Dax aktuell Dax arbeitet sich aus Verlustzone und schließt unverändert – Gewinnmitnahmen bei Autowerten

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.
Düsseldorf Nach dem teils chaotischen Corona-Gipfel von Bund und Ländern zeigen sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt unbeeindruckt. Der deutsche Leitindex Dax macht seine Verluste im Handelsverlauf wieder wett und schließt letztlich unverändert bei 14.662 Zählern. Zwischenzeitlich hatte er fast ein Prozent im Minus gelegen.
Mehr als elf Stunden haben Bund und Länder am Montag über die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie diskutiert. Letztendlich beschlossen sie eine Verlängerung des Corona-Lockdowns bis zum 18. April und einen fast völligen Stillstand des öffentlichen Lebens über Ostern.
Die Verlängerung des Lockdowns dürfte die wirtschaftliche Erholung verzögern – aber nicht abwürgen. „Mit den Beschlüssen wird auch das zweite Quartal etwas schwächer ausfallen. Grund für starke Revisionen ist es aber noch nicht. Jedenfalls nicht, solange die Hoffnung besteht, dass die Impfkampagne im Laufe des zweiten Quartals doch noch Fahrt aufnimmt“, erklärt ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.
Letztendlich entschlossen sich viele Anleger, Gewinne bei den zuletzt gut laufenden Autoaktien mitzunehmen, die die Rally zuletzt angetrieben haben: Die Papiere von VW verloren 4,7 Prozent und waren mit Abstand schwächster Dax-Wert. Daimler und Continental lagen mehr als zwei Prozent im Minus, BMW 1,5 Prozent. Im MDax verloren Porsche-Titel sieben Prozent.
Stattdessen griffen Anleger aber vermehrt bei Titeln aus defensiven Branchen wie Konsumgüter, Immobilien, Versorger oder Telekommunikation zu. Deutsche Wohnen, Eon, RWE und Vonovia waren die stärksten Werte im Leitindex.
Am allgemein positiven Ausblick für den Aktienmarkt ändert das aber nichts – insbesondere für den Dax. Denn die Anleger schauen durch die Corona-Pandemie hindurch und setzen auf eine konjunkturelle Erholung, unterstützt durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken. Und da im Dax klassische Industriewerte, vor allem aus den Branchen Auto und Chemie, sehr stark gewichtet sind, profitiert der Index besonders.
Risiko für Rücksetzer
Denn entscheidend ist für die Anleger aktuell nicht die kurze Frist. Überspitzt formuliert: Es ist den Investoren egal, ob der Lockdown im April, Mai oder Juni endet. Wichtiger ist die Aussicht, dass danach der Anteil des Dienstleistungssektors am Wirtschaftswachstum steigt, das bis jetzt vom industriellen Sektor getragen wird.
Auch aus technischer Sicht ist der Aufwärtstrend noch intakt. Die Experten der britischen Bank HSBC sehen aktuell beim Dax ein Kursziel von 15.300 Punkten.
Dieser weite Blick voraus birgt allerdings auch Risiken. Denn dadurch, dass viele positive Entwicklungen vorweggenommen werden, wächst das Risiko für deutliche Rücksetzer, sollten diese hohen Erwartungen nicht erfüllt werden.
US-Staatsanleihen stärker gefragt
Ein Risiko für die Märkte, das mit der Fixierung auf die Corona-Pandemie zuletzt etwas außer Blick geraten war, sind weltweite Handelskonflikte. Aktuell zeigt sich, dass unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden die Rivalität zwischen den USA und China wächst. Auch gegenüber Russland wird der Ton rauer.
Die Verschärfung der internationalen Lage wäre für den Aktienmarkt eine Belastung. Im Gegenzug könnte sie am Anleihemarkt dazu führen, dass Staatsanleihen wichtiger Industrieländer bei Investoren wieder als sicherer Hafen gefragt sind. Schon zuletzt ist die Nachfrage nach den zehnjährigen US-Staatsanleihen wieder gestiegen. Die Rendite sank von in der Spitze 1,754 Prozent auf aktuell 1,64 Prozent.
Blick auf Einzelwerte
Shop-Apotheke: Die als „Corona-Gewinner“ geltenden Aktien der Shop Apotheke waren bei Investoren gefragt. Sie zogen im MDax fast vier Prozent an. Bei der Online-Apotheke trug auf dem zuletzt gedrückten Kursniveau eine optimistische Ersteinstufung mit „Overweight“ durch die Analysten der US-Bank Morgan Stanley zur Erholung bei. Die Papiere schlugen sich damit besser als andere Pandemie-Profiteure wie Teamviewer oder Zalando, die sich im Minus bewegen.
Lufthansa: Die Aktien der Fluggesellschaft waren mit einem Minus von mehr als vier Prozent nach Porsche der größte Verlierer im MDax. Für Auslandsurlauber soll eine generelle Testpflicht zur Voraussetzung für eine Rückkehr nach Deutschland eingeführt werden, aber keine pauschale Quarantänepflicht. Am Markt wird befürchtet, dass geringe Impfraten in Europa der Reisebranche wohl noch länger zusetzen werden.
Nordex: Eine über den Erwartungen liegende Prognose für das laufende Jahr treibt Nordex an. Die Aktien des Turbinenbauers legten mehr als sieben Prozent zu. Der sehr optimistische Ausblick sei eine positive Überraschung gewesen, sagte ein Händler.
Nemetschek: Die Aktien des Bau- und Planungssoftware-Spezialisten gewannen knapp vier Prozent. Nemetschek will spätestens ab 2023 deutlich schneller wachsen.
Nachwehen des Lira-Absturzes
Die türkische Lira hat ihren Absturz offenbar verlangsamt. Die Währung des südeuropäischen Landes notierte am Dienstag zum Dollar ein Prozent leichter bei 7,864 Lira. Der Einbruch am Montag um 7,5 Prozent hatte den Großteil der Gewinne der Lira seit November 2020 zunichtegemacht.
Hintergrund war die Absetzung des Notenbankchefs Naci Agbal nach einer Zinserhöhung durch Präsident Recep Tayyip Erdogan. Angesichts der sinkenden Devisenreserven der Türkei und der hohen Inflation hatte dies das Vertrauen der Anleger erschüttert.
Auch der türkische Aktienmarkt stabilisierte sich. Nach dem größten Tagesverlust seit knapp acht Jahren am Vortag notierte der Istanbuler Aktienindex im Handelsverlauf unverändert, nachdem Anleger einige Anleger auf Schnäppchenjagd gingen.
„Wir fangen an, einige unserer Absicherungen abzubauen, da wir Chancen in einigen Aktien sehen“, sagte Semih Kara, Chief Investment Officer von Tacirler Asset Management, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Sein Fonds suche hauptsächlich nach Aktien von Exporteuren und Unternehmen mit starken Liquiditätspositionen und ohne Fremdwährungsschulden.
Die weiteren Aussichten sind aber unklar. Der Beschluss Erdogans hat gezeigt, wie instabil die geldpolitische Situation in der Türkei ist. „Gier und Angst werden die wichtigsten kurzfristigen Treiber für Investoren in der Türkei bleiben“, sagte Yerlan Syzdykov, Experte für Schwellenländer beim Vermögensverwalter Amundi.
Was die Charttechnik sagt
Der Dax ist am Dienstag nach einer schwachen Eröffnung auf ein Fünf-Tages-Tief bei 14.516 Punkten gefallen. Damit setzte er zunächstseinen kurzfristigen Abwärtstrend vom Rekordhoch bei 14.804 Punkten fort. Danach ging es allerdings bergauf.
Die erste wichtige Anlaufstelle auf der Unterseite ist das bisherige Korrekturtief der Rekordjagd in diesem Monat. Darunter bieten sich die ehemaligen Dax-Rekordmarken zwischen 14.131 Punkten, diese Marke wurde im Februar erreicht, und 14.197 Zählern aus dem Monat März für tradingorientierte Anleger als Stop-Loss-Marke an.
Mit Blick auf die Oberseite verfügt der Index über nächste Hürden bei 14.672/14.677 Punkten, 14.703/14.704 Punkten und 14.774/14.804 Punkten.
Mit Material von Reuters.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.