Dax aktuell Dax beendet letzten Handelstag der Woche im Minus – Evergrande lässt Zahlungsfrist für Anleihezinsen verstreichen
![Dax-Kurve Quelle: Bloomberg Creative/Getty Images [M]](/images/dax-kurve/27639280/19-format2020.jpg)
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt geht es wieder abwärts: Der Dax verliert am Freitag 0,7 Prozent und beendet die Handelswoche bei 15.531 Punkten. Seit dem Kursrutsch auf 15.019 Punkte am vergangenen Montag war der Leitindex zwischenzeitlich aber wieder mehr als 650 Punkte nach oben geklettert.
Das deutsche Börsenbarometer hat es mit dem Plus von 0,9 Prozent am gestrigen Donnerstag geschafft, seine alte Handelsspanne wieder zu erobern. Von Ende Juli bis Mitte September notierte der Dax zwischen 16.000 Punkten auf der Ober- und 15.500 Zählern auf der Unterseite. Diese Marke konnte der deutsche Leitindex am heutigen Tag verteidigen. Was ebenfalls positiv auffiel: Die Rückeroberung wurde zudem von hohen Handelsvolumina begleitet.
Aus technischer Sicht gilt: Sollte der Dax es weiter schaffen, die Marke von 15.800-Zählern zu überwinden, hätte der Leitindex durchaus Potenzial für ein neues Rekordhoch. Für Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Deutschland, gilt dieser Bereich als „Schlüsselmarke“. Dann wäre seiner Meinung nach der „Blitzeinbruch“ der vergangenen Tage als „V-förmige“ Umkehr zu interpretieren, was ein neues Allzeithoch jenseits von 16.030 Punkten ermöglichen würde.
Es wäre aber eine Überraschung, wenn es bei dieser kurzen Konsolidierung bleiben würde. Bislang beträgt der größte Rückschlag in diesem Börsenjahr von einem höchsten Punkt betrachtet nur etwas mehr als sechs Prozent. Konkret: Vom Rekordhoch 16.030 Punkte Mitte August rutschte der Leitindex am Montag dieser Woche auf 15.019 Punkte ab, im Jahr 2021 der bislang größte „drawdown“.
Damit wurde noch nicht einmal die Definition einer Korrektur erfüllt, das wäre erst bei einem Minus von zehn Prozent der Fall. Solch eine korrekturlose Rally gab es in den vergangenen 20 Jahren nur einmal: Das war 2003. Allerdings unter anderen Vorzeichen.
Damals war der deutsche Leitindex nach dem Platzen der Technologieblase 2001 und 2002 ausverkauft und reif für eine längere Wiedererholung. Das kann man von den Börsenjahren 2019 und auch 2020 trotz des zwischenzeitlichen Corona-Crashs nicht behaupten.
Viel Bewegung bei Einzelwerten
Mit Kursen oberhalb von 15.600 Punkten notiert die Frankfurter Benchmark nun auf einem vergleichbaren Niveau wie vor einer Woche, dem Startschuss der Konsolidierung. Ähnliches gilt auch für den Nebenwerteindex MDax.
Auch wenn die beiden Indizes insgesamt auf einem vergleichbaren Niveau liegen, gab es bei den Einzelwerten sehr viel Bewegung. Größte Gewinner dieser fünf Handelstage sind Reise- und Touristikwerte.
Im Dax stiegen Titel des Triebwerksherstellers MTU in dieser Zeit um knapp sechs Prozent, die Aktie des Flughafenbetreibers Fraport schaffte fast zehn Prozent. Auch die Lufthansa hatte den richtigen Zeitpunkt für eine Kapitalerhöhung gewählt, das Papier kletterte um 8,6 Prozent. Aktionäre des weltgrößten Touristikkonzerns Tui konnten sich sogar über einen Wertzuwachs von mehr als zwölf Prozent freuen.
Die Verlierer dieser bislang fünftägigen Konsolidierungsphase sind nicht ganz so eindeutig auszumachen. Technologiewerte und Online-Versender zählen auf jeden Fall dazu. Größter Verlierer im Dax war Neumitglied Zalando mit einem Minus von 9,2 Prozent, auch Delivery Hero gab mehr als vier Prozent nach.
Evergrande lässt Zahlungsfrist für Anleihezinsen verstreichen
Die Sorgen vor einem Zusammenbruch des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande ebben nicht ab. Die Gesellschaft ließ eine viel beachtete Zahlungsfrist für Anleihezinsen ohne Kommentar verstreichen. Evergrande-Aktien brachen am Freitag an der Börse in Hongkong um elf Prozent ein, nachdem sie am Tag zuvor noch deutlich zugelegt hatten.
Der zweitgrößte Immobilienentwickler Chinas hat Schulden von mehr als 300 Milliarden Dollar. Experten fürchten, dass ein Kollaps schwerwiegende Folgen für das chinesische Finanzsystem hat. Auch Auswirkungen in anderen Ländern halten manche für möglich.
Anleiherenditen steigen deutlich
Die Rentenmärkte sind im Korrekturmodus. Die Kurse fallen, und im Gegenzug steigen die Renditen deutlich. Die Rendite für eine zehnjährige US-Staatsanleihe klettert auf zum Dax-Schluss auf 1,453 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit Anfang Juli. Das gilt auch die zehnjährige Bundesanleihe, die sich von diesem Trend nicht abkoppeln kann. Die Rendite stieg am heutigen Freitag auf den Höchstwert von minus 0,227 Prozent.
Für Thomas Altmann gibt es gleich einen „ganzen Strauß an Gründen“. Die entscheidenden Nachrichten kommen aus den USA. „Es deutet alles darauf hin, dass die USA zahlungsfähig bleiben und ein Government-Shutdown vermieden werden kann“, meint der Vermögensverwalter. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hat signalisiert, dass die Demokraten einen Regierungsstillstand abwenden werden, indem sie ein Überbrückungsgesetz verabschieden, das keine Erhöhung der Schuldenobergrenze vorsieht. Dazu kommt, dass Anlegerinnen und Anleger ein womöglich schnelleres Tempo für Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed einpreisen.
Lira markiert neues Rekordtief zum Dollar
Am Tag nach der überraschenden Zinssenkung der türkischen Notenbank ziehen sich weitere Anleger aus der Währung des Landes zurück. Der Dollar stieg im Gegenzug um 1,1 Prozent und lag mit 8,8710 Lira knapp über dem gestrigen Rekordhoch von 8,7759 Lira.
Der Euro gewann ähnlich stark auf 10,4010 Lira und verpasste eine neue Bestmarke nur knapp. Da die Notenbank gleichzeitig auch ihr Versprechen kassierte, den Leitzins über der Inflation zu halten, unterminiere sie ihre Glaubwürdigkeit, warnt Commerzbank-Analyst Tatha Ghose. Es drohe eine Zinssenkungs- und Abwertungsspirale.
Ghose hält an der symbolischen 10,00-Prognose für den Wechselkurs zwischen Dollar und Lira fest. Das sei kein fundamental fairer Wert, sondern eine Warnung über das Ausmaß des potenziellen Abwertungsrisikos, „das durch diese undurchsichtige, inkonsistente Geldpolitik droht“.
Blick auf Einzelwerte
Finanzexpertin Navidi: „Evergrande ist keine Ausnahme”
Adidas/Puma: Enttäuschende Quartalsergebnisse und ein gesenkter Jahresausblick von Nike setzen den deutschen Rivalen Adidas und Puma zu. Die Aktien der beiden Sportartikel-Hersteller verlieren bis Handelsschluss als 2,5 (Adidas) und 3,1 Prozent.
Majorel: Anleger verkaufen die Aktien des Börsendebütanten. Die Aktien des Callcenter-Betreibers fielen am Freitag in Amsterdam um bis zu 7,6 Prozent auf 30,50 Euro. Die Bertelsmann-Tochter hatte die Papiere im Rahmen der 759 Millionen Euro schweren Emission zu je 33 Euro und damit am unteren Ende der von 32 bis 39 Euro reichenden Angebotsspanne zugeteilt. Zum Börsenschluss lag das Papier noch knapp 5,5 Prozent im Minus – bei 31,20 Euro je Aktie.
Bertelsmann reduziert durch diesen Börsengang seinen Anteil auf 38,1 von 50 Prozent, darf Majorel aber weiter voll in der Bilanz berücksichtigen. Der Kundenbetreuungs-Dienstleister war 2019 durch den Zusammenschluss der Callcenter-Aktivitäten der Bertelsmann-Tochter Arvato und des Callcenter-Betreibers Saham entstanden. Im ersten Halbjahr steigerte das Unternehmen den Umsatz auf 842 Millionen Euro.
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