Dax aktuell Dax bleibt in der Nähe des Rekordhochs – Fünf Indikatoren signalisieren eine Rally-Fortsetzung
![Dax-Kurve Quelle: Bloomberg Creative/Getty Images [M]](/images/dax-kurve/27639280/19-format2020.jpg)
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt steht weiterhin die Marke von 16.000 Punkten im Fokus. Der Dax notiert zum Handelsschluss mit 16.046 Zählern quasi unverändert. Damit bleibt das Rekordhoch vom Freitag mit 16.084 Punkten in Reichweite.
Der heutige Montag ist damit der dritte Tag in Folge, an dem der Dax oberhalb dieser psychologisch wichtigen Marke schließt. Das zeigt, dass sich die Lage positiv verändert, die Kaufbereitschaft hat zugenommen. Nach den letzten Notierungen oberhalb von 16.000 Punkten im August dieses Jahres ging der Frankfurter Benchmark stets die Luft aus, eine höhere Verkaufsbereitschaft schickte den Index schnell unter diese Marke.
Der Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt bleibt damit intakt. Für den Sentimentexperten Stephan Heibel gilt nach Auswertung der aktuellen Handelsblattumfrage Dax-Sentiment: „Es gibt keinen Grund, diese Börsenparty zu verlassen.“
Viele Indikatoren signalisieren, dass die Jahresendrally noch nicht zu Ende ist. Das sind die fünf wichtigsten:
1. Bei der Lieferkettenproblematik deutet sich Entspannung an
Zu den größten Hindernissen am Aktienmarkt zählen die Lieferengpässe. Die Folge: Waren und Dienstleistungen fehlen, es kommt zu Produktionsdrosselungen – und sogar -ausfällen. Davon ist Deutschland besonders betroffen, weil die verarbeitende Industrie hierzulande mit einem Anteil von 20 Prozent im Vergleich zu anderen Ländern vergleichsweise groß ist.
Doch es gibt einen aussagekräftigen Indikator, der ein Ende dieser Probleme signalisiert. Das ist der Baltic Dry Index, der die Entwicklung der Preise für Frachtraten von Containerschiffen wiedergibt. Dieser Index hat sich seit Oktober mehr als halbiert und ist auf den tiefsten Stand seit Anfang Juni gefallen.
Dieser Verfall der Frachtraten deutet auf größere Transportkapazitäten hin und dürfte einen weiteren Nebeneffekt nach sich ziehen. Perspektivisch dürften Unternehmen nicht mehr in dem Umfang wie derzeit ihre höheren Kosten an die Kunden weitergeben können.
Bei den Frachtraten für Container ist von dem Preissturz noch nichts zu sehen. Aber auch dort steigen die Preise seit drei Monaten bereits nicht mehr weiter an.
2. Die schönsten Börsenmonate stehen bevor
Das Börsenjahr 2021 verlief bislang nach dem klassischen Muster: Bis Ende März legte der Dax eine fulminante Rally hin, die erst im April und Mai an Dynamik verlor. Im Juni, Juli und August erreichte der Index zwar noch knapp neue Bestwerte, doch eine Rally war das nicht mehr.
Im Oktober gab es den größten Rückgang, auch wenn der mit minus sieben Prozent vergleichsweise gering ausfiel. Doch dieser Rücksetzer dürfte als Sprungbrett für die angelaufene Jahresendrally genügen, die in vielen Fällen anschließend in eine Frühjahrsrally übergeht.
Es ist unwahrscheinlich, dass es im November einen größeren Rücksetzer als im Oktober gibt. Denn der aktuelle Monat zählt in der Regel neben Dezember und März zu den erfolgreichsten Börsenmonaten des gesamten Jahres.
Anleger irren, wenn sie glauben, dass es nach einem erfolgreichen Verlauf in den ersten zehn Monaten eines Börsenjahres keine Jahresendrally mehr gibt. Genau das Gegenteil ist der Fall.
So hat Sven Lehmann, Fondsmanager von HQ Trust, ausgerechnet: „Es gibt Jahresendrallys bei Aktien – allerdings nur in guten Börsenjahren. In schlechten setzt sich die negative Performance im Mittel auch im Dezember fort.“
Aber die Schlussrally eines Jahres verläuft selten so gradlinig, wie es sich Anleger vorstellen. Es hat immer zwischenzeitliche Konsolidierungen gegeben. In diesem Jahr ist eine Korrektur, ein Minus von zehn Prozent, sehr unwahrscheinlich. Die Rally-Devise hat noch ihre Gültigkeit: „Buy the dips“, kaufe bei Rückschlägen.
3. Die Corona-Pandemie neigt sich dem Ende entgegen
Während Deutschland über neue verschärfte Regeln im Kampf gegen die Pandemie nachdenkt, kommen aus den USA ganz andere Signale. Scott Gottlieb, salopp formuliert der Christian Drosten jenseits des Atlantiks, hat in einem Interview mit CNBC gesagt: „Das Ende der Pandemie in den USA ist in Sicht.“
Die aktuellen Infektionszahlen hier in Deutschland geben das nicht her, aber die Börsen blicken ohnehin auf die Welt in sechs bis neun Monaten. Die Entwicklung in der vergangenen Handelswoche zeigt eindeutig, dass Investoren auf ein Ende der Pandemie setzen.
Denn die Aktien, die unter Corona gelitten haben, sind deutlich gestiegen. Allen voran das Lufthansa-Papier mit einem Plus von 20 Prozent, gefolgt von Flughafen-Betreiber Fraport und Autovermieter Sixt mit jeweils einem Wertzuwachs von zehn Prozent. Auch die Aktie des Ticketvermarkters CTS Eventim legte 14 Prozent zu.
4. Fallende Rohstoffpreise kommen der US-Notenbank entgegen
Die Ölpreisrally ist offenbar beendet. So ist der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent von seinem Mehrjahreshoch Ende Oktober um zwischenzeitlich mehr als sieben Prozent gefallen. Auch bei den anderen Rohstoffen wie Kohle, Naturgas oder Industriemetallen senden die rückläufigen Preise Signale der Entspannung.
Für Robert Halver, Kapitalmarktstratege bei der Baader Bank, dürfte sich die aktuell starke Nachfrage bei schwachem Angebot wieder angleichen, sobald der momentane Prozess der Wiederauffüllung der Lager abgeschlossen ist. Das wiederum dürfte zu einer geringen Inflation führen und damit den Druck auf die US-Notenbank verringern, die Zinsen schnell zu erhöhen.
Halver hält im nächsten Jahr in den USA maximal zwei Leitzinsanhebungen für möglich. „Wir sprechen von keiner harten Zinswende, sondern einem milden Zinswendchen“, meint der Stratege.
5. Fallende Renditen sorgen für Rückenwind
Der geringere Druck auf die Notenbanken, die Zinsen zu erhöhen, zeigt sich bereits am Anleihemarkt. Der Wert für eine zehnjährige US-Staatsanleihe ist mittlerweile auf 1,481 Prozent abgerutscht, noch am 21. Oktober lag diese Zahl bei rund 1,7 Prozent.
Auch die Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit konnte sich diesem Trend nicht entziehen und wird mittlerweile bei einer Rendite von minus 0,246 Prozent gehandelt. Am 1. November dieses Jahres schien sich noch eine Trendwende anzudeuten, als dieser Wert bei 0,07 Prozent lag. Doch die Hoffnungen auf positive Zinsen haben sich nicht erfüllt.
Aufmerksame Leserinnen und Leser der Börsenberichte kennen den Einfluss der Zinsentwicklung auf die unterschiedlichen Branchen am Aktienmarkt. Vereinfacht formuliert: Von steigenden Zinsen profitieren zyklische Industriewerte oder Banktitel, fallende Renditen lassen Wachstumswerte steigen. Sollten also die Zinsen weiter fallen, dürfte das einen Schub für viele Tech-Werte geben.
Allerdings sollten Anleger nicht einfach auf einen Wachstumswert setzen und/oder Geld für Zukäufe in der Hinterhand haben. Denn die Titel sind hoch bewertet, und die Beispiele Teamviewer in den vergangenen Wochen und Biontech am vergangenen Freitag sind gute Warnhinweise.
Der Softwarekonzern hat seine Prognose zusammengestrichen, die Aktie stürzte bis zu 70 Prozent ab. Und die Erfolgsmeldung des Unternehmens Pfizer, das eine Pille gegen Corona entwickelt hat, ließ die Aktie des Impfstoffherstellers Biontech am Freitag um 20 Prozent abrutschen.
Zudem sind nach Meinung von Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners die US-Indizes ähnlich stark überkauft wie im September des vergangenen Jahres. Damals ging es für den Technologieindex Nasdaq 100 innerhalb kurzer Zeit um 14 Prozent nach unten. „Die Geschichte muss sich nicht wiederholen“, meint Altmann. „Aber ein deutlicher Rückschlag sollte in diesem Umfeld niemanden überraschen.“
Blick auf Einzelwerte
Volkswagen: Nach einem negativen Analystenkommentar rutschen die Aktien ins Minus. Die Papiere des Autobauers verlieren bis zum Handelsschluss knapp drei Prozent. Die Experten der Investmentbank Jefferies haben die Titel auf „Underperform“ heruntergestuft und das Kursziel von 270 auf 170 Euro gekürzt.
Henkel: Der Konsumgüterkonzern blickt wegen hoher Rohstoff- und Transportkosten pessimistischer auf das Gesamtjahr 2021. Der Düsseldorfer Dax-Konzern rechnet nur noch mit einem Ergebnis am unteren Ende seiner Prognose. Das teilte der Hersteller von Persil, Pattex und Pritt am Montagmorgen mit. Diese Nachricht hinterlässt Spuren, die Aktie fällt um 6,5 Prozent und ist damit größter Tagesverlierer im Dax.
Covestro: Der Kunststoffhersteller Covestro erhöht nach einem Ergebnissprung im dritten Quartal seine Jahresprognose. Die Aktie legt um 0,2 Prozent zu.
Siemens Gamesa: Mit Erleichterung reagieren Anleger auf die Zahlen von Siemens Gamesa. Die Aktien des Windkraftanlagen-Bauers steigen in Madrid um knapp neun Prozent, nachdem sie in den vorangegangenen Tagen gut 18 Prozent abgestürzt waren. Nach den enttäuschenden Ergebnissen des Rivalen Vestas seien Investoren auf ein schwaches Ergebnis vorbereitet gewesen, schreibt Analyst Simon Toennessen von der Investmentbank Jefferies. Positiv sei außerdem der überraschend starke Schuldenabbau. Im Windschatten der Gamesa-Rally gewann die Mutter Siemens Energy 4,8 Prozent und der Konkurrent Nordex 5,7 Prozent.
Hochtief: Der Vorstand des Essener Konzerns hat ein Programm zum Rückkauf eigener Aktien beschlossen. Hochtief wolle bis zu 4,6 Millionen eigene Aktien - rund 6,5 Prozent des Grundkapitals - für bis zu 318 Millionen Euro zurückkaufen, teilte der Konzern mit. Aus diesem Grund steigt die Aktie um knapp zwei Prozent.
Bis zum 7. November 2022 solle das Programm beendet werden, für das noch eine Bank mandatiert werden soll. Freuen dürften sich die Hochtief-Großaktionäre ACS und Atlantia über das Programm - ihre Anteile steigen dadurch an.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.