europa haben Insider im März bislang Aktien im Wert von 20,6 Millionen Euro gekauft, das ist bereits jetzt der höchste Stand seit Ende 2018. Insiderkäufe waren in den Bereichen Energie und Finanzen – zwei der am stärksten vom Kursrutsch betroffenen Branchen – besonders ausgeprägt. Bei den Versorgern gab es hingegen mehr Verkäufe als Käufe.
Investoren sollten sich mit Blick auf die Kursentwicklung während der Finanzkrise 2008/2009 im Klaren sein: Es wird Jahre dauern, bis der Dax wieder in die Nähe seiner alten Rekordhochs kommt.
So hat es nach den massiven Kurseinbrüchen 2008 beispielsweise vier Jahre gedauert, bis der Dax wieder die Marke von 8.000 Punkten überwinden konnte. Richtig ist aber auch: Die Jahre 2009 und 2010 waren schöne Börsenjahre, mit Jahresgewinnen von 23 sowie 16 Prozent.
Indes suchen Investmentprofis bereits wieder nach Einstiegsmöglichkeiten in einen nun deutlich preiswerteren Markt: In ihrem Fokus stehen Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen und geringen Schulden, deren Aktienkurs massiv eingebrochen ist.
Wenn die Banken in die Lage versetzt werden, die Unternehmen mit Liquidität zu versorgen, dann dürften deren Aktienkurse in nicht allzu ferner Zukunft wieder auf alten Niveaus liegen, wie Fondsmanager Leber meint. „Das sind die Kursgewinner von morgen“, kommentiert er. Auch Fondsmanager Fischer schaut nach günstigen Aktien von Firmen aller Größen, die im Zweifel sogar von der Krise profitieren und sich dennoch dem Abwärtssog an der Börse nicht entziehen konnten. Sein Paradebeispiel ist der Onlinehändler Amazon.
Blick auf andere Assetklassen
Die „Antikrisenwährung“ Gold verbilligt sich um rund 2,5 Prozent auf 1.489 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Börsianern zufolge müssen Anleger zunehmend Kasse machen und das Edelmetall verkaufen, um Verluste in anderen Bereichen auszugleichen.
Bereits in der vergangenen Woche verzeichnete Gold mit einem Minus von 8,6 Prozent den stärksten Wochenverlust seit 2011. Laut Commerzbank gab es ein ähnliches Verhaltensmuster bei Gold während der Finanzkrise 2008. Damals hatte sich Gold nach dem starken Rückgang aber relativ schnell wieder erholt und stieg anschließend auf ein Rekordhoch von 1.921 Dollar. Sollte sich das Szenario wiederholen, bietet Gold eine attraktive Einstiegsmöglichkeit.
Auch Industriemetalle wurden zunehmend verkauft. Ihre Preise gingen in die Knie. Die Tonne Kupfer verbilligte sich den dritten Tag in Folge und fiel um 5,5 Prozent auf 4.863 Dollar – der größte Tagesverlust seit Juli 2015.
Kupfer gilt als Barometer für die weltweite Konjunktur und wird unter anderem von der Bauwirtschaft benötigt. Mit Abstand der wichtigste Importeur des Metalls ist China. In Asien fiel der Preis für das zur Stahlherstellung benötigte Nickel um 4,5 Prozent auf 94.480 Yuan je Tonne.
Die Renditen griechischer Staatsanleihen heben regelrecht ab. Seit Anfang März legte beispielsweise die Rendite der aktuellen fünfjährigen griechischen Benchmark um rund das Fünffache von 0,72 Prozent in der Spitze auf 3,56 Prozent zu. Griechenland droht trotz des Renditeanstiegs aber keine Krise. Allerdings dürfte das erhoffte Investmentgrade-Rating in weite Ferne rücken.
Anders sieht es für Italien aus: Dort beginnen Anleger, sich über die Bonität Sorgen zu machen, ablesbar am deutlichen Renditeanstieg bei den kurzfristigen Staatsanleihen. Zwar stieg dieser Wert bei allen Euro-Ländern am gestrigen Dienstag, doch mit einem Plus von 33 Basispunkten war dieses Plus am größten bei italienischen Papieren.
Stützungskäufe der italienischen Notenbank bremsen den Ausverkauf bei italienischen Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen Titel sinkt auf 2,752 von 2,895 Prozent. Einem Insider zufolge werden derartige Aktionen so lange fortgesetzt wie nötig.
Mit den Ölpreisen geht es weiter rasant abwärts. Am gestrigen Dienstag verloren die Notierungen bis zu sechs Prozent, am heutigen Mittwoch kommen bei der Nordseesorte Brent weitere 2,9 Prozent dazu, bei der US-Sorte WTI 5,4 Prozent. WTI rutscht mit 25,49 Dollar pro Barrel (159 Liter) erstmals seit Mai 2003 unter die Marke von 26 Dollar. Brent hält sich mit 27,89 Dollar noch knapp über dem Tief von Januar 2016 mit 27 Dollar.
Solange es keine Signale seitens der großen Ölproduzenten Saudi-Arabien und Russland gibt, zur Vernunft zu kommen, dürfte der Abgabedruck anhalten, meinen die Rohstoffanalysten der Commerzbank. Und danach sieht es aktuell nicht aus. Im Gegenteil: Saudi-Arabien hat angekündigt, seine Ölexporte ab Mai auf mehr als zehn Millionen Barrel pro Tag erhöhen zu wollen.
Die Experten der US-Bank Goldman Sachs rechnen mit einem Einbruch des Brentpreises auf bis zu 20 Dollar im zweiten Quartal. Der Irak dringt auf ein Notfalltreffen der Opec, um Sofortmaßnahmen zur Unterstützung der Märkte zu besprechen.
Der erneute Kursrutsch bei Rohöl drückt auch den Preis für Rohrzucker auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 10,73 US-Cent je Pfund. Wegen des Energiepreisverfalls verarbeitet der weltgrößte Produzent Brasilien Zuckerrohr verstärkt zu Rohrzucker anstatt zu Biokraftstoff.
Am Devisenmarkt flüchteten sich Investoren in die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg auf ein Drei-Jahres-Hoch von 100,608 Punkten. Offenbar befürchten Anleger, dass die konzertierte Aktion mehrerer Notenbanken, Banken und Unternehmen weltweit günstige Dollar-Kredite zur Verfügung zu stellen, nicht ausreicht, sagten Börsianer.
Blick auf die Einzelwerte
BMW: Der Autobauer fährt wegen der Coronavirus-Pandemie seine Produktion herunter und erwartet im laufenden Jahr einen deutlichen Rückgang von Absatz und Gewinn. Aufgrund der weltweiten Ausbreitung des Virus und der Eindämmungsmaßnahmen erwarte BMW, dass in allen wesentlichen Märkten die Nachfrage erheblich beeinträchtigt werde. Der Autoabsatz des Konzerns dürfte deswegen im laufenden Jahr deutlich unter Vorjahresniveau liegen. Die Aktie fällt zwischenzeitlich um 6,7 Prozent.
Qiagen: Der Kurs der Aktie steigt gegen den negativen Markttrend um 3,5 Prozent. Das Biotechunternehmen kündigte an, seine Kapazitäten bei der Produktion der Coronavirus-Testsets weiter hochzufahren.
Stabilus: Die Papiere geben 5,53 Prozent nach. Der Autozulieferer hat wegen der Viruskrise seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr eingestampft. Die genannten Umsatz- und Gewinnziele würden wegen des signifikanten Rückgangs der wirtschaftlichen Aktivitäten nicht erreicht werden.
Heidelberger Druck: Die Aktien legen zwischenzeitlich knapp 25 Prozent auf 68 Cent zu. Der Maschinenbauer hatte am Tag zuvor ein Sparprogramm vorgelegt und den Abbau von bis zu 2.000 Arbeitsplätzen angekündigt.
Was die Charttechnik sagt
Die charttechnisch historische Situation lässt die technischen Analysten der Düsseldorfer Bank schon fast poetisch werden. „Wenn die Nacht am schwärzesten ist, dann ist bekanntermaßen der Tag nicht mehr weit“, lautet ihr Motto.
Was heißen soll: Der deutsche Leitindex ist reif für eine Gegenbewegung. Fast alle 160 Werte aus Dax, MDax und SDax haben extrem niedrige technische Werte erreicht. Der deutsche Leitindex notiert mittlerweile 30 Prozent unterhalb seiner 200-Tages-Linie, die aktuell bei 12.553 Punkten liegt und den langfristigen Trend signalisiert.
Dieser historisch große Abstand zur viel beachteten Glättungslinie wurde in der Vergangenheit nur in der Finanzmarktkrise und nach dem Platzen der Technologieblase zu Beginn des Jahrtausends erreicht.
Die HSBC-Charttechniker erwarten zumindest keinen weiteren Kurseinbruch: Ihrer Meinung nach ist die massive Widerstandszone im Bereich von 8.355 bis 8.016 Punkten prädestiniert, um einen Erholungsversuch einzuleiten.
Die erste wichtige Unterstützungszone liegt bei 8.255 Punkten, dem bisherigen Verlaufstief der Korrektur seit dem 17. Februar 2020. Damals erreichte der Dax mit 13.596 Punkten ein neues Rekordhoch, was angesichts der massiven Kursverluste eine Ewigkeit her zu sein scheint.
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Wenn es uns in Deutschland gelingt, die Epidemie in den Griff zu bekommen und die Kurve der Infizierten abflacht, dann ist das ein Signal weltweit: Licht am Ende des Tunnels. Die Rede der Kanzlerin ist historisch. Was aber soll man angesichts der sozialen Verwahrlosung weiter Kreise junger Leute unternehmen, die sich darüber lustig machen, dass Corona die Alten wegrafft und das partymässig in den städtischen Grünanlagen abfeiern?
@ Michael Megerle
Den letzten Papiergold-Heini beißen die Hunde. ;-)
Vor einiger Zeit habe ich mal gelesen, dass das Verhältnis physische Unze zu Papier-Unze ca. 1:200 betragen soll - heute ist es vermutlich sogar noch höher.
Die Gold-"Shorties" müssen mit zunehmender Starkdeflation zudem Angst haben, dass der Emittent des Short-Kontraktes untergeht. Wenn es hier zum Short-Squeeze kommt, dann sehen Sie sowas einmal in Ihrem Leben- und dann nie wieder. ;-)
Aktuell haben wir die Situation dass der offizielle Goldkurs zwar verliert, physisches Gold aber so gut wie leerverkauft ist und wenn es noch was gibt der Preis der Preis 10% höher ist wie die offizielle Notierung ! Und es wird schnell verkauft zu diesen Preisen ! Die nachgebenden Preise beziehen sich derzeit nur auf „Papiergold“ ;-) Das lässt ein ziemliches Misstrauen der Anleger in die Geldwirtschaft erkennen.