Dax aktuell Dax erzielt Jahresgewinn von fast 16 Prozent – Erdogans Geldpolitik lässt die Kreditkosten steigen
![Dax-Kurve Quelle: Bloomberg Creative/Getty Images [M]](/images/dax-kurve/27639280/19-format2020.jpg)
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Düsseldorf Am letzten Handelstag des Jahres ist der Dax auf der Stelle getreten. Der deutsche Leitindex pendelte am Donnerstag um den Schlusskurs vom Vortag und schloss 0,2 Prozent im Plus bei 15.885 Punkten. Der Handel endete diesmal bereits um 14 Uhr.
Die Angst vor Omikron sorgte Ende November für einen Rückschlag im Dax. Inzwischen hat er sich von dem Schreck wieder erholt und liegt auf einem ähnlichem Niveau wie unmittelbar vor dem Auftauchen der neuen Corona-Virusvariante. Auf Jahressicht hat das Frankfurter Börsenbarometer 15,8 Prozent zugelegt. Damit schließt es das neunte Mal in zehn Jahren mit einem Jahresgewinn ab.
Im Jahr 2022 rechnen von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten mit neuen Rekorden. Dafür sind allerdings keine allzu großen Ausschläge nötig: Von seiner bisherigen Bestmarke von 16.290 Zählern ist der Dax zum Handelsschluss nur 2,5 Prozent entfernt.
Der Trend zeigt dabei nach oben: Durch die Kursgewinne rund um Weihnachten hat der Dax noch eine kleine Jahresendrally hingelegt. Am 20. Dezember war er bis auf 15.060 Zähler zurückgefallen, wie so oft in diesem Jahr war dieser Rücksetzer aber ein Kaufsignal. Binnen sechs Handelstagen ging es in der Spitze um knapp 900 Punkte oder sechs Prozent aufwärts, wobei der Index die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie zurückeroberte und mehrere Kurslücken schloss – jeweils ein Zeichen von Stärke.
Durch Gewinnmitnahmen am Mittwoch ist der Dax zwar wieder in den Bereich von 15.800 bis 15.850 Punkten zurückgefallen. Nach hohen Kursgewinnen in kurzer Zeit ist ein solcher Rücksetzer aber eine normale Entwicklung.
Der Bereich oberhalb von 15.800 Punkten war im vorherigen Monatsverlauf sozusagen der Deckel für die Kursentwicklung des Dax. Indem er um die Weihnachtsfeiertage über dieses Niveau gestiegen ist, ist aus diesem Widerstand eine Unterstützung geworden. Dass der Dax diesen Bereich am Donnerstag verteidigt hat, deutet auf weitere Kursgewinne hin, erklären die Charttechniker der Schweizer Großbank UBS.
Für das kommende Jahr werden Anlegerinnen und Anleger vor allem die Entwicklung der weltweiten Inflationsraten und die Zinssituation beobachten. Die US-Notenbank Fed hat aufgrund der hohen Inflation bereits eine Wende ihrer Geldpolitik eingeleitet und rechnet im kommenden Jahr mit drei Zinserhöhungen.
Experten erwarten dementsprechend ebenfalls steigende Zinsen, die auch zu steigenden Renditen bei den maßgeblichen zehnjährigen US-Staatsanleihen führen würden – einem wichtigen Konkurrenten für Aktien. Allerdings ist diese Situation nicht neu. „In den vergangenen 30 Jahren haben die Experten im Mittel 29-mal steigende Zinsen vorhergesagt“, hat Sven Lehmann ausgerechnet, Fondsmanager von HQ Trust.
„Inflation ist nicht der Feind der Aktienmärkte, sondern ihr großer Freund“
Lehmann hat die Entwicklung der Zinsen von zehnjährigen US-Staatsanleihen seit dem Jahr 1992 analysiert und mit den Schätzungen der Experten am jeweiligen Jahresende für das nächste Jahr verglichen. Das Ergebnis: „In den 29 Jahren, in denen die Zinsen hätten steigen sollen, war es nur elfmal der Fall, dass die Zinsen am Jahresende höher waren als am Jahresanfang“, erklärt Lehmann.
In 16 von diesen 29 Jahren prognostizierte die Fed Philadelphia sogar für jedes Quartal höhere Zinsen als im vorangegangenen. Zu den vorhergesagten steigenden Zinsen von Quartal zu Quartal kam es aber nur dreimal.
Blick auf Einzelwerte
Einzelwerte wurden am Donnerstag vor allem von sogenannten „Window Dressing“-Maßnahmen bewegt. Darunter verstehen Börsianer Käufe und Verkäufe von Aktien, die bis dato besonders gut beziehungsweise schlecht gelaufen sind, um in der Jahresendabrechnung möglichst gut dazustehen.
Sartorius: Die Aktien des Laborzulieferers gewannen im Dax 0,7 Prozent an Wert. Sartorius schloss das Gesamtjahr 2021 als bester Dax-Wert ab.
Infineon: Die Titel des Halbleiterkonzerns trotzten mit einem Kursanstieg um 0,7 Prozent negativen Nachrichten aus der Technologiebranche. Ein Börsianer verwies auf Warnungen von Samsung Electronics und Micron, dass der anhaltende Lockdown in der chinesischen Metropole Xi'an die Halbleiterproduktion weiter beeinträchtigen könnte. Die Region stehe für rund zehn Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten für sogenannte NAND-Chips, betonte der Experte.
Siemens Energy: Der Energiekonzern gehörte mit einem Kursminus von 1,1 Prozent zu den Verlierern im Dax. Im Jahresvergleich ist Siemens Energy Index-Schlusslicht. Die Probleme der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa sowie die anhaltende Restrukturierung in der Energietechnik machten der Siemens-Tochter 2021 schwer zu schaffen.
Erdogans Geldpolitik lässt die Kreditkosten steigen
Am Anleihemarkt zeigt sich die Schattenseite der Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, trotz der hohen Inflation auf sinkende Zinsen zu setzen. Seitdem die Zentralbank im September mit den Zinssenkungen begonnen hat, ist die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen um mehr als sieben Prozentpunkte gestiegen, hat der Finanzdienst Bloomberg ausgerechnet.
Am Mittwoch erreichte sie ein Rekordhoch von 24,9 Prozent, am Donnerstag lagen sie mit 24,7 Prozent nur knapp darunter. Diese Entwicklung zeigt, dass die Anleger Bedenken haben, dass die Geldpolitik zu locker ist, um die Inflation einzudämmen.
Erdogan übt fortlaufend Druck auf die Notenbank aus, um den Leitzins weiter zu senken – in den vergangenen vier Monaten um 500 Basispunkte auf 14 Prozent. Erdogan ist entgegen der gängigen Wirtschaftstheorien der Ansicht, dass niedrige Zinsen die Inflation dämpfen, und hat bereits mehrfach ranghohe Notenbanker entlassen, die sich seinem Kurs widersetzt haben.
Auch die türkische Lira steht gegenüber dem Euro und dem Dollar wieder verstärkt unter Druck. Börsianer verwiesen auf das schwindende Vertrauen der Anleger in die Maßnahmen der türkischen Notenbank zur Stabilisierung der Lira. Der Euro stieg um bis zu fünf Prozent auf 15,132 Lira, der Dollar um bis zu sechs Prozent auf 13,417 Lira.
Der türkische Finanzminister Nureddin Nebati zweifelte unterdessen in einem Interview mit dem Sender CNN Türk am Mittwochabend die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed an und sorgte damit für Irritation. Auf die Frage des Journalisten, ob Nebati glaube, dass die US-Notenbank den Anweisungen von US-Präsident Joe Biden folge, antwortete der Minister, wenn es um die Interessen der USA gehe, könne das durchaus sein.
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